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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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müssen, sah er Clyntahn doch in seinem Augenwinkel, und die Zufriedenheit, die der Vikar nur mühsam hinter einer ernsten Miene zu verbergen suchte, war unverkennbar. Er wusste, was nun kommen würde, schließlich hatte Dynnys es ihm versprochen.
    Pech gehabt, Euer Exzellenz, dachte der verurteilte, ehemalige Erzbischof, und ihn durchfuhr eine gewisse grimmige, kalte, verängstigte Aufregung. Einige Dinge sind wichtiger als das, was Ihr wünscht … und warum sollte ein verurteilter Ketzer ein Versprechen halten, das er einem so verlogenen Mistkerl wie Euch gegeben hat?
    »Ein wahrer Hirte ist bereit, für seine Herde zu sterben. Wie der Erzengel Langhorne selbst gesagt hat: ›Es gibt keine größere Liebe als die eines Mannes, der bereit ist, für andere sein Leben hinzugeben‹, und als Erzbischof von Charis hätte ich bereit und willens sein müssen, auf Langhornes Worte auch zu hören. Doch ich war es nicht. Ich fürchtete die persönlichen Konsequenzen meiner Fehler als Kind Gottes und als Erzbischof von Mutter Kirche. Und darum habe ich, als Vikar Zahmsyn zu mir kam und mir seine Sorgen, seine Befürchtungen und seine Ängste dargelegt hat, die jene Berichte anderer über Charis in ihm geweckt haben, ihm nicht gesagt, dass jeder einzelne jener Berichte nichts als Lügen waren.« Erstaunt riss Ailysa die Augen auf. Sie musste sich verhört haben! Er konnte doch unmöglich gesagt haben …
    Sie blickte zu Clyntahn hinüber und sah, wie dem Würdenträger das Blut ins Gesicht geschossen war, sah den unverhohlenen Zorn, und sie wusste, dass sie sich nicht im Mindesten verhört hatte. »Statt ihm zu sagen, dass die Behauptungen, im Reiche Charis sei es zu Ketzerei, zu Abtrünnigkeit und zu Übertretungen der Ächtungen der Jwo-jeng gekommen, nichts als Lügen waren, gefälschte Berichte, erlogen von den Feinden von Charis und von bestechlichen Priestern im Dienste von Mutter Kirche durch den ganzen Tempel getragen, wofür sie im Gegenzug von eben jenen Feinden von Charis Gold erhielten, habe ich ihm zugesagt, die Vorkommnisse zu untersuchen. Ein Exempel an jenen zu statuieren, die fälschlicherweise der Sündhaftigkeit bezichtigt wurden. Und ich war fest entschlossen, dieses Versprechen auch zu halten.«
    Dynnys zwang sich dazu, weiterhin ruhig und deutlich zu sprechen. In völligem Unglauben schienen Clyntahn und seine Inquisitoren wie erstarrt, zumindest kurzzeitig, und Dynnys blickte auf die ebenso betäubt schweigende Menschenmenge auf dem Platz der Märtyrer hinunter und ergriff dann erneut das Wort.
    »Ich selbst verdiene voll und ganz die Strafe, die ich an diesem Tag erleiden soll. Hätte ich die Pflichten meiner Erzdiözese gegenüber erfüllt, so wären Tausende womöglich nicht gestorben, und weitere Tausende würden nicht noch ihr Leben verlieren. Aber was auch immer ich verdienen mag, Euer Exzellenz, welche Strafe mir auch immer angemessen sein mag: Die Seelen, die Ihr und der Rat der Vikare mir anvertraut haben, sind, wie Ihr sehr wohl wisst, unschuldig. Sie haben die Taten, die Ihr ihnen anlastet, nicht begangen. Ihr einziges Vergehen, ihre einzige Sünde, bestand darin, sich und ihre Familien gegen Vergewaltigung, Mord und Zerstörung zur Wehr zu setzen, befohlen durch jene korrupten und gierigen …«
    Schließlich reagierte doch einer der Inquisitoren. Er wirbelte zu Dynnys herum und schlug dem ehemaligen Erzbischof die Faust ins Gesicht. Die stählernen Nieten seines Handschuhs ließen Dynnys’ Lippen aufplatzen. Der Schlag war so heftig, dass sein Kiefer an mindestens drei Stellen gleichzeitig brach. Erayk Dynnys sank in die Knie, fast bewusstlos, und Clyntahn deutete mit dem ausgestreckten Finger auf ihn. Es war die Geste endgültiger Verdammnis.
    »Gotteslästerer! Wie kannst du es wagen, dich dem Willen und dem Plan Gottes selbst entgegenzustellen? Du Diener Shan-weis, mit jedem deiner Worte stellst du selbst deine Schuld und die Ewige Verdammnis unter Beweis! Wir verstoßen dich, wir verdammen dich in die ewige Finsternis, in jene Ecke der Hölle, die deiner schwarzen Herrin vorbehalten ist! Wir streichen deinen Namen aus der Liste der Kinder Gottes und verstoßen dich für alle Zeiten aus der Gemeinschaft der erlösten Seelen!«
    Er trat zurück, und die Oberpriester packten den halb bewusstlosen, blutüberströmten Mann, der einst der Erzbischof von Charis gewesen war. Mit Schwung wuchteten sie ihn wieder auf die Beine, dann rissen sie ihm den sackleinenen Umhang herunter. Nackt und

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