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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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sind bereits weitere HLMRs unterwegs, GAZ ungefähr 40 Minuten.«
    »Ich melde mich, sobald ich Kontakt aufgenommen habe. Fürs erste war’s das.«
    Seit dem letzten Signal der Bodenexpedition waren fast zwei Stunden vergangen. Vor 24 Stunden waren sie bei der Dragon-Basis gelandet und waren in einem Rover, wie Sparta ihn jetzt fuhr, zu ihrem Ziel aufgebrochen. Schon bald hatten sie die erste von aller Voraussicht nach zahlreichen atemberaubenden Entdeckungen gemacht. Von derartiger Begeisterung war jetzt nichts mehr zu spüren. Sie konnten froh sein, dort lebend wieder herauszukommen.
    Sparta suchte sich vorsichtig einen Weg durch den äußerst engen Kanal. Vor langer Zeit war diese Ebene mit einem schimmernden Film aus Wasser überzogen gewesen, über den beinahe unmerkliche Gezeiten hinweggegangen waren. Jetzt bestand sie nur noch aus einer Schicht orangefarbenen Sandsteins, deren Oberfläche von der Bodenerosion zerfurcht war. Sparta fand das Gefühl eigenartig, ihre Füße in die zerbröckelnde Steinkruste zu setzen und beim Vorwärtsgehen träge Staubwolken aufzuwirbeln.
    Augenscheinlich trennte nichts Spartas Empfindungen von der Welt, durch die sie sich bewegte. Die Augen des sieben Meter langen Rovers waren ihre Augen – oder hätten es zumindest gut sein können. Durch diamantene Linsen, die für einen Rundumblick sorgten, sah sie direkt in die dichte Atmosphäre der Venus. Die sechs Gelenkbeine und Krallen gehörten ihr – selbst die beiden, die aus ihrem Mittelteil hervorwuchsen – und sogar die Haut aus rostfreiem Stahl und das Titaniumskelett empfand sie als Teile ihres Körpers. Und der Kernreaktor, den sie ganz wirklichkeitsnah in ihrem Unterleib spürte, erzeugte eine Wärme, die auch von einem guten Essen hätte stammen können.
    Die Frau mit der Figur einer Tänzerin, klein und schmächtig, saß tatsächlich vorne in dem Fahrzeug in einer Doppelkugel aus aluminiumbedampftem Titan. Es war eine Art Taucherkugel mit einer Einstiegsluke oben und ansonsten ohne Fenster. Jedoch sorgte eine computergesteuerte künstliche Wirklichkeit dafür, daß sie sich ebensogut für ein auf dem Planeten geborenes nacktes Wesen hätte halten können. Wollte sie gehen, brauchte sie es nur zu wollen. Laserstrahlen in ihrem undurchsichtigen Helm verfolgten die Bewegungen ihrer Augen. In ihren hautengen Kontrollanzug eingelassene mikroskopisch kleine Druckmesser erfaßten und verstärkten alle ihre Körperbewegungen. Ein Rundum-Akustiksystem, Retinaprojektionen und das orthotaktile Gewebe ihres Anzugs sowie 200 Drucküberträger, 100 Hitzeaustauscher und 1000 chemische Synapsen pro Quadratzentimeter ermöglichten ihr einen lebhaften Eindruck von der Außenwelt.
    Es war natürlich nicht zu vermeiden, daß bei der Übertragung etwas verlorenging. Für das zarte menschliche Wesen in der Glocke wurde die Außentemperatur von beinahe 750 Kelvin – genug, um Typometall zu erweichen – auf die eines lauen Frühlingsmorgens herabgemildert. Die Luft draußen bestand beinahe aus reinem Kohlendioxid, das nur von einigen seltenen Gasen durchsetzt war, jedoch innerhalb der Glocke atmete sie ein vertrautes Sauerstoff-Stickstoffgemisch. Der Außendruck von 90 Atmosphären – genug, um ein Unterseeboot zu zerquetschen – wurde neutralisiert. Selbst die Lichtbrechung der dichten Atmosphäre hatte man korrigiert, so daß ihr die für die Sicht zuständige menschliche Großhirnrinde die vertraute flache Welt übermittelte anstelle einer schüsselförmigen. Der Horizont war allerdings nur wenige hundert Meter entfernt; ohne die Sonar- und Radarsysteme des Fahrzeugs hätte Sparta sich blind bewegen müssen.
    In 20 Minuten würde sie ihr Ziel erreicht haben. Dort endete der Milliarden Jahre alte Strand an den Klippen, und die Mündung eines uralten Cañons öffnete sich auf das längst verlassene Meer. In diesem Cañon würde sie in Erfahrung bringen, ob die Männer in Rover Eins noch lebten oder bereits tot waren …
    Die Venus ist ein erstaunlich runder und felsiger Planet. Sie ist eine Kugel von ungefähr Erdgröße. Ihre rückläufige Rotation beträgt 240 Erdtage, und ihr Äquator weist keine erkennbare Ausbuchtung auf. Im Gegensatz zur Erde mit ihrem halben Dutzend dahintreibender Kontinente, den Anden und dem Himalajagebirge, die beide die Wolkendecke durchstoßen, den Gesteinsverwerfungen mitten im Ozean und den abgrundtiefen Gräben, ist der größte Teil der Venus so hart und glatt wie eine Billardkugel … mit einigen

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