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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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hingerichtet.«
    »Wieso ein Uraniumgeschoß?«
    »Keine Ahnung, auf dem Mars ist das die übliche Munition. Nach Meinung der Sicherheitskräfte fällt die zusätzliche Masse einen Getroffenen auch bei niedriger Schwerkraft. Heißt es.«
    »Aber die Kugel haben Sie nicht gefunden?«
    »Nein. Auch nicht die, die Chin getötet hat. Die Pistole übrigens auch nicht.«
    »Der Mörder muß sie mit einem Geigerzähler aufgespürt und eingesammelt haben«, sagte Sparta. Uraniumgeschosse wurden aus ausgebranntem Raketentreibstoff hergestellt, sie besaßen noch ein geringes Maß an Eigenradioaktivität.
    Dann widmete sie ihre Aufmerksamkeit dem Toten und beugte sich über den holographischen Körper. Morland war ein 35jähriger Xenoarchäologe und hatte die marsianische Tafel unter extremer Vergrößerung und bei verschiedenen Wellenlängen untersucht. Er hatte Übergewicht, einen schmuddeligen, blonden Bart, der in Büscheln an seinen Wangen hochwucherte, und strähniges Haar. Seine Kleidung bestand aus teurem, organischem Material, einem ausgebeulten Tweedanzug. Neben ihm lag ein Beutel mit verstreutem Tabak, mit der Rechten hielt er seine Pfeife umklammert.
    »Bitte drehen«, sagte sie.
    Die Projektion veränderte sich, so daß der Tote aus allen Blickwinkeln betrachtet werden konnte. Die scheinbar feste Masse des Schaukastenpodestes und der Instrumente glitt ohne jeden spürbaren Eindruck durch Sparta hindurch.
    »Und jetzt von unten, bitte.«
    Die Szene kippte zur Seite, und Sparta konnte nur durch den Boden Morlands Gesicht sehen.
    »Nicht vollkommen entspannt, aber auch keine Spur von Angst«, sagte sie. »Die Haltung läßt vermuten, daß er keine Ahnung hatte, was passieren würde.«
    »Was schließen Sie daraus?« Polanyis Stimme klang entfernt und hohl.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht war er angespannt, weil er durch seine Instrumente etwas gesehen hatte.« Sie hielt inne. »Was wissen wir eigentlich sonst über diesen Morland?«
    Sparta stellte selten rhetorische Fragen, aber sie hoffte, Polanyi würde endlich anfangen, weniger festgefahren über die Geschichte nachzudenken.
    Was Sparta selbst über Morland wußte, war zwar detailliert, gab aber kein klares Bild. Sein archäologischer Ruf – ohnehin bescheiden – fußte auf drei Veröffentlichungen. Dabei hatte er Dutzende verfaßt, in denen er versuchte, prähistorische Werkzeuge anhand der Spuren zu bestimmen, die sie auf den damit hergestellten Gegenständen hinterlassen hatten. Morland hatte sich über Kalenderstriche ausgelassen, die Cro-Magnon-Menschen in Rentierknochen geritzt hatten, über angekratzte Maiskolben in anasazischen Abfallgruben und über die Spuren von Steinmetzen auf neolithischen Schreinen aus Syrien. Man hatte kein einziges Exemplar der von ihm postulierten Werkzeuge gefunden, aber seine Argumentation war stichhaltig, und niemand hatte ihm widersprochen. Ein vielgereister Gelehrter.
    Der Mars war Neuland für ihn gewesen. Es war ein gewaltiger Sprung von den primitiven Kulturen auf der Erde bis zu einer außerirdischen Technologie, die so weit fortgeschritten war, daß sie niemand verstand. Obwohl die Elementarbestandteile der marsianischen Tafel bekannt waren – Titan, Molybdän, Aluminium, Kohlenstoff und Spuren weiterer Elemente –, war die Technik, mit der man sie zu einer Legierung verbunden hatte, die härter und widerstandsfähiger war als Diamant, ein Rätsel. Ebenso geheimnisvoll waren die Methoden, mit denen man die Tafel mit Schriftzeichen versehen hatte. Eben dieser Frage war Morland nachgegangen.
    Es war ein Problem, an dem bereits andere Forscher gescheitert waren. Diese härteste bekannte Legierung war von noch härteren Werkzeugen bearbeitet worden. Morland hatte den Kulturausschuß des Weltenrates überzeugen können, daß er der Tafel ohnehin keinen Schaden zufügen konnte, und ihnen eingeredet, er könnte dem Wissen darüber vielleicht einige unwesentliche Details hinzufügen.
    »Wir haben seine Datenbanken aufgezeichnet«, sagte Polanyi.
    »Gehen Sie sie noch einmal genau durch«, sagte Sparta. »Und sehen Sie, was Sie sonst noch ausgraben können. Über Morland reicht das fürs erste.«
    Plötzlich schien das Gebäude zu kippen, bis es wieder senkrecht stand. Ohne sich von der Stelle zu rühren, bewegten sie sich dann rasch den Korridor entlang, den Sparta zuvor schon untersucht hatte.
    »Das andere Opfer …«
    Das Bild kam ruckartig zum Stehen – hätten die Wände Masse gehabt, wären sie durch den plötzlichen

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