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Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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der leicht hervorstehenden Tastatur konnte man mit Lichtgeschwindigkeit mit jedem auf der Erde oder im Raum Kontakt aufnehmen, der erreichbar sein wollte; Kontakt zu Personen, die nicht erreichbar sein wollten, dauerte etwas länger. Hier war der Zugang zu enormen Datenbibliotheken ›Zugang zu geschützten Dateien dauerte etwas länger‹. Hiermit konnte man Geld leihen oder verleihen, Schulden bezahlen, investieren, wetten, alle vorstellbaren zugelassenen Waren oder Dienstleistungen kaufen oder einfach Geld verschenken ›die Abfertigung anderer Waren, Dienste oder Transaktionen dauerte etwas länger‹. Das einzige, was der Kunde brauchte, war eine gültige Identifikationsmagnetkarte und ausreichend Kredit auf einem registrierten Konto.
    Die Magnetkarte, die Sparta gestohlen hatte, besaß sie nicht mehr, sie hatte sie gleich vor der Tür des Gasthauses in den Bergen in den Schnee geworfen, denn sie hatte nicht die Absicht, eine Spur aus gesetzwidrigen Transaktionen zu hinterlassen. Aber in der intimen Abgeschlossenheit einer Informationszelle – eine Art Abgeschlossenheit, die nur ein Ort vermitteln konnte, der von Menschenmassen umgeben war – war das Fehlen einer Magnetkarte nicht ihre größte Sorge.
    Genau wie der lange Kampf zwischen Leuten, die Panzerungen entwerfen, und denen, die panzerbrechende Geschosse entwerfen, war auch der lange Kampf zwischen denjenigen, die Software entwerfen, und den Leuten, die sie zu knacken versuchen, eine endlose Spirale der Evolution. In diesen Tagen des späten 21. Jahrhunderts war es selbst für Leute mit Insider-Wissen nicht einfach, mit den Programmen, die für öffentlich zugängliche Dateien zuständig waren, herumzuspielen.
    Dennoch war Sparta überzeugt, daß auch dies zu den Dingen gehörte, für die sie ausgebildet worden war – zu welchem Zweck, wußte sie nicht mehr. Wenn sie ihre Finger tief in die Magnetkarten Öffnung steckte, konnte sie die Codierung umgehen.
    Aber leider gab es dort keine glitzernden Informationslandschaften, keine hübschen, kristallinen Datenstrukturen, weder glimmernde Interferenz- noch Bedeutungsknotenpunkte. Elektrizität birgt keine Bilder außer denen, die verschlüsselt eingegeben worden sind – Licht übrigens auch nicht –, und die Bilder, die es dort gibt, müssen erst durch außenliegende Analoggeräte gefiltert werden, unter Zuhilfenahme gesteuerter Lichtstrahlen, schimmernden Phosphors, lichtempfindlich gemachter Dioden, sich windender, flüssiger Magnetfelder und einem Raster. Aber obwohl es keine Bilder innerhalb der Elektrizität gibt, so gibt es doch Beziehungen. Es gibt Muster, Harmonien, Konfigurationen.
    Datenströme sind Zahlen, riesige Mengen riesiger Zahlen, noch gewaltigere Mengen kleinerer Zahlen, eine im Grunde genommen unendliche Anzahl von Bits. Der Versuch, auch nur einen Teil dieses Stroms sichtbar zu machen, übersteigt die Kapazität jedes allgemein anwendbaren Systems, das je entstanden ist. Geruch und Geschmack sind etwas anderes. Der Tastsinn ist etwas anderes. Das Gespür für Harmonie ist etwas anderes. All diese Sinne reagieren heftig auf Muster, und da es hochentwickelte Analoge dieser Muster gibt, sind einige Menschen in der Lage, sich an Zahlen zu erfreuen. Rechenkünstler – Genies, und noch häufiger idiots savants – treten ganz natürlich in jeder Altersstufe auf; um einen bewußt zu erschaffen, ist schon einen an ein Wunder grenzenden Zugriff auf die spezielle Neurologie eines Zahlenbegabten vonnöten. Bis jetzt war diese Ziel nur ein einziges Mal erreicht worden.
    Sparta wußte das nicht einmal. Sie war wie alle guten Rechner von den Primzahlen fasziniert; außerdem fiel ihr der Umgang mit ihnen leicht. Im Gegensatz zu anderen guten Rechnern beherbergte ihre rechte Gehirnhälfte künstliche Nervenstrukturen, die die Menge und Größe der Primzahlen, mit denen sie umgehen konnte, enorm erweiterte. Es waren Strukturen, von deren Existenz sie noch nichts wußte, selbst dann nicht, wenn sie sich ihrer bediente. Es ist keinesfalls reiner Zufall, daß Datencodierungssysteme häufig mit Schlüsseln aus riesigen Primzahlen arbeiten.
    Sparta saß still in der Denver-Informationszelle, beobachtete den Horizontalbildschirm und schien den Tanz der Alphanumera zu studieren. Die verschwommenen Symbole auf dem Bildschirm hatten jedoch keinerlei Bedeutung, denn Spartas Suche erstreckte sich weit über die Schnittstelle hinaus und folgte dem scharfen Klang eines vertrauten Kennworts durch das Netzwerk der

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