Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer
Laub ausgebreitet war.
Wie überall auf dem Gelände waren auch in dem Wäldchen mikroskopisch kleine Kameras und Mikrofone versteckt. Sparta wußte davon, nahm allerdings an, daß Blake keine Ahnung hatte. Sie ließ ihren Blick schweifen, bis sie an einem grauen Baumstamm eine Mikro-Kamera gefunden hatte. Sie glänzte wie ein Kohlenstoffkristall. Über seine Schulter hinweg starrte sie in die Optik.
Sie zeigte sich ihnen ganz offen, die sie beobachteten und belauschten – zum Teil, um ihnen die Stirn zu bieten, hauptsächlich jedoch, weil sie Blake liebte und sie ihn wenigstens auf diese Weise haben wollte, wenn man ihr schon keine andere Möglichkeit ließ.
Später lagen sie Seite an Seite eng nebeneinander. Seine Haut prickelte, und man sah seinem Gesicht an, wie glücklich er war, nachdem seine Träume zum erstenmal in Erfüllung gegangen waren. Ihr Kopf lag in seinem Arm und seine freie Hand glitt leicht über ihre Haut, so daß sie seine strahlende Wärme spürte. Mit seinem Mittelfinger fuhr er über die blaßrote Narbe, die vom Brustbein bis zum Nabel reichte.
»Sie ist fast weg«, bemerkte er. »Noch eine Woche …«
»… und ich kann mich wieder unter Menschen sehen lassen«, sagte sie. Ihre Stimme klang tonlos. Sie starrte an ihm vorbei zum bunten Herbstlaub und das dunkle Himmelsgewölbe hinauf. »Dann werden wir von hier weggehen.«
»Ellen … verstehst du, was hier geschieht?« Nach einiger Übung fiel es ihm leichter, sie Ellen zu nennen, auch wenn sie in seiner Erinnerung immer Linda bleiben würde.
Nur sie selbst benutzte für sich noch den Namen Sparta. Ihren geheimen Namen kannte sonst niemand, genausowenig wie ein Mensch den geheimen Namen eines Tieres kennt. »Ich glaube, der Commander hält, was er versprochen hat. Das ist der Fronturlaub, den er mir schon seit langem versprochen hat.«
»Fronturlaub.« Er mußte lächeln. »Sehr erholsam.« Er beugte sich über sie und küßte ihre geschwollenen, immer leicht geöffneten Lippen. »Sehr entspannend. Aber warum will er uns nicht verraten, wo wir sind?«
»Wir wissen doch, wo wir sind – im Naturreservat Hendrik Hudson. Die Koordinaten kann man leicht auf jeder Karte finden.«
»Gut, aber warum sagt er uns das nicht? Und warum dürfen wir nicht kommen und gehen, wie wir wollen? Am Abend, als wir ankamen, nachdem du eingeschlafen warst, meinte er, ich könnte gehen, wann immer ich wollte. Nur dürfte ich dann nicht mehr zurückkommen. Warum die Geheimnistuerei? Wir sind doch auf seiner Seite.«
»Da bist du dir ganz sicher«, sagte sie – es war nicht unbedingt eine Frage.
Aber er verstand es als Frage und war überrascht. »Aber du hast doch selbst …«
»Eins weiß ich ganz genau« – und damit zog sie ihn an sich, so daß er warm und schwer auf ihr lag und sie vor dem Himmel verbarg – »daß ich dich liebe.«
2
»Howard Falcon war der Mann, der die Kon-Tiki geplant hat«, sagte der Commander. »Er wird die Jupitersonde persönlich steuern.«
Es war immer noch ein strahlend heller Morgen, auch wenn in dieser Umgebung niemand etwas davon bemerkte – der Besprechungsraum war düster und schallisoliert, Wände und Decken waren mit dem gleichen braunen Wollmaterial ausgeschlagen wir der Fußboden. Als einzige Beleuchtung dienten Lampen mit Messingschirmen auf niedrigen Tischen neben den Ledersesseln, in denen sich Sparta, Blake und der Commander niedergelassen hatten.
»Wie konnte ein einzelner Mann so mächtig werden?« fragte Blake.
»Falcon ist … ein ungewöhnlicher Typ. Sie werden es gleich verstehen.« Der Raum wurde langsam dunkler, bis in einer Ecke allmählich ein Bild Gestalt annahm. Schließlich füllte die aus großer Höhe aufgenommene Darstellung einer Hochebene Arizonas den ganzen Raum aus. »Was wir hier zusammengestellt haben, geschah vor acht Jahren.«
Die Queen Elizabeth glitt mehr als 5000 Meter über dem Grand Canyon mit gemütlichen 300 Stundenkilometern dahin, als Howard Falcon von der Brücke aus beobachtete, wie sich die Kameraplattform von rechts näherte. Damit mußte er rechnen, aber er war über diese Begleitung nicht allzu glücklich. Zwar war ihm jedes Anzeichen öffentlichen Interesses willkommen, aber gleichzeitig wollte er auch so viel freien Luftraum, wie er nur bekommen konnte. Schließlich war er der erste in der Geschichte der Menschheit, der ein Luftschiff von einem halben Kilometer Länge steuerte.
Bis jetzt war dieser erste Testflug einwandfrei verlaufen. Ironischerweise
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