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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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als nur ihr Interesse, junge Talente zu fördern, und auch das war nur ein seltsamer Zufall: Die Vorfahren aller Tappers hatten England im 17. Jahrhundert verlassen müssen, nachdem man sie als ›Ranters‹ inhaftiert hatte.
     
    Als Blake nach London zog, setzte er seine Nachforschungen fort. In demselben Lesesaal, in dem Karl Marx ›Das Kapital‹ geschrieben hatte, stieß er auf erschreckendes Material über die Ranters.
    Zur Zeit Cromwells, so schrieb ein bestürzter Beobachter, ›kamen die Ketzer in Schwärmen über uns wie die Heuschrecken über Ägypten‹. Als besonders lästig galten die Ranters, die sich in London konzentriert hatten und für ihre Krawalle, Zechgelage und obszönen Exzesse berüchtigt waren – aber auch für ihre scheinbar unschuldigen Parolen, die für Eingeweihte eine ganz besondere Bedeutung hatten, wie zum Beispiel ›alles ist gut‹. Ranters verabscheuten traditionelle Formen der Religion und verkündeten lautstark und voller Vehemenz, daß Gott in jeder Kreatur und jede Kreatur Gott sei. Wie ihre Zeitgenossen, die Diggers, waren sie überzeugt, daß alle Menschen den gleichen Anspruch auf Grundbesitz und Eigentum hatten und man eine ›Gütergemeinschaft‹ schaffen sollte. Aber nicht nur an Gütern und Land sollten alle beteiligt werden. ›Wir sind rein, sagen sie, und so ist uns alles rein, auch Ehebruch und Geschlechtsverkehr, etc …‹
    Die Behörden gingen unerbittlich gegen sie vor. Einige Ranters starben im Gefängnis. Einige sagten sich von ihrem Bekenntnis los, viele traten zu den eher sanftmütigen Quäkern über. Einige wurden in den Untergrund getrieben, übernahmen Geheimsprachen und setzten ihre Propaganda und ihre Rekrutierungen fort. Offenbar hatten auch einige ihr Glück in der Neuen Welt versucht.
    Sie führten das Vermächtnis einer mit aller Macht unterdrückten Irrlehre fort, die sich seit dem ersten Jahrtausend hartnäckig in Europa gehalten hatte, sich zur Zeit ihrer Blüte als Bruderschaft des Freien Geistes bezeichnete und deren Anhänger sich prophetae nannten. Die großen Themen dieser Hoffnung erweckenden Irrlehre waren Liebe, Freiheit und die Kraft der Humanität. Ihre Träume konnte man in den Büchern der biblischen Propheten nachlesen, die 800 Jahre vor Christi Geburt geschrieben worden waren, und sie kehrten in den Büchern Daniel, im Buch der Offenbarung und vielen weit apokrypheren Texten wieder. Diese apokalyptischen Visionen verkündeten die Ankunft eines übermenschlichen Retters, der den Menschen die Macht und die Freiheit von Göttern bringen und das Paradies auf Erden schaffen sollte.
    Die Brüder des Freien Geistes jedoch hatten für derartige Visionen nicht genug Geduld, sie wollten das Paradies bereits jetzt. So erhoben sie sich in Nordeuropa wiederholt in bewaffneten Aufständen gegen ihre Feudalherren und die kirchlichen Autoritäten. Im Jahr 1580 wurde die Bewegung zerschmettert, jedoch nicht völlig ausgelöscht. Gelehrte verfolgten später ihre Spuren bis zu Nietzsche, Lenin, Hitler – zwar nicht als lebendigen Kult, aber doch, was bestimmte Einflüsse anbelangte.
    Aus dem, was er über die Tappers wußte, schloß Blake, daß der Freie Geist immer noch lebendig war, und zwar nicht nur als Idee, sondern als Organisation, vielleicht sogar als eine Vielzahl von Organisationen. Die Tappers unterhielten Kontakte zu Gesinnungsgenossen auf anderen Kontinenten, auf anderen Planeten, auf den Raumstationen, den Monden und Asteroiden.
    Was hatten sie vor?
    Was immer das ein mochte, SPARTA hatte etwas damit zu tun, und auch die Frau, die sich jetzt Ellen Troy nannte. Aber Blakes Versuche, auf dem Weg der üblichen Nachforschungen mehr darüber in Erfahrung zu bringen, waren immer an einer Wand aus Schweigen gescheitert.
    In Paris gab es eine humanitäre Gesellschaft, die unter dem Namen Athanasier bekannt war. Sie hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die Hungernden mit Essen zu versorgen oder zumindest einige wenige Auserwählte. Unter der gleichen Adresse firmierte ein kleiner Verlag, der sich auf archäologische Veröffentlichungen spezialisiert hatte, angefangen von gelehrten Arbeiten bis hin zu Kaffeehauswälzern voller Farbholos von den alten Ruinen, alles in allem eine einzige Verherrlichung des alten Ägypten. Einer der Tappers saß im Aufsichtsrat der kleinen Gesellschaft, die sich Editions Lequeu nannte.
    Blake spürte noch eine weitere Verbindung auf: Athanasius bedeutete ›unsterblich‹ auf griechisch, gleichzeitig war es aber

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