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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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auch der Vorname eines alten Hieroglyphengelehrten gewesen, des Jesuiten Athanasius Kircher. Als ihn die Geschäfte von Sotheby’s in die Bibliotheque Nationale in Paris führten, machte Blake sich diesen ausgezeichneten Vorwand für einige private Recherchen vor Ort zunutze …
     
    Blake schlenderte über die breiten Gehwege des Boule Mich. Die riesigen grünen Kastanienblätter breiteten sich wie fünffingrige Hände über seinem Kopf aus. Helles Sonnenlicht sprenkelte die tiefen Schatten unter den Bäumen. Das Licht hatte einen grünlichen Schimmer. Während er dahinwanderte, überlegte er sich, wie er vorgehen sollte.
    Städtische Universitäten haben schon immer viele Obdachlose angezogen, und Paris war da nie eine Ausnahme. Eine Frau kam auf Blake zu. Sie trug vornehme Lumpen, war vielleicht 30 Jahre alt und runzlig wie ein alter Apfel, jedoch vor nicht allzulanger Zeit noch eine Schönheit gewesen. »Sprechen Sie Englisch?« fragte sie auf englisch, und dann, immer noch auf englisch: »Sprechen Sie Holländisch?« Blake drückte ihr ein paar bunte Geldscheine in die Hand, die sie sofort hinter dem Gummiband ihres Rockes verschwinden ließ. »Merci, monsieur, merci beaucoup.« Und dann wieder auf englisch: »Aber passen Sie auf Ihre Brieftasche auf, Sir, die Afrikaner werden Ihnen die Taschen ausräumen. Die Straßen sind voll von ihnen, sie sind so schwarz, so groß, Sie müssen sich in acht nehmen …«
    Er schlenderte an einem Straßencafe vorbei, in dem eine Frau mit verschmiertem Gesicht und wild zerzausten Haaren die Gäste mit einer Shirley Temple-Imitation unterhielt; mit geradezu dämonischer Energie führte sie den Steptanz aus ›The Good Ship Lollipop‹ auf. Man warf ihr Geld zu, aber erst als sie ihre seltsame Darbietung beendet hatte, war sie bereit zu verschwinden.
    Ein großer Schwarzafrikaner trat auf ihn zu und wollte ihm einen Vogelstimmenimitator zum Aufziehen andrehen.
    Eine Reihe junger Männer Anfang Zwanzig mit Bart und mit braungebrannten Gesichtern voller aufgeplatzter roter Bläschen saß auf dem Pflaster an den Zaun der Jardins du Luxembourg gelehnt. Sie boten ihm nichts an und wollten wohl auch nichts von ihm.
    Blake kam zum Montparnasse. Ein Ring aus Hochhäusern ragte am Horizont auf und umgab die jahrhundertealten Dächer der Innenstadt wie eine Palisade. Dieser Wall aus Beton und Glas wehrte jegliche Brise ab und hielt die feuchte Sommerluft im Seinebecken gefangen.
    Um ihn herum strömte unablässig der typisch pariserische Verkehr, er war jetzt weniger laut und umweltfreundlicher, seit die Autos und Roller elektrisch fuhren, aber immer noch genauso halsbrecherisch und aggressiv wie ehedem. Das ständige Zischen der Reifen wurde von unaufhörlichem Geblöke und Gehupe begleitet, mit dem die Fahrer einander aus der Spur zu drängen oder den Weg abzuschneiden versuchten. Paris, Stadt des Lichts.
    Blake machte kehrt und ging denselben Weg zurück. Diesmal versuchte der Afrikaner nicht, ihm den Vogelstimmenimitator zu verkaufen. Shirley Temple begann gerade ein Stück weiter unten auf dem Boulevard mit einer neuen Show. Die runzlige Frau sprach ihn wieder an, sie hatte bereits alles vergessen. »Sprechen Sie Englisch? Sprechen Sie Holländisch?«
    Blake wußte, was er als nächstes zu tun hatte – er mußte einen Weg finden, wie er sich Zutritt zu dem Freien Geist verschaffen konnte. Zwar kannten die Tappers Blake Redfield viel zu gut, die anderen Zweigstellen dieses internationalen Kults fischten jedoch in anderen Gewässern. Die vielen umherziehenden jungen Leute in Europa waren ein unerschöpfliches Reservoir für gefügige Seelen. Nach drei Tagen in Paris hatte Blake keinen Zweifel mehr, daß die Editions Lequeu und die Athanasianische Gesellschaft ein und dieselbe Organisation waren. Bestimmt hielten die Athanasier einen Herumtreiber mit einem Ägyptenfimmel für einen besonders guten Fang.
    Bevor Blake jedoch seinen Plan in die Tat umsetzen konnte, mußte er noch einmal zurück nach London und ein unerledigtes Geschäft zu Ende bringen …
     
    Seit Blake Ellen Troy im Grand Central Conservatory wiedergesehen hatte, waren beinahe zwei Jahre vergangen. Blake hatte sich bereit erklärt, auf einer Auktion bei Sotheby’s einen Käufer aus Port Hesperus zu vertreten, und hatte erfolgreich eine äußerst wertvolle Ausgabe der ›Sieben Säulen der Weisheit‹ von T.E. Lawrence ersteigern können. Als anschließend der Raumfrachter Sternenkönigin das Buch nach Port Hesperus

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