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Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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auflösenden Abhangs nach unten zu gleiten.
    Jetzt erst bemerkte er den Schnee.
    In der Atmosphäre bildeten sich weiße Flocken, die langsam nach unten schwebten. Für echten Schnee war es jedoch viel zu warm, außerdem gab es in dieser Höhe kaum eine Spur von Wasser. Diese Flocken hatten auch nichts Funkelndes oder Glitzerndes an sich. Sie fielen einfach nur massenhaft in die Tiefe. Als dann einige auf einem Instrumentenausleger vor der Hauptsichtluke landeten, sah Falcon, daß sie mattweiß waren, ohne eine Spur von Kristallisation. Außerdem waren sie ziemlich groß, mehrere Zentimeter im Durchmesser. Sie sahen aus wie Wachs.
    Und genau das waren sie auch. Eine chemische Reaktion in der Atmosphäre ließ die im Jupiterhimmel schwebenden Kohlenwasserstoffe kondensieren.
    Ungefähr 100 Kilometer weiter vorne gab es eine Störung in der Wolkenschicht. Die kleinen roten Ovale wurden zusammengeschoben und begannen einen Wirbel zu bilden, genau wie bei einem irdischen Zyklon. Der Strudel vergrößerte sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Wenn es sich wirklich um einen Sturm handelte, war Falcon in großer Gefahr.
    Dann verwandelte sich seine Besorgnis in Verwunderung – und Angst.
    Vor seinen Augen schob sich etwas Gewaltiges mit einem Durchmesser von vielen Kilometern von unten durch die Wolkendecke.
    Nur für einen Augenblick dachte er, es könnte sich ebenfalls um eine Wolke, eine Art Gewitterwolke aus den unteren Schichten der Atmosphäre handeln, aber dann sah er, daß es fest war. Wie ein Eisberg stieg es aus der Tiefe durch die rosa- und lachsfarbene, dichte Wolkendecke.
    Ein im Wasserstoff treibender Eisberg? Das war natürlich unmöglich, aber vielleicht war der Vergleich nicht allzuweit hergeholt. Er richtete sein Teleskopauge auf den rätselhaften Körper und wenige Augenblicke später auch die Optik der Kon-Tiki, um der Einsatzleitung das gleiche Bild zu übermitteln. Er erkannte, daß es sich um eine weißliche, kristalline Masse handelte, die von roten und braunen Streifen durchzogen war. Offenbar bestand es aus dem gleichen Material wie die ›Schneeflocken‹ – ein Gebirgszug aus Wachs.
    Doch in Wirklichkeit war er nicht so fest wie angenommen. An den Rändern bröckelte ständig Masse ab und bildete sich wieder neu.
    Mittlerweile lag ihm die Einsatzzentrale schon seit über einer Minute mit Fragen in den Ohren.
    »Ich weiß, worum es sich handelt«, sagte er schließlich. »Eine Masse aus Blasen, eine Art Schaum aus Kohlenwasserstoff. Die Chemiker werden sich freuen … Augenblick mal!«
    »Was ist los?« kam Ims ruhige, aber unmißverständlich drängende Stimme über den Funk. »Was können Sie erkennen, Howard?«
    Falcon hörte Brenner aufgeregt im Hintergrund reden, ignorierte jedoch alle Anfragen der Garuda und konzentrierte sich ganz auf das teleskopische Abbild seines eigenen Auges. Er hatte eine Idee, aber zuerst mußte er sich sicher sein. Wenn er einen Fehler machte, konnte er zum Gespött des gesamten Sonnensystems werden, wenn die Auswertungen dieses Einsatzes bekannt wurden.
    Er entspannte sich, warf einen Blick auf die Uhr, und fiel der Einsatzzentrale ins Wort. »Hallo, Zentrale«, sagte er, sehr förmlich. »Hier spricht Howard Falcon an Bord der Kon-Tiki. Die Tageszeit beträgt 19 Stunden, 21 Minuten, 15 Sekunden. Nördliche Breite Null Grad, 5 Minuten. Länge 105 Grad, 42 Minuten, System 1. Falls Dr. Brenner noch in der Nähe ist, teilen Sie ihm bitte mit, daß es tatsächlich Leben auf dem Jupiter gibt, und was für welches!«
    »Ich bin sehr froh, daß ich mich getäuscht habe«, kam Brenners Antwort, so schnell es die Entfernung zuließ. Im Gegensatz zu seiner früheren Heftigkeit wirkte Brenner jetzt geradezu gut gelaunt. »Mutter Natur hat wohl immer ein As im Ärmel, was? Bleiben Sie mit dem großen Objektiv dran und schicken Sie uns die bestmöglichen Bilder.«
    Falcon richtete das vibrationsfreie Teleskop aus und warf einen Blick auf den Videoschirm. Jetzt war Dr. Brenner bestimmt glücklich. Dann sah er mit seinen eigenen Augen hin. Was immer sich an dieser wächsernen Flanke auf und ab bewegte, war noch viel zu weit entfernt, um Einzelheiten erkennen zu lassen, aber es mußte wirklich riesengroß sein, wenn man es auf diese Entfernung überhaupt sehen konnte. Die Gebilde waren fast schwarz und wie Pfeilspitzen geformt und manövrierten mit langsamen, wellenförmigen Bewegungen des ganzen Körpers, so daß sie riesigen Mantarochen glichen, die über einem tropischen

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