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Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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ausgekommen – wie die meisten etwas dickeren Männer war McNeil gutmütig und unkompliziert –, aber jetzt hatte Grant feststellen müssen, daß es McNeil an Haltung fehlte. Er war offensichtlich durch einen zu langen Aufenthalt im Raum körperlich und geistig verweichlicht.

10
    Die Parabolantenne auf dem Kommunikationsausleger war auf die schimmernde Venus gerichtet, die weniger als zwanzig Millionen Kilometer entfernt war und deren Weg sich mit dem des Schiffs kreuzen würde. Am Schaltpult ertönte ein Geräusch, um anzuzeigen, daß man ein Signal von Port Hesperus aufgefangen hatte.
    Physisch würden sich ihre Wege erst in einem Monat kreuzen, aber die Drei-Millimeter-Wellen des Schiffsenders schafften die Strecke in weniger als einer Minute. Eine Radiowelle müßte man sein.
    Grant bestätigte das ›Bitte kommen‹ und begann ohne Unterbrechung und, wie er hoffte, recht leidenschaftslos zu sprechen. Er übermittelte eine vorsichtige Analyse der Situation, fügte per Telemetrie alle sachdienlichen Daten bei und beendete seine Rede mit der Bitte um einen Rat. Über seine Befürchtungen wegen McNeil sagte er nichts. Bestimmt verfolgte der Ingenieur die Sendung.
    Und auf Port Hesperus – der Station auf der Umlaufbahn um die Venus – stand die Bombe kurz vor der Explosion. Als die Videoschirme und Fernkopierer die Meldung aufnahmen: »STERNENKÖNIGIN IN GEFAHR«, löste das in der gesamten bewohnten Welt eine Welle von Sympathie aus. Ein Unfall im Weltraum hat etwas Dramatisches an sich, das leicht alle anderen Nachrichten verdrängt. Zumindest, bis man die Leichen gezählt hat.
    Die tatsächliche Antwort von Port Hesperus war weniger dramatisch und kam, so schnell es die Lichtgeschwindigkeit zuließ: »Kontrollstelle Port Hesperus an Sternenkönigin, haben Ihre Notlage erfaßt. Werden Ihnen in Kürze einen ausführlichen Fragenkatalog übermitteln. Bitte bleiben Sie auf Empfang.«
    Sie blieben auf Empfang. Was hätten sie auch sonst tun sollen.
    Grant ließ den Fragenkatalog gleich beim Eintreffen ausdrucken. Es dauerte fast ein Stunde, bis die Nachricht durch den Drucker gelaufen war. Der Fragenkatalog war so detailliert, so extrem – fast muß man sagen außergewöhnlich – detailliert, daß Grant sich mürrisch fragte, ob er und McNeil überhaupt lange genug leben würden, um ihn beantworten zu können. Also mehr oder weniger zwei Wochen.
    Die meisten Fragen waren technischer Natur und betrafen den Zustand des Schiffs. Grant bezweifelte nicht, daß die Experten auf der Erde und der Venusstation sich ihr Gehirn zermarterten, um die Sternenkönigin und ihre Ladung zu retten. Vielleicht vor allem die Ladung.
    »Was meinst du?« fragte Grant McNeil, als der Ingenieur die Nachricht überflogen hatte. Er beobachtete McNeil jetzt ganz genau und versuchte, das kleinste Anzeichen von Streß zu entdecken.
    Nach einer langen und anstrengenden Pause zuckte McNeil mit den Schultern. Seine ersten Worte entsprachen genau Grants Gedanken. »Zumindest sind wir erst mal beschäftigt. Ich glaube kaum, daß wir in einem Tag damit fertig werden. Außerdem finde ich die Hälfte der Fragen völlig verrückt.«
    Grant nickte, sagte aber nichts. Er ließ McNeil aussprechen.
    »Sauerstoffverlust in der Mannschaftskapsel – klingt ganz vernünftig, aber das haben wir ihnen doch schon gesagt. Und was wollen sie mit der Effizienz des Schutzschildes?«
    »Könnte etwas mit der Erosion der Versiegelung zu tun haben«, murmelte Grant.
    McNeil sah ihn an. »Wenn du mich fragst, die versuchen, uns bei guter Laune zu halten und tun so, als hätten die eine oder andere gute Idee. Und inzwischen sollen wir uns beschäftigen, damit wir keine Zeit haben, uns Sorgen zu machen.«
    Grant betrachtete McNeil mit einer seltsamen Mischung aus Ärger und Erleichterung – Erleichterung, weil der Schotte keinen Wutanfall bekommen hatte, und Ärger, weil er andererseits jetzt so verdammt ruhig tat. War der vorübergehende Zusammenbruch nach dem Einschlagen des Meteoriten typisch für diesen Mann gewesen? Oder hätte das jedem passieren können? Grant sah die Welt gerne in Schwarzweiß und ärgerte sich jetzt, weil er einfach nicht entscheiden konnte, ob McNeil sich mutig oder feige verhielt. Daß vielleicht beides der Fall sein könnte, kam ihm nicht in den Sinn.
     
    Im All ist die Zeit zeitlos. Auf der Erde gibt es die riesige Uhr des sich drehenden Globus, die die Stunden angibt und ganze Kontinente als Zeiger hat. Selbst auf dem Mond kriechen die

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