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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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bestand nicht aus willkürlich angeordneten Lichtern, sondern war eine naturgetreue Sternenkarte; galaktische Sternbilder wölbten sich weit oben: Vela, Crux, Centaurus …
    Der Orgelton wurde lauter, schwoll zu einem ganzen Akkord an, der noch von pulsierenden Streichern und Bläsern unterstrichen wurde, die alle in derselben Harmonie blieben. Der Klang füllte den gesamten Raum, er war so voll und mächtig, daß Blake ihn am ganzen Körper spürte, wie den anhaltenden Ton einer Schiffssirene.
    Aus der entfernten Dunkelheit näherte sich eine in flatternde weiße Gewänder gehüllte Gestalt. Sie schien über einen Untergrund aus schwarzem Nichts zu schreiten und kam langsam auf sie zu. Hinter dem Führer erschien ein gutes Dutzend in schlichte weiße Gewänder gekleidete Menschen, hinter ihnen ein weiteres Dutzend, dann immer mehr.
    Die himmlische Symphonie ging in eine Melodie über. Blake mußte lächeln, als er das hörte, dennoch war die Wahl gut getroffen. Vielleicht besaßen diese Leute sogar einen Sinn für Humor. Es war der letzte Satz aus der Symphonie Nr. 3 von Saint Saens, der Orgel-Symphonie – eine freudige Hymne, die in ihrer Art beinahe kriegerisch wirkte. Die Trompeten schmetterten, das Piano plätscherte wie ein kleiner Wasserfall, und über allem schwebten triumphierend die Streicher.
    Der Weißgewandete, der als erster erschienen war, nickte Catherine im Vorübergehen zu. Sie gesellte sich zu den anderen hinter ihm. Man reichte ihr einen Umhang.
    Der Anführer war Lequeu. Er kam dicht heran, blieb stehen und betrachtete Blake aus seinen dunklen Augen voller Sympathie, ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Ohne ein Wort hielt er Blake einen Umhang hin. Blake trat näher und ließ ihn sich um die Schultern hängen.
    »Willkommen, junger Freund«, sagte Lequeu. Irgend jemand reichte ihm von hinten einen Bronzekelch, der eine Schale aus geschliffenem Amethyst umfaßte. Er hielt ihn mit beiden Händen vor sich. »Der Trank der Mnemosyne. Er wird dir helfen, dein früheres Leben zu vergessen. Hier ist alles gut.«
    Blake nahm ihn und leerte ihn, ohne zu zögern. Es schmeckte einfach nur nach kaltem Wasser.
    »Willkommen in der geheiligten Stätte der Geweihten und Zufriedenen«, verkündete Lequeu so laut, daß alle ihn hören konnten. Seine volle Stimme war warm und voller Güte.
    Über ihren Köpfen explodierte ein Stern und überflutete den Raum mit gleißendem Licht. Es wurde für einen Augenblick so hell, daß alle anderen Sterne verschwanden. Hundertstimmiges Lachen ertönte, von überallher wurde gejubelt, Blake wurde von allen Seiten umringt und ermutigt. Als das Licht wieder anging, sah er, daß sie sich in einem bescheidenen und ziemlich schmucklosen neoklassizistischen Saal befanden, dessen monotone Sandsteinwände nur von einigen dorischen Säulen unterbrochen wurden. Nur eins war in diesem Saal außergewöhnlich: An der gegenüberliegenden Seite stand eine Statue der behelmten Athene, auf dem Thron sitzend. Sie ragte zehn Meter hoch auf und berührte fast die hohe Decke. Blake sah die bronzene Riesin einen Augenblick lang verwirrt an, dann bemerkte er, daß das Podest, auf dem die Göttin der Weisheit saß, in Wirklichkeit eine Kirchenorgel war. Nur kurzfristig hatte das 21. Jahrhundert die Galaxis in diesen Saal aus dem 18. Jahrhundert transportieren können, die souveräne Technologie der Vergangenheit hatte sich behaupten können.
    Wohin er blickte, umgaben ihn lachende Gesichter. Hier standen der echte Leo, die echte Salome, die echte Lokele und Bruni, und alle überschütteten ihn mit Gratulationen und freuten sich ehrlich, ihn wiederzusehen – vielleicht sogar ein wenig zu überschwenglich. Irgend jemand drückte ihm ein Glas Wein in die Hand.
    Schon jetzt gingen seine Sinne mit ihm durch. Das Wasser in dem Becher war nicht nur Wasser, und was sein Nervensystem in Wallung gebracht hatte, war auch nicht nur Alkohol gewesen. Er erwiderte das leicht irre Lächeln, das ihn von allen Seiten umgab. Die anderen Neulinge sprachen mit ihm über alte Zeiten, die alten Hasen sprachen über noch ältere Zeiten, über ihre Erfahrungen und von Enthüllungen aus alten Berichten über die Weihungsriten, als der unterirdische Palast der Geheimgesellschaft noch neu war. Blake vermutete, daß er wohl nicht mehr und nicht weniger getan hatte, als alle von ihm erwartet hatten: So gründlich war die Vorauswahl dieser Gesellschaft. Die Geschichten über neue Ideen und drastische Irrtümer faszinierten

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