Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
an Bord des verlassenen Kriegsschiffs zurückgelassen worden war.
    Jetzt lauscht ›Dilys‹, bis die Stimmen eine nach der anderen verhallten. Kingman und seine Wochenendgäste verlassen das Haus, um sich den Nachmittag mit Jagen zu vertreiben. Sie wendet sich ihrem Berg von Wäsche zu, die gebügelt werden muß. Noch am selben Abend, das weiß sie mit einer Gewißheit, die sie sich selbst nicht erklären kann, wird sie die letzten Geheimnisse der Prophetae gelüftet haben …
     
    An Bord der Garuda wälzte sich Sparta unruhig hin und her und riß sich selbst aus dem Schlaf. Eine über zwei Jahre ständig steigende Dosis Striaphan hatte ihr Gefühlsleben zu einem schwarzen Knoten des Hasses schrumpfen lassen, aber ihre Fähigkeit zur Wahrnehmung und Berechnung war nicht eingeschränkt worden, zumindest, solange sie stark und wach genug war, um sie auf ein Ziel zu richten. In ihrem Kopf jedoch hämmerte es und ihr Mund war trocken. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder wußte, wo sie sich befand, warum es so kalt, dunkel und eng war und warum es so stank.
    Dann kehrte die Erinnerung an ihren Haß zurück und taute sie innerlich auf. Die Kon-Tiki hatte sie geweckt, denn das Schiff hatte mit dem Abstieg begonnen.

18
    Von der Umlaufbahn Amaltheas bis in die äußere Atmosphäre des Jupiter würde es nur dreieinhalb Stunden dauern. Hinzu kamen ein paar Minuten, um den leicht geneigten Orbit zu erreichen, mit dem man den Trümmern der riesigen, durchscheinenden Ringe aus dem Weg ging. Selbst mit diesem kleinen Umweg war es keine weite Reise.
    Kaum jemand konnte auf einer solchen Reise schlafen. Für Howard Falcon war Schlaf eine verabscheuungswürdige Schwäche, und das bißchen, auf das er nicht verzichten konnte, brachte ihm Träume, die selbst nach der langen Zeit nicht verschwunden waren. In den nächsten drei Tagen konnte er jedoch nicht auf Ruhe hoffen. Deshalb wollte er die Gelegenheit nutzen und auf dem langen Abstieg in den Wolkenozean etwa 96.000 Kilometer tiefer so lange schlafen wie möglich.
    Als die Kon-Tiki den Transferorbit erreicht hatte und die Computerchecks zufriedenstellend verlaufen waren, versuchte er also, sich zum Einschlafen bereit zu machen. Er dachte daran, daß dies unter Umständen sein letzter Schlaf sein könnte. Es war also durchaus passend, daß der Jupiter in diesem Augenblick die winzige, strahlend helle Sonne verfinsterte. Einige Minuten lang war das Schiff in ein seltsam goldenes Zwielicht gehüllt, dann wurde ein Viertel des Himmels zu einem vollkommen schwarzen Loch im All, während der Rest von Sternen übersät blieb.
    Ganz gleich, wie weit man durch das Sonnensystem reiste, die Sterne veränderten sich nie. Die gleichen Konstellationen waren auch auf der Millionen von Kilometern entfernten Erde zu sehen. Der einzige Unterschied waren die kleinen, blassen Sicheln von Callisto und Ganymed. Es gab ein rundes Dutzend weiterer Monde dort oben am Himmel, aber sie waren alle viel zu klein und zu weit entfernt, als daß man sie ohne Hilfsmittel hätte erkennen können.
    »Alles verläuft nach Plan«, teilte er der Flugüberwachung auf der Garuda mit, die sicher im Schatten von Amalthea lag. »Ich mache den Laden jetzt für zwei Stunden dicht.«
    »Alles Roger, Howard«, gab der Flugleiter zurück. Der Jargon aus den ersten Tagen des amerikanischen Weltraumprogramms war im interplanetarischen Verkehr schon lange ebenso selbstverständlich wie die uralte nautische Terminologie auf den sieben Weltmeeren.
    Falcon streckte sich aus und verfiel rasch in jene ziellose Träumerei, die der Bewußtlosigkeit vorangeht. Sein Gehirn begann, frei zu assoziieren. Daher fiel ihm jetzt die Etymologie des Namens Amalthea wieder ein. Er bedeutete ›zart‹, ›zärtlich‹ oder ›umsorgend‹. Amalthea, halb Ziege, halb Nymphe, hatte in ihrem Höhlenversteck auf Kreta den jungen Zeus aufgezogen, den die Römer mit Jupiter gleichsetzten.
    Der innere Mond des Jupiters hieß noch lange nach seiner Entdeckung schlicht Jupiter V. Es war der erste Satellit, den man nach den vier durch Galileo Galilei berühmt gewordenen Monden entdeckt und deren Namen ebenfalls von sagenhaften Begleitern des Zeus entlehnt waren. Amaltheas einzige Aufgabe bestand offenbar darin, wie eine kosmische Planierraupe die geladenen Teilchen wegzufegen, die einen längeren Aufenthalt in der Nähe Jupiters gefährlich machten. In Amaltheas Kielwasser gab es praktisch keine Strahlung oder Masseteilchen. Die Garuda war dort vollkommen

Weitere Kostenlose Bücher