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Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Ausgänge der Mikroprozessoren zur Treibstoffsteuerung geschoben und für nur eine Sekunde das Timing durcheinandergebracht. Chowdhury würde bei seiner Systemüberprüfung keinen Fehler finden.
    Sparta schwebte im Schatten neben der Ladeluke und lauschte dem kurzen Wortwechsel der beiden Captains, indem sie die entfernten Stimmen aus den zahlreichen Vibrationen des Schiffes filtrierte. Dann huschte sie weiter nach hinten ins Dunkel.
    Sie orientierte sich nur mit ihrem Gehör und Geruchssinn, als sie durch schmale Durchgänge in ihr Lager in einer Reserveenergiezelle des Schiffes kletterte. Ihre leeren Augen leuchteten in dem schwarz verschmierten Gesicht. Sie sah das schwachrote Glimmen der metallischen Eingeweide der Garuda im Infrarotbereich.
    Als sie ihr Versteck erreicht hatte, vibrierte der Schlepper immer noch von der Abkoppelung.
    In einer Raumstation oder einer Satellitenkolonie mit einer Bevölkerung von 100.000 hätte sie leicht in der Menge untertauchen können, wie sie es auf der Ganymed-Basis getan hatte. Auf einem Schiff mit nur 28 Besatzungsmitgliedern blieb ihr nichts weiter übrig, als sich zu verstecken. Ihre zusätzliche Masse verschleierte sie durch zahlreiche kleine ›Zwischenfälle‹ bei der Versorgung des Schiffes mit Proviant und Treibstoff.
    Seit einem Monat führte sie das Leben eines obdachlosen Flüchtlings in dem winzigen Hohlraum hinter der Versorgungsluke. Während dieser Zeit war sie verdreckt und abgemagert. Sie hatte nur selten Gelegenheit, sich oder ihre Haare mit einem Trockenshampoo zu waschen, und noch weniger, ihre Kleider zu reinigen. Zweimal hatte sie es gewagt, Wäsche aus dem Recycler zu stehlen, um ihre schmutzige Unterwäsche und den Overall zu wechseln. Wann immer sie konnte, stahl sie Lebensmittel aus den Vorräten oder rettete etwas aus dem Recycler. Ihre magere Diät enthielt einen großen Anteil an Nährstoffen, allerdings in einer Form, wie sie andere nicht mochten: getrockneter Pampelmusensaft, gesalzener Hefeextrakt oder gefriergetrocknete Tofuchips …
    Nur ihren Vorrat an Striaphan hatte sie selbst mitgebracht. In dem Röhrchen waren noch Hunderte kleiner, weißer Tabletten, die wie feiner Zucker auf der Zunge zergingen.
     
    Die Garuda war das Mutterschiff der Kon-Tiki, ein Weltraumveteran, der sich seit zehn Jahren im jupiternahen Raum aufhielt. Noch vor 18 Monaten war sie ein unscheinbarer, schwerer Schlepper mit spartanischer Einrichtung für die übliche Drei-Mann-Besatzung gewesen. Jetzt hätten ihre Erbauer sie kaum wiedererkannt. Man hatte die Frachträume des Schiffes durch einen Komplex mit Unterkünften für die Besatzung ersetzt – Privatkabinen, einen Speisesaal, Spielzimmer, eine Klinik und eine Verpflegungszentrale. Außerdem hatte man die Lebenserhaltungssysteme erweitert, die bordeigenen Triebwerke mehrfach abgesichert und das Fassungsvermögen der Chemo-Treibstofftanks verdreifacht. Die Antennen und Kommunikationsmasten mittschiffs verliehen ihr das Aussehen eines Seeigels.
    Die augenfälligste Veränderung war jedoch die Einsatzzentrale für die Kon-Tiki, ein riesiger, kreisrunder Raum, der die Garuda genau in der Mitte teilte und den Schiffsäquator unterhalb der kleineren Kuppel der Kommandobrücke mit dunklen Glasfenstern umringte. Sofort nach dem Start der Kon-Tiki sollten ein Flugleiter und fünf weitere Lotsen sich in drei Schichten rund um die Uhr an die Steuerpulte setzen.
    Jetzt hatte die Sofala die Treibstofftanks der Garuda wieder bis zum Rand gefüllt, und der Start war nur noch wenige Stunden entfernt.
     
    Sparta lag zusammengerollt wie ein Fötus schwerelos in der Dunkelheit und lauschte dem abschließenden Countdown.
    Die Garuda hatte die Kapsel der Kon-Tiki auf ihrem Rücken in die Jupiterumlaufbahn getragen. Jetzt hörte Sparta das metallische Schlagen der Luken, mit dem die Luftschleuse zwischen den Schiffen verschlossen wurde. Sie spürte die Erschütterung, als die Halterungen in genau berechneter Reihenfolge abgeworfen wurden, und zum Schluß den Ruck, mit dem die Abkoppelung beendet wurde. Sie hörte das Zischen der Steuerdüsen, mit denen die Garuda den fast unmerklichen Schubs ausglich, den die Kon-Tiki ihrem Mutterschiff bei der Abkoppelung versetzt hatte. Sparta stellte sich die Kapsel der Kon-Tiki vor, mit dem komplizierten Innenleben unter matt glänzenden Luken und Hitzeschilden, wie sie langsam den Abstand zur Garuda vergrößerte.
    Jetzt hingen beide Fahrzeuge praktisch bewegungslos 1000 Kilometer über den

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