Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
vorübergehenden Druckverlust im Gebäude hervorrief.
    Der Dieb hatte also ebenfalls einen Druckanzug getragen. Er oder sie hatte den Tatort nicht durch die warmen Korridore verlassen, sondern war durch die frostigen Straßen geflohen.
    »Sehen wir uns die Luftschleuse an.«
    »Da ist nicht viel zu sehen, Inspektor.« Polanyi betätigte die Holoschalter, dann schleppte er das Gerät ungeschickt zur großen bronzenen Tür der Hauptluftschleuse – und dann nach draußen.
    Im Sand vor der Schleuse waren nur vom Wind verwehte Rillen zu sehen und ein paar undeutliche Abdrücke. Nichts, was auf einen eindeutigen Fußabdruck hinwies. Ein paar Meter weiter löste sich die gesamte Szene in der schwarzen Leere des Holorandes auf.
    »Offenbar war es sehr windig.«
    »Eine leichte Brise für hiesige Verhältnisse.«
    Sparta betrachtete die holographisch eingefrorenen Ränder im feinen Sand. Ihre Sehstärke übertraf die Auflösung des Projektors bei weitem, ihre Augen waren hier also beinahe nutzlos – genau wie ihre Nase und Zunge mit ihren Fähigkeiten zur chemischen Analyse. Das Verbrechen war vor zwei Wochen geschehen. Wäre sie damals gleich am echten Tatort zur echten Zeit gewesen … »Sie haben recht, Lieutenant. Es ist nicht viel zu sehen.«
    »Weiter sind wir mit unserer Rekonstruktion im Grunde nicht gekommen. Wir nehmen an, der Mörder ist nach draußen gegangen, weil die Korridore durch alarmierte Sicherheitstruppen versperrt waren. Vielleicht hatte er auch draußen einen Komplizen.«
    »Vielleicht«, sagte Sparta. Ohne Beweise stellte sie nie Vermutungen auf.
    »Die hiesigen Sicherheitskräfte haben gute Arbeit geleistet«, sagte Polanyi. Er wollte es sich mit den Leuten nicht verderben, mit denen er hier leben mußte. »Sie haben minutenschnell reagiert. Was Sie sehen, ist alles, was sie gefunden haben. Keine Mordwaffe. Keine Zeugen. Keine ungewöhnlichen Abdrücke oder anderes Beweismaterial.«
    »Vielen Dank, Sie können es jetzt abstellen.«
     
    Zehn Minuten später waren sie wieder in Polanyis überfülltem und zu grell beleuchtetem Büro. »Soll ich Ihnen jetzt die in Frage kommenden Verdächtigen einspielen? Die drei, die die Gelegenheit hatten?«
    »Bitte.« Sie ließ ihn seine Arbeit machen, ihre Schlußfolgerungen wollte sie erst später ziehen.
    Sie wußte bereits, daß die marsianische Tafel bewußt an jenem bestimmten Abend gestohlen worden war, denn der Diebstahl war so berechnet, daß er mit der Vernichtung sämtlicher Aufzeichnungen über die Kultur X auf der Venus und im übrigen bewohnten Sonnensystem zusammenfiel. Gleichzeitig hatten die Prophetae ihre geheimen Todesschwadronen zu einem Angriff auf breitester Front ausgeschickt – sie sollten jeden beseitigen, der die Texte gut genug kannte, um sie möglicherweise rekonstruieren zu können. Auf der Erde war ein Dutzend Gelehrter umgekommen. Hier auf dem Mars hatten sie es auf Dewdney Morland abgesehen. Dare Chin war lediglich ein unschuldiger Beobachter gewesen.
    Nur ein Mann, der wichtigste von allen, war bei diesem Angriff auf die Kronjuwelen der Xenoarchäologie verschont geblieben. Auf Port Hesperus war Professor J.Q.R. Forster knapp einem Bombenanschlag auf sein Leben entkommen. Er wurde jetzt von schweren Sicherheitskräften der Raumkontrollbehörde beschützt.
    Polanyi redete immer noch. Sparta zwang sich, zuzuhören.
    »… ständige Bevölkerung von fast zehntausend Menschen«, sagte er gerade. »Jederzeit können maximal bis zu 2000 Touristen auf dem Planeten untergebracht werden. Wir konnten alle 438 registrierten Gäste des Interplanetary Hotels sowie der sechs anderen lizensierten Unterkünfte in Labyrinth City an jenem Abend untersuchen. Falls außerdem noch Fremde hier waren, hat sie niemand gesehen. Und das will in einer so kleinen Stadt etwas heißen. Also haben wir uns auf die Einheimischen konzentriert.«
    Auf dem Schreibtischmonitor erschien das Gesicht einer jungen Frau. Forscher Blick, breiter Mund, blonde, im Nacken zusammengebundene Haare. Trotz ihrer offenbar zarten Statur, die die Langzeitmarsianerin verriet, wirkte die Frau mutig und entschlossen.
    »Das ist Lydia Zeromski«, sagte der Lieutenant. »Eine Lastwagenfahrerin auf der Strecke entlang der Pipeline. Sie war Darius Chins Freundin – eine von ihnen zumindest –, diejenige, die wenige Minuten vor den Morden in seinem Büro gesehen wurde. Niemand hat sie gehen sehen.«
    »Diese hier?« Sparta war skeptisch. »Sie hätte nach unten gehen, Morland erschießen,

Weitere Kostenlose Bücher