Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel
seien nicht verrückt oder hätten zumindest nicht jeden Sinn für das Machbare verloren. Er hob seine Arme und rannte los. Er stieß sich so weit er konnte von dem Vorsprung ab.
Himmelssprünge waren eigentlich nicht sein Hobby. Hilflos drehte er sich und fuchtelte wild mit den Armen und Beinen in der Luft. Der Wind pfiff ihm in den Ohren, und die Wolken rasten mit beängstigender Geschwindigkeit an ihm vorbei – er fiel durch eine Schicht Zirruswolken, stürzte aufs Geratewohl in einen Schleier aus Stratuswolken, bis er eine pilzförmige Gewitterwolke auf sich zurasen sah.
Seine athletischen Instinkte retteten ihn. Mit seinen Armen bildete er einen flachen Bogen, seine Beine streckte er aus und spreizte sie. Plötzlich segelte er durch die Lüfte wie jener große Vogel, von dem er gehofft hatte, er würde zu seiner Rettung erscheinen. Der heulende Wind erinnerte ihn jedoch daran, daß seine Fallgeschwindigkeit immer noch über 100 Knoten betrug.
Er ließ seinen Blick über die Wolken weiter unten schweifen. Sie schienen ihm jetzt langsamer entgegenzukommen – aber das war alles Einbildung. Wie tief war er wirklich gefallen? Wie weit war es bis zum Boden? Und was befand sich dort unten, abgesehen von den rasenden Flügelschrauben einer Turbine?
Unter ihm öffnete sich eine gewaltige Schlucht in den Wolken, deren Ränder schwarz von Regen waren. Als er sacht in diese luftige Schlucht hineinsegelte, schienen ihm von unten Vögel in Spiralen entgegenzufliegen. Aber ihrer Gestalt nach konnten es keine Vögel sein. Erschrocken stellte er fest, daß es Menschen waren. Sie segelten mit ausgestreckten Armen auf ihn zu.
Es waren die Schüler, die vor ihm verschwunden waren. Mit freudigem Grinsen umsegelten sie ihn von allen Seiten. Er erkannte Bruni, Lokele, Salome, Leo und andere, die nackt durch die Luft tanzten.
Blake mußte zurücklächeln. Schließlich war dies alles gar nicht so schlimm: Eigentlich machte es sogar Spaß. Er steuerte auf Lokele zu, der schnell an Höhe gewann. Im letzten Augenblick beschrieb Blake eine Kurve und versuchte, Lokeles ausgestreckte Hand zu ergreifen, aber er hatte sich verrechnet – und segelte mitten durch den Körper des Mannes hindurch. Lokele grinste unverändert.
Die Fliegenden waren genauso eine Illusion wie die Wolken. Blake mußte sofort wieder an seine tatsächliche Lage denken. Er befand sich in einem ausgedehnten Windkanal. Er wußte nicht, wo der Boden oder die Wände waren, und er hatte keine Ahnung, wie er hier herauskommen sollte.
Eine weitere nackte Gestalt segelte aus den Wolken auf ihn zu – diesmal war es kein Schüler, diese hier gehörte bereits dazu. Es war Catherine. Sie kam lächelnd und mit ausgestreckten Händen auf ihn zugeflogen. Er betrachtete in aller Ruhe ihr Abbild und fand es äußerst realistisch.
Sie berührte seine Hand. Diesmal spürte er die Berührung. Sie war also doch echt. Immer noch lächelnd gab sie Blake ein Zeichen, ihr zu folgen. Sie tauchte weg und schwebte in die Flanke der nächstgelegenen Gewitterwolke.
Er tauchte hinterher. Als er die Wolke passierte, streifte Regen seine Haut, und das Licht ließ nach. Im nächsten Augenblick stieß er gegen eine schwankende Oberfläche, die unter ihm nachgab wie eine gewaltige Brust. Er wurde wieder in die Luft geschleudert, aber das Donnern hatte ein wenig nachgelassen, und er landete wieder auf dem Stoffbezug. Blake stellte fest, daß er in einem riesigen, feinmaschigen Netz gefangen war. In der Dunkelheit stolperte er über die sofort nachgebenden Falten, bis er stabilere Luftkissen unter sich verspürte und schließlich festen Boden unter sich hatte. Das Geräusch des Windes ließ parallel zum Lärm der auslaufenden großen Rotoren nach.
Er stand jetzt völlig im Dunkeln, in seinen Ohren klang noch immer der Wind. Dann gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, und er erblickte weiter vorn Catherine. Sie war von einem schwach-blauen Lichtschimmer umgeben, machte ihm ein Zeichen und verschwand.
Er mußte seine Augen anstrengen, um ihr zu folgen. Als seine Ohren sich etwas erholt hatten, vernahm er ein anderes Geräusch, das Tremolo eines einsamen Orgeltons.
Er ging weiter, und allmählich erschienen vereinzelt Lichter in der Dunkelheit, sie schienen unendlich weit entfernt. Die harte, glatte Oberfläche, auf der er ging, war nicht zu erkennen, da sie kein Licht reflektierte. Die Umrisse von Catherine hoben sich vor ihm nur schwarz gegen die Sterne ab. Die himmlische Halbkugel
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