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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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besichtigen und dort die Lokalitäten unter die Lupe zu nehmen, wo er im Laufe der nächsten Wochen seinen Auftrag durchführen sollte. In der belebten Eingangshalle des berühmten Museums blieb er an einer öffentlichen Infozelle stehen und stellte kurz eine Verbindung zu seiner Wohnung in London her. Es mußte sehr schnell gehen – jeder längere Gebrauch seines Computers hätte die Kühlung des Zentralprozessors notwendig gemacht, was er aber von hier aus unmöglich veranlassen konnte.
    Blake hatte in seiner privaten Sammlung ein bestimmtes Buch, und gestern hatte er eine Chip-Kopie davon in der Bibliotheque Nationale entdeckt, aus der er sich eine Liste mit Nummern abgeschrieben hatte. Diese Liste übertrug er jetzt in seinen Computer.
    Dann beauftragte er seinen Computer, ein kurzes Faxgramm mit verschlüsseltem Antwortcode nach Port Hesperus zu schicken: »Spielen wir wieder Verstecken …«
    Blake hielt sich für überaus vorsichtig. Außerdem nahm er an, daß die Athanasier ihn nicht länger beobachteten. In beiden Fällen irrte er.

7
    Zwei Wochen später: Nach einem schnellen 14-Tage-Flug an Bord eines Schiffes der Raumkontrollbehörde saß Sparta in einem Shuttle, das kreischend in die Erdatmosphäre eintauchte. Der Raumgleiter fiel aus seiner heißen Ionisationsschicht in einen Himmel, der wie ein leuchtend blauer, von feinädrigem Marmor durchzogener Ballsaal wirkte.
    Sparta warf einen Blick aus dem Fenster. Man mußte der Erde das eine oder andere lassen, dachte sie, sie war größer als Port Hesperus, hatte mehr Bäume, wenn auch pro Kopf etwas weniger wirklich guten Lebensraums. Sie war kühler als die Venus, aber wärmer als die meisten anderen Orte im Sonnensystem, und sie hatte Luft, die man atmen konnte – meistens. Während sich das Shuttle immer mehr den Wolken näherte, wurde aus der Wolkendecke, die eben noch wie milchiger Marmor gewirkt hatte, eher geronnene Sahne auf einem sehr dünnen Kaffee. Die Smogschicht kam schnell näher und nahm einem die Sicht.
    Dank ihrer Dienstmarke und ihres Auftretens kam Sparta schnell durch den Zoll. 20 Minuten später saß sie in einer Magnetbahn und rauschte durch die verräucherten Sumpfgebiete New Jerseys auf Manhattan zu, dessen Wolkenkratzer durch den Dunst schimmerten wie eine Stadt aus Edelsteinen.
    Manhattan im August stellte die Heimatliebe jedes Raumfahrers auf die Probe. Nicht daß die Vorzeigestadt Nordamerikas etwa schmutzig oder unordentlich gewesen wäre – so etwas wäre im 21. Jahrhundert ebensowenig toleriert worden wie im 20. Jahrhundert ein Durcheinander in Disney World. Es lag an der Jahreszeit, am Breitengrad und an dem hier üblichen Klima, das die Stadt im Spätsommer in ein Dampfbad verwandelte.
    Die Zivilisation machte alles noch schlimmer: An der Ostküste Nordamerikas – wie überall auf dem Erdenrund – setzte sich die Luftverschmutzung unvermindert ins vierte Jahrhundert der industriellen Revolution fort, trotz sogenannter sauberer Energie aus Kernfusionsreaktoren und solaren Mikrowellenstationen in der Erdumlaufbahn. Viele kleinere Länder waren immer noch von Kohle und Öl abhängig, und überall verströmten rauchende Fabrikschornsteine Kohlenstoff in die Atmosphäre. Das Sonnenlicht drang noch hindurch, jedoch wurde die Rückstrahlungswärme der Erde eingefangen; die Erdtemperatur stieg langsam, aber unaufhaltsam und verwandelte sie in ein Treibhaus von planetarischen Ausmaßen – vergleichbar mit dem Vorgang, der vor einer Milliarde Jahren die Venus schmelzen und dann hatte verglühen lassen.
    In den Straßenschluchten der Innenstadt waren an diesem Nachmittag nicht viele Menschen, wer konnte, blieb zu Hause, wo das Klima völlig unnatürlich war, und die Temperatur – wie üblich im Manhattaner Sommer – sich dem Gefrierpunkt näherte. Man brauchte bloß den Energieverlust dieses gewaltigen Temperaturaustausches zu berechnen, ihn in Steinkohleeinheiten umzuwandeln, schon ergab sich eine eindeutige Entwicklung: Die Erde war drauf und dran, der Venus nachzueifern.
    Sparta verließ erfrischt die klimatisierte Magnetbahn und war bereits schweißdurchnäßt, als sie durch die Drehtür zur Eingangshalle des Hauptquartiers der Raumkontrollbehörde wankte. Innerlich durchfuhr sie ein Schaudern. Sie war erst ein einziges Mal in diesem Gebäude gewesen – dem alten Gebäude der Vereinten Nationen, das den East River überragte. Damals hatte sie der Commander nach Port Hesperus geschickt.
    Auch damals war sie direkt aus

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