Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel
Luke des Traktors aufleuchtete, riß Katrina sie auf und schob Cliff vor sich ins Innere. Dann kletterte sie hinein und schloß die Luke hinter ihnen.
»Hallo Piet«, sagte Katrina über den Anzugfunk. »Hat man Sie während meines Urlaubs zum Traktorfahrer degradiert?«
»Sehr witzig«, brummte der Fahrer.
»Das ist Cliff«, sagte Katrina. »Ich habe ihm gesagt, Sie könnten ihn an der Wartungshalle absetzen.«
»Warum nicht? Wie Sie ganz richtig bemerkt haben, bin ich hier bloß Chauffeur.«
»Piet ist eigentlich Signalanalytiker«, sagte sie gutgelaunt. »Mein neuer Freund Cliff hier hat mit Ackerbau zu tun. Cliff Leyland, Piet Gress.«
Gress drehte seinen Sitz und streckte seine behandschuhte Rechte aus. Cliff schüttelte sie. »Sehr erfreut«, sagte Cliff.
Gress brummte zustimmend. Dann schob er den Gashebel vor, und der Traktor holperte wieder los. Katrina und Cliff stießen beim Anfahren hinten in dem ungepolsterten Gefährt zusammen.
»Wie ich gehört habe, hat Ihr berühmter Onkel schon wieder Schlagzeilen gemacht, Piet«, sagte Katrina, als sie sich wieder gefangen hatte.
»Tatsächlich?«
»Sie verschwenden Ihre Zeit natürlich nie damit, sich die Viddienachrichten anzusehen.« Sie drehte sich zu Cliff. »Sein Onkel ist Albers Merck.«
Cliff zeigte höfliches Interesse. »Der Archäologe? Der, den man vor ein paar Wochen gerade noch von der Oberfläche der Venus geholt hat?«
»Genau der. Er ist derjenige, der die entschiedensten Ansichten über außerirdische Lebewesen hat.«
Cliff sagte: »Hat er nicht dieses Ding übersetzt, das man auf dem Mars gefunden hat?«
»Übersetzt!« stöhnte Katrina. Der Anzugfunk übertrug das Geräusch mit gleicher Lautstärke schmerzhaft in alle Ohren. »Allerdings, das hat er. Und es war eine ausgezeichnete und vollständige Übersetzung. Wie Sie schon sagten: ›Der letzte Wille und das Testament einer sterbenden Zivilisation‹.«
»Sparen Sie sich die Ironie, Katrina«, sagte Gress. »Das ist schon lange her. Er hat einen Anfang gemacht. Ein paar brauchbare Hypothesen geliefert.«
Katrina lachte. »Zum Übersetzen eines Textes aus einer unbekannten – und sogar außerirdischen – Sprache braucht man mehr als ein paar brauchbare Hypothesen. Aber was heißt das schon für Leute, die wirklich etwas von Häufigkeitsanalyse verstehen …«
»Die aber dafür von den natürlichen Sprachen vielleicht etwas weniger Ahnung haben.«
»Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch, Piet, ich bin froh, daß man Ihrem Onkel das Leben gerettet hat.« Sie drehte sich mit ihrem Helm um und sah Cliff an. »Das gehört schon zur Familientradition, müssen Sie wissen. Piets Onkel gräbt die Vergangenheit aus und stellt sich vor, die alten Flaschenpostbotschaften entziffern zu können, während Piet in die Zukunft blickt und auf die erste Nachricht von den Sternen wartet.«
»Das wird nicht mehr lange dauern«, sagte Gress schlicht.
»Wenn Ihr Onkel recht hat, gab es schon Nachrichten, aber Sie haben sie verpaßt«, gab Katrina zurück. »Ihre Kultur X ist schon seit einer Milliarde Jahren ausgestorben.«
Gress verrenkte seinen behelmten Kopf, um Cliff über die Schulter anzusehen. »Sie dürfen sie nicht allzu ernst nehmen. Sie ist gar nicht eine so eingeschworene Zynikerin, wie sie immer tut.«
»Ich bin überhaupt keine Zynikerin«, antwortete Katrina, »sondern eine Realistin. Was soll’s, wir versuchen ein wenig ernsthafte Astronomie mit diesen überaus teuren Teleskopen zu betreiben, während ihr eure Zeit darauf verschwendet, an einer toten Telefunkleitung zu lauschen.«
Der Traktor näherte sich rasch einer der Zwillingskuppeln der Station. Ein Ring aus fahrzeuggroßen Schleusen zog sich um den unteren Rand der Kuppel. Gress steuerte das nächstgelegene Tor an. Als der Traktor in die staubige Schleuse rollte, schloß sie sich wie eine Muschel automatisch hinter ihm. Ein Druckschlauch schob sich aus der Wand und legte seine leicht altersschwachen Polygummidichtungen um die hintere Schleuse des Traktors. Es dauerte ein paar Minuten, bis der Traktor genügend Luft aus der Kuppel gesogen hatte. Die Schleuse öffnete sich, als der Druck ausgeglichen war. Die Insassen schraubten ihre Helme ab.
»Noch mal vielen Dank«, sagte Cliff. »Sehen wir uns irgendwann im Mall?«
»Mich bestimmt«, sagte Katrina. »Ihn allerdings nicht. Er verbringt seine ganze Freizeit damit, dem kosmischen Rauschen und ähnlichen Dingen ein wenig Bedeutung zu entlocken.«
Piet Gress zuckte
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