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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Stop zersprungen. Hier lag die zweite Leiche: auf dem Rücken, Arme und Beine weit von sich gestreckt, mitten in einer Blutlache.
    »Dare Chin«, sagte der Lieutenant. »Darius Seneca Chin. Einer der angesehensten ersten Siedler von Labyrinth City.«
    »Der stellvertretende Bürgermeister. Er hatte Überstunden gemacht, weil Morland seine Untersuchungen nicht während der Geschäftsstunden durchführen konnte und ihn jemand im Auge behalten mußte«, sagte Sparta mit tonloser Stimme.
    »Richtig.«
    »Und wo war der Bürgermeister an jenem Abend?«
    »Der ist seit zwei Monaten auf der Erde. Irgendeine Führungskonferenz, soweit ich weiß.«
    Chin war groß und hager. Er hatte schwarze Haare und ein ansehnliches Gesicht, das tiefer zerfurcht war, als seine 35 Jahre hätten vermuten lassen. Seine dunkelbraunen Augen standen offen. Sein Gesichtsausdruck war eher überrascht als verängstigt. Seine Kleidung bestand aus der praktischen, schweren, braunen Kunstleinenfaser, die die ersten Siedler auf dem Mars bevorzugten.
    »Wieder ein Uraniumgeschoß?« fragte Sparta.
    »Mitten durch das Herz. Diesmal aus einiger Entfernung. Hat ihn acht Meter weit geschleudert.«
    »Der Täter war also nicht nur Scharfrichter, sondern auch ein ausgezeichneter Schütze.«
    »Unserer Meinung nach ein Profi«, sagte der Lieutenant.
    »Schon möglich. Vielleicht auch ein begeisterter Amateur, ein Schußwaffenliebhaber oder jemand mit einem Ziel, das wir nicht kennen. Er ist hier hinten die Treppe heruntergekommen?«
    »Ja, sie führt gleich neben seinem Büro in den ersten Stock. Er arbeitete an einem Haufen Zivilklagen. Wir haben seine …«
    »Darauf komme ich später zurück«, sagte sie. »Kann man sein Büro von der Straße aus sehen?«
    »Ja. Old Nutting – die Patrouillenbeamtin, die wenige Minuten vor der vermutlichen Mordzeit draußen vorbeikam – gab an, bis auf Morlands Arbeitslampen unter der Kuppel und Chins Bürolicht im zweiten Stock sei das gesamte Gebäude dunkel gewesen. Sie konnte die beiden klar und deutlich erkennen. Lydia Zeromski war bei Chin. Sie haben sich gestritten.«
    »Es war ihnen egal, wer sie dabei beobachtete?«
    Er grinste. »Es gibt hier ein Sprichwort, Inspektor: Wer im Glashaus lebt, schert sich einen Dreck um Steine. Soll heißen, um sein Privatleben.«
    »Ohne Ausnahme?« Sie war skeptisch.
    »Wer will, kann Jalousien vor die Fenster hängen.«
    Aus den Berichten wußte Sparta, daß die Patrouillenbeamtin, eine Veteranin kurz vor der Pensionierung, geschworen hatte, niemanden außer den dreien im Gebäude gesehen zu haben. Als Sparta jetzt das echte Gebäude und seine Holorekonstruktion zur Nachtzeit gesehen hatte, wußte sie, wie leicht sie sich geirrt haben konnte. Jemand hätte sich ohne weiteres regungslos im Schatten verstecken können – die Verzerrung durch das Glas genügte, um eine menschliche Gestalt zu verbergen.
    »Ich möchte heute nachmittag mit ihr sprechen.«
    »Das Sicherheitsbüro ist im Exekutivgebäude. Auf dem Weg zurück in mein Büro können Sie ein Treffen vereinbaren.«
    Sparta wollte so tun, als ob, aber sie wußte bereits, was sie erfahren würde. Schließlich konnte man nach Nuttings Runden die Uhr stellen, was allen Sicherheitsanforderungen widersprach. Ohne Zweifel hatte der Mörder ihre Streife durch die Nachbarschaft im voraus geplant.
    Es war nicht schwer, Verständnis für die Frau aufzubringen. Im Vergleich zum Mars ist die Antarktis wie Tahiti. Jeder normale Mensch blieb zu Hause, wenn er konnte. Sparta konnte verstehen, warum die Beamtin – die alt genug war, um die Kälte trotz ihres beheizten Anzugs bis auf die Knochen zu spüren – das Verlassen des warmen Büros und das Versiegeln ihres Druckanzuges bis zur letzten Minute hinausgezögert hatte, bevor sie in die kalten, sandverwehten Straßen der Stadt hinausging. Vermutlich hatte der Mörder in einer der Druckröhren gewartet, bis sie vorbei war.
    Drei Minuten, nachdem sie das beleuchtete Gebäude passiert hatte, heulten im Sicherheitsbüro die Sirenen auf – knapp hundert Meter vom Tatort entfernt. Der erste Alarm ertönte, als die marsianische Tafel entfernt wurde. Die meisten anderen Alarmsignale, sogenannte Schnüffler, Bewegungs- oder Druckdetektoren hatte man bereits mit Rücksicht auf Morlands Arbeit abgeschaltet. Allerdings wurden zusätzliche Alarmsysteme ausgelöst, als die äußere Tür der Luftschleuse am Haupteingang geöffnet wurde, bevor sich die innere geschlossen hatte, und so einen

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