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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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gemauerten Rand.
    Er tastete unter dem Wasserfall nach der Mauer. Mit seiner rechten Hand fand er einen Einschnitt. Er stieß seine Hand hinein und zog. Mit seiner linken packte er eine Art Griff und zog sich hoch. Ein breiter Wasserschwall ergoß sich über seinen Kopf und seine Schultern. Er stand jetzt fast waagerecht im Wasser, wie ein übergroßer Lachs auf dem Weg zur Quelle; allerdings fehlte es ihm an Schwung. Mit den Zehen ertastete er winzige Risse, die ihn stützten, bis er sich mit den Händen weiterziehen konnte.
    Dann endlich hatte er den oberen Rand des Wasserfalls hinter sich und lag flach auf dem Bauch. Die Kraft des Wassers drohte ihn zurückzurollen, aber er tastete den Boden nach Rissen und Vorsprüngen ab und zog sich weiter vor, während die Wassermassen unablässig über sein Gesicht strömten und in seine Augen und Nase drangen.
    Das Vibrieren und Ächzen der gewaltigen Pumpen ließ nach. Der Wasserstrom ebbte rasch ab. Er lag in einem Kanal aus sorgsam eingepaßten Steinen, die jahrhundertelang von der künstlichen Flut glattgeschliffen worden waren. Der Kanal lief rings um den zylindrischen Raum, dessen Decke zwischen den Stützträgern von riesigen Dachluken unterbrochen wurde, von wo aus Licht in die Nebelschwaden fiel. Irgendwo weit oben schien die Sonne.
    Er hörte ein immer lauter werdendes Pfeifen und einen tieferen, eher gehauchten Flötenton. Der Wind wurde stärker. Der Nebel geriet in Bewegung und bildete kleine Wirbel, in denen er einen Augenblick lang menschliche Gestalten zu erkennen glaubte. Er stand auf. Zu beiden Seiten der geschwungenen Mauer ragten gewaltige Abflußrinnen hervor, aus denen die Wassermassen geschossen waren. Jetzt kam aus ihnen nur warme Luft. Nach dem eiskalten Wasser war der laue Wind die reinste Wohltat. Schon bald war Blake wieder trocken, wenn auch sein Haar noch triefte. Der letzte Rest des strahlenden Nebels lichtete sich und verschwand.
    Der nackte, senkrechte Vorsprung hatte ihn in die Nähe des einzigen Ausgangs aus dieser Kammer geführt, zu einem Tunnelgewölbe, hoch genug, um darin zu stehen. Er kletterte hinein und stolperte die kurze, steile Steigung hoch. Für ein paar Meter bereitete das Gehen kaum Schwierigkeiten. Dann endete der Weg abrupt.
    Er befand sich in der Kammer der Lüfte.
    Er war in den Wolken gewesen, und jetzt befand er sich über ihnen. Im Gegensatz zu den anderen Räumen hatte dieser keine Wände bis auf die, die gleich neben ihm glasglatt in weitem Bogen, wie das Innere einer riesigen Glocke, in der unsichtbaren Unendlichkeit verschwanden. Wenige Meter weiter unten entfaltete sich die Wolkendecke, Schichten aus Zirrus- und Altokumulus-Wolken erstreckten sich überall bis zu dem weit entfernten Horizont. Im Osten, ganz so, als wäre dies der wirkliche Osten, war die Sonne aufgegangen und beleuchtete mit ihrem rosigen Strahl die sich dunkel auftürmenden Kumulonimbus-Wolken.
    Die Illusion eines grenzenlosen Raums war perfekt. Mit Betreten dieses Raumes war er mit einem Satz ins frühe 21. Jahrhundert und seine Technik vorgerückt.
    Ein Blitz zerriß eine weit entfernte Gewitterwolke. Es folgte ein Donnerschlag, der in der Ferne verhallte. Der Wind frischte auf. Blake stand nackt an dem Entstehungspunkt eines Sturms, wie ein Springer auf dem höchsten Sprungbrett. Er fragte sich, was man wohl jetzt von ihm erwartete. Wenn nicht irgendeine Flugmaschine oder ein riesiger Vogel aus den Wolken auftauchte, wußte er nicht, wie er weiterkommen sollte.
    Der Wind nahm immer noch zu. Er peitschte durch seine Haare und schob ihn allmählich von der Plattform. Er kroch auf Händen und Füßen zurück und ließ sich den Wind ins Gesicht wehen. Der Wind blies kräftig und gleichmäßig, als käme er aus einem gewaltigen Windkanal.
    Sein Vater hatte ihn einmal als kleinen Jungen im Spätsommer während eines Hurrikans in New York auf das Dach eines Wolkenkratzers mitgenommen. Dort hatte ihm der Wind mit 80 Knoten um die Nase geweht, aber dieser Wind hier war stärker.
    Heiter und majestätisch veränderte sich die Wolkenlandschaft ohne Unterlaß. Die projizierten Wolken waren nur substanzlose Lichtgebilde, denen der immer heftiger werdende Wind nichts anhaben konnte. Blake fielen die Worte aus der feierlichen Ankündigung wieder ein ›… wer Herr wird über seine Angst, wird den Busen der Erde verlassen …‹
    Auf einmal wußte er, was er zu tun hatte.
    Er kroch von der Kante zurück. Ein letztes Mal redete er sich ein, seine Gastgeber

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