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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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gerade einen guten Freund verloren. Er warf Cliff noch einen letzten verzweifelten Blick zu, dann entfernte er sich langsam. Die Lieferung mit der Nachterde ließ er neben der Tür liegen.
    Cliff sah ihm nach, dann schob er sich durch die Doppeltür der Agroabteilung und betrat die hellen, rechteckigen Höhlen mit den Treibhäusern. Mochte sich jemand anderes um das unverlangte schwarze Zeug kümmern.
     
    Als Cliff die empfindlichen Schößlinge der neuen Reiszucht eingepflanzt hatte, war es siebzehn Uhr. Cliff merkte, daß er Hunger hatte. Er räumte auf und ging in den Speisesaal, der auch von den anderen Singles und getrennt Lebenden benutzt wurde. Im Vergleich zu ähnlichen Einrichtungen auf der Erde war es ein luxuriöser Saal, es gab verschiedene Ebenen, Nischen und indirekte Beleuchtung, und das Essen war hervorragend, auch wenn man wie in einer Cafeteria dafür anstehen mußte. Cliff aß alleine an einem Vierertisch; man achtete hier sehr darauf, daß die Tischdecken, die Kerzen, die tiefen Teppiche immer absolut sauber waren, die Deckentäfelung aus Redwoodimitat und das warme Licht erinnerten Cliff allerdings nur daran, daß er hier unter Tage in einer fremden Welt eingesperrt war.
    Nach dem hastigen Essen ging er in seine Zweipersonenwohnzelle und schrieb rasch ein paar Briefe, die er per Radiolink an Myra und die Kinder schicken wollte. Wenn er es sich hätte leisten können, hätte er auch gerne über Videolink mit ihnen gesprochen, aber das Einkommen der Familie war begrenzt. Also mühte er sich ab und schrieb all die Worte aus, die in Bits zerlegt, gesendet, in einer für den Weltraumfunk geeigneten Station wieder zusammengesetzt und per Fax zu Cliffs und Myras Apartment in Kairo übermittelt wurden …
    ›Liebe Myra. Ich habe wieder eine erfolgreiche Reise nach L-5 und zurück hinter mir. Man hat dort eine sehr ergiebige Reispflanze gezüchtet, alles hat gut funktioniert, so daß wir es jetzt hier versuchen werden. Die Reise selbst war eher langweilig, aber trotzdem kann ich mich immer noch nicht an all die Veränderungen in der kurzen Zeit gewöhnen. Ich vermisse Dich. Ich liebe Dich und hoffe, daß ich bald wieder bei Dir sein kann. Grüße unseren Jüngsten von mir, alles Liebe, Dein Clifford …‹
    Und im zweiten Teil schrieb er:
    ›Hallo Brian und Susie! Ich habe ein paar tolle Proben Mondstaub von den verschiedensten Plätzen und auch eine ganze Menge Steine, die ich von Leuten eingetauscht habe, die schon auf anderen Teilen des Mondes waren. Ein paar davon könnt Ihr bei Vollmond sogar von zu Hause aus sehen, den Ort, wo ich jetzt bin, allerdings nicht. Susie, sobald ich nach Hause komme, bringe ich Dir etwas Mondseide mit, die hier von Seidenraupen auf dem Mond hergestellt wird und vollkommen anders ist als auf der Erde. Ich liebe Euch beide sehr, und es dauert bestimmt nicht mehr lange, bis wir endlich wieder zusammen sind. Paßt auf Eure Mutter auf. Ich liebe Euch, Dad.‹
    Cliff drückte auf den Absendeknopf und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Eigentlich sollte er sich jetzt in seine Koje legen. Müde genug war er auf jeden Fall, er brauchte es sich nur einzugestehen. Aber er hatte Katrina versprochen, auf ihre Party zu kommen. Und um die Wahrheit zu sagen, er war zwar müde, aber nicht im geringsten schläfrig. All dieses Hin- und Herpendeln zwischen abstrakten Punkten im All – er hatte einfach jedes Zeitgefühl verloren.
    Etwas anderes bereitete ihm ebenfalls Sorgen. Es wurde ihm schmerzlich bewußt, wie weit er von seiner Familie getrennt war. Es bereitete ihm Sorgen, daß er an seinen Jüngsten nicht mit den üblichen Vatergefühlen denken konnte. Und es bereitete ihm Sorgen, daß er es zuließ, mit Katrina mehr als die üblichen Höflichkeiten auszutauschen – daß er sich verführen ließ. Wahrscheinlich wäre es vernünftiger, dem ein Ende zu machen, bevor es richtig losging, andererseits …
    Er glitt von seinem Stuhl und ging in das winzige Bad. Er bespritzte sich das Gesicht mit trägem Wasser, Wasser, das nur langsam fiel und an seiner Haut klebte, bis er es mit einem Handfön wegblies. Er betrachtete sich im Spiegel. Während des letzten Tages seiner langen Reise von L-5 hatte er sich nicht die Mühe gemacht, sich zu rasieren. Seine Haut war blaß wie die der meisten der Mondmaulwürfe, sie wirkte vielleicht sogar noch etwas grauer, da seine weiße Haut immer noch jahrealte Reste einer tiefen Saharabräune enthielt. Trotzdem sah er mit seinen 34 Jahren immer noch

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