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Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Sauerstoff.
    35 Tageseinheiten Sauerstoff …
    Der Sauerstoffvorrat reichte für zwei Männer ungefähr zweieinhalb Wochen. Bis zur Venus waren es noch drei Wochen. Man brauchte kein Rechengenie zu sein, um zu erkennen, daß nur einer, und zwar einer allein, überleben und Port Hesperus erreichen konnte.
    Vier Tage waren vergangen. Die allgemein anerkannte Frist lief in 13 Tagen ab, die unausgesprochene aber bereits in zehn. Denn zwei Männer konnten noch weitere zehn Tage atmen, ohne die Chance dessen zu gefährden, der möglicherweise alleine überleben würde. Nach Ablauf dieser zehn Tage konnte nur noch einer allein darauf hoffen, die Venus zu erreichen. Einem unbeteiligten Beobachter kam die Situation vielleicht höchst verwickelt vor. Grant und McNeil waren aber nicht unbeteiligt. Selbst unter den günstigsten Umständen ist es für zwei Leute nicht leicht, in aller Freundschaft zu entscheiden, wer von den beiden Selbstmord begehen soll; noch schwieriger ist es, wenn sie nicht mal mehr miteinander reden.
    Grant wollte vollkommen fair sein. So, wie er die Dinge sah, blieb ihm also nichts übrig, als zu warten, bis McNeil wieder nüchtern war und aus seiner Kabine herauskam, dann wollte er es ihm direkt ins Gesicht sagen.
    Während ihm diese Gedanken durch den Kopf wirbelten, starrte Grant durch die Fenster des Steuerdecks in das sternenübersäte Universum hinaus. Tausende und aber Tausende einzelner Sterne und selbst die undeutlichen Spiralnebel sah er, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte. Die Erkenntnis einer gewissen Transzendenz bewegte ihn –
    – das gesprochene Wort würde dem mit Sicherheit nicht gerecht werden.
    Nun, dann wollte er McNeil einen Brief schreiben. Und zwar am besten sofort, solange sie wenigstens noch diplomatisch miteinander verkehrten. Er klemmte ein Blatt Schreibpapier auf seine Unterlage und setzte an: »Lieber McNeil.« Er zögerte, sein Kugelschreiber schwebte über dem Papier. Dann riß er das Blatt heraus und begann erneut: »McNeil.« Er brauchte fast drei Stunden, um alles, was er sagen wollte, zu Papier zu bringen, und selbst dann war er noch nicht vollkommen zufrieden. Schließlich hörte er auf; er faltete den Brief zusammen und versiegelte ihn mit einem Klebestreifen. Er nahm den Brief, verließ das Steuerdeck und schloß sich in seiner Kabine ein. Die eigentliche Übergabe des Briefes konnte noch ein oder zwei Tage warten.
     
    Wohl nur ein paar der Milliarden von Videosüchtigen auf der Erde – oder den Tausenden auf Port Hesperus, dem Mars, im Hauptgürtel und auf den kolonialisierten Monden – konnte sich eine halbwegs der Wahrheit entsprechende Vorstellung von dem machen, was sich in den Köpfen der zwei Männern an Bord der Sternenkönigin abspielte. Die öffentlichen Medien waren voll von Rettungsplänen. Man hatte alle möglichen pensionierten Raumschiffpiloten und Science-Fiction-Autoren zusammengetrommelt, die über Radiowellen verbreiteten, wie Grant und McNeil sich ihrer Meinung nach verhalten sollten. Die Männer, die dieses ganze Durcheinander verursacht hatten, hüteten sich klugerweise davor, dem Gehör zu schenken.
    Die Raumkontrolle auf Port Hesperus war etwas diskreter. Wenn man auch nur ein wenig Anstand besaß, konnte man Männern in der Todeszelle schlecht Worte der Ermunterung oder Ratschläge übermitteln. Auch dann nicht, wenn noch eine gewisse Unsicherheit über das genaue Datum der Hinrichtung bestand. Aus diesem Grund begnügte sich die Raumkontrolle jeden Tag mit ein paar emotional neutralen Nachrichten – sie übertrugen das Neueste vom Krieg in Südasien, dem sich verschärfenden Streit im Hauptgürtel, den neuen Bergarbeiterstreiks auf der Venus, dem Gezänk um die Zensur von ›Solange Rom brennt‹, den man gerade in Moskau verboten hatte …
    Abgesehen von einer gewissen Förmlichkeit der beiden Männer im Umgang miteinander, ging das Leben auf der Sternenkönigin fast unverändert weiter, nachdem McNeil – vollkommen verkatert – wieder aus seiner Kabine gekommen war. Grant hingegen hatte einen großen Teil seiner Zeit auf dem Steuerdeck damit verbracht, Briefe an seine Frau zu schreiben. Lange Briefe. Je länger, desto besser … Wenn er gewollt hätte, hätte er mit ihr sprechen können, aber der Gedanke, daß all diese Sensationssüchtigen ihn dabei belauschen konnten, hielt ihn davon ab. Unglücklicherweise gab es keine wirklich privaten Leitungen im Raum.
    Und dann dieser Brief an McNeil. Warum übergab er ihn nicht und

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