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Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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brüllte der Kerl auf dem Rücksitz. »Die Hände ans Steuer.«
    In Sekunden war aus dem Pfeifen ein schriller Signalton geworden.
    »Laß ihn raus«, sagte der zweite Mann auf dem Rücksitz. »Und mich auch.«
    Zu spät.
    Unter hohem Druck schoß eine blaue Flammensäule aus dem Gerät zwischen Blakes Schultern. Von hinten mußte es aussehen, als wäre sein Kopf ein Vulkan. Die Plastikpolsterung ging in Flammen auf und setzte beißende, schwarze Rauchschwaden frei. Im dünnen Blechdach des Autos entstand ein Loch.
    Blake stolperte als lebende Fackel aus dem Auto. Seine erschrockenen Häscher sprangen hinter ihm aus dem Fahrzeug und starrten ihn entsetzt an.
    Blake wand sich unter der entsetzlichen Hitze. Dann torkelte er zurück zum qualmenden Wagen und sackte auf dem Fahrersitz zusammen. Mit einer letzten, schmerzerfüllten Zuckung, in einem unbewußten Fluchtreflex, riß er den Schalthebel in die schnelle Rückwärtsposition. Der Wagen startete mit einem Ruck, schleuderte herum, warf brennende Einzelteile auf das nasse Pflaster und jagte in irrwitzigem Tempo in den Wald.
    Irgendwie jedoch blieb der Wagen auf der Straße. Nicht umsonst hatte Blake all die Action-Holovideos gesehen, in denen Stuntmen in Flammen gehüllt um sich schlugen. Er hatte sich diese Technik bis ins Detail angeeignet.

9
    Blake zupfte den Knoten seiner Seidenkrawatte zurecht und strich sie auf seinem weißen Hemd glatt. Er achtete darauf, daß sein Jackett an den Schultern bequem saß und stand auf, als die Magnetbahn langsamer wurde und in die Brooklyn-Bridge-Station einfuhr. Wer genauer hinsah, hätte vielleicht den roten Striemen in seinem Nacken bemerkt, aber Blake vergewisserte sich, daß ihn niemand beobachtete.
    Mit dem Aktenkoffer in der Hand stieg er aus und marschierte zur Rolltreppe. Minuten später saß er in der U-Bahn und war auf dem Weg zurück in die Stadt. Vor 100 Jahren wäre jetzt Stoßverkehrszeit gewesen, aber heutzutage war in den hellen, sauberen U-Bahnen nie viel los. Er stieg auf einem Bahnhof mitten in der Stadt aus.
    Als er wieder an die Oberfläche kam, tauchte die aufgehende Sonne die Spitzen der funkelnden Türme ringsum in blaßgelbes Licht.
    Der körperlicher Erregungszustand nach dem Angriff und seinem knappen Entkommen hatte nachgelassen, und er fühlte sich vorübergehend erschöpft. Er war sich nicht einmal sicher, gegen wen oder was er gekämpft hatte oder aus welchem Grund, jetzt, nachdem Ellen sich von ihm abgewendet hatte. Er hatte lediglich das Gefühl verletzten Stolzes. Schlichte Erschöpfung konnte einem leicht jeden Stolz nehmen. Mit selbsthypnotischer Anstrengung gelang es ihm, wenigstens vorübergehend sein Selbstvertrauen wiederzufinden. Er war auf dem Weg zu einem weiteren Vorstellungsgespräch, und diesmal ging es um einen Job, den er wollte.
     
    Die Büroräume des Vox-Populi-Instituts befanden sich in einem dreistöckigen Backsteingebäude in den östlichen Vierzigern, nur wenige Schritte vom Komplex des Weltenrats am East River entfernt. Trotz seiner Schlichtheit war das Gebäude ein Vermögen wert.
    Die Inneneinrichtung war noch schlichter: Stahlschreibtische, Stahlstühle, Stahlaktenschränke, zerbröckelnde schwarze Bretter, abblätternde Farbe und geradezu aufreizend schlichte und mürrische Angestellte, von denen sich endlich einer dazu herabließ, Blake den ungefähren Weg zu Arista Plowmans Büro anzudeuten. Dexter war heute nicht im Haus.
    Arista, so hieß es, war gegenüber menschlichen Schwächen weniger tolerant als Dexter. Das Zusammenleben der beiden war offenbar gespannt, zumal ihre Ansichten an genau gegenüberliegenden Seiten des politischen Spektrums angeordnet waren. Bei Arista stand die Menschheit als Ganzes an erster Stelle, bei Dexter die individuelle Persönlichkeit mit ihrem einklagbaren Recht auf Mißgunst anderen gegenüber. Ihre Meinungsverschiedenheiten kümmerten außer ihnen selbst kaum jemanden, da Dexters Waffe zur Verteidigung des Individuums die Sozialstatusklage war, während Aristas Taktik zur Verteidigung des Volkes darin bestand, den symbolischen Fall eines einzelnen unschuldig Angeklagten aufzugreifen.
    Sie sah auf, als Blake in ihrer Tür erschien, und wußte sofort, daß sie es nicht mit einem unschuldig Angeklagten zu tun hatte. Sie brummte etwas wie »Setzensiesich« und tat so, als wäre sie in seine Bewerbung vertieft.
    Arista war eine knochige Frau mit dichten, schwarzen Brauen und grau-schwarzen Haaren, die ihren länglichen Kopf in dichten

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