Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer
verpassen. Zumindest hatte er herausgefunden, wer vermutlich die Falschspieler waren, die sich unter seinen ausdauernden Provokationen allzusehr unter Kontrolle hatten.
Ganz gleich, auf welcher Seite sie bei diesem verwirrenden Spiel standen, sie und er wußten etwas, das dem Rest der Mannschaft auf der Garuda verschwiegen wurde, nämlich daß Falcon dort in den Wolken einen Auftrag hatte, der weit über die offen genannten Ziele des Einsatzes hinausging.
Selbst Falcon schien nichts darüber zu wissen. Oder tat er nur so? Das war eine der vielen Fragen, die nur im Laufe der Ereignisse beantwortet werden konnten.
Sparta erwachte in ihrem Versteck aus Racheträumen. Sie öffnete die geröteten Augen und fuhr sich mit der pelzigen Zunge über die gelben Zähne. Nur langsam kam die Realität zurück.
Sie horchte lange genug, um die inzwischen verstrichene Zeit festzustellen. Wenn sie Blake erreichen wollte, war es langsam an der Zeit, sich in Bewegung zu setzen. Sie überlegte, ob sie das überhaupt noch wollte …
Aus ihrem Versteck hatte sie verfolgt, wie er seiner offiziellen Aufgabe nachging, ohne Erlaubnis Dateien anzapfte, die Fluglotsen außer Dienst mit Fragen traktierte und sich unbeliebt machte. Für sie war sein Verhalten durchsichtig. Er wußte genau wie sie, daß etwas an der Kon-Tiki- Mission faul war. Nur wußte er im Gegensatz zu ihr nicht, was es war. Er bohrte in offenen Wunden und hoffte, das Biest aus der Reserve zu locken, damit es sich verriet.
Sie hegte immer noch einen Funken Mitgefühl für ihn. Er hatte keine Ahnung, daß sie nur den rechten Augenblick abwarten wollten und daß er bereits so gut wie tot war. Blakes Bemühungen waren ebenso gefährlich wie nutzlos.
Sie schuldete ihm nichts. Trotzdem konnte sie ihn vor der bevorstehenden Katastrophe warnen. Sie hatte ihr bestes getan, um den Freien Geist zu enthaupten. Aber genau wie der Hydra wuchsen ihm immer wieder neue Köpfe nach.
22
Ungefähr eine Stunde vor Sonnenaufgang erstarben die Stimmen aus der Tiefe, und Falcon begann sich auf den Anbruch seines zweiten Tages vorzubereiten. Die Kon-Tiki befand sich jetzt nur fünf Kilometer über der nächsten Wolkenschicht; der Außendruck war auf zehn Atmosphären gestiegen, und die Temperatur betrug tropische 30 Grad Celsius. Hier ließ es sich aushalten, man brauchte nur ein Atemgerät und die richtige Mischung Sauerstoff und Helium.
Die Einsatzzentrale hatte seit mehreren Minuten geschwiegen, aber kurz nachdem die Dämmerung die Jupiterwolken erglühen ließ, meldete sich Ims Stimme über Funk. »Wir haben gute Nachrichten für Sie, Howard. Die Wolkenschicht unter Ihnen bricht auf. In einer Stunde haben Sie recht klare Sicht. Sie müssen nur auf Turbulenzen achten.«
»Ich kann schon welche erkennen«, antwortete Falcon. »Wie weit werde ich nach unten sehen können?«
»Mindestens 20 Kilometer, bis zur zweiten Thermoschicht. Die Wolkendecke dort ist allerdings dicht. Es ist die, die niemals aufbricht.«
Falcon wußte das selbst sehr gut, und auch, daß sie außerhalb seiner Reichweite lag. Die Temperatur dort unten mußte über 100 Grad betragen. Vermutlich war es das erste Mal, daß sich ein Ballonfahrer mehr um das sorgen mußte, was unter ihm war.
Zehn Minuten später konnte er erkennen, was man in der Einsatzzentrale bereits mit Satelliten aus der Umlaufbahn beobachtet hatte. In der Nähe des Horizonts veränderte sich die Farbe, und die Wolkendecke riß auseinander und türmte sich auf. Falcon drehte den Fusionsreaktor ein paar Stufen weiter auf und stieg mit der Kon-Tiki fünf Kilometer höher, um einen besseren Überblick zu haben.
Der Himmel klarte rasch und vollständig auf, als würde etwas die dichte Wolkendecke zersetzen. Vor seinen Augen tat sich ein Abgrund auf. Einen Augenblick später schwebte er über den Rand einer 20 Kilometer tiefen und 1000 Kilometer breiten Wolkenschlucht.
Unter ihm breitete sich eine neue Welt aus. Der Jupiter hatte einen seiner vielen Schleier gelüftet. Die zweite Wolkenschicht in unerreichbarer Tiefe hatte eine viel dunklere Farbe als die erste. Sie war beinahe lachsfarben und mit seltsamen ziegelroten Flecken gesprenkelt. Die Flecken waren oval, ihre Längsachse zeigte von Westen nach Osten, der vorherrschenden Windrichtung entsprechend. Es waren Hunderte, alle von derselben Größe. Sie erinnerten Falcon an die kleinen, wattigen Kumuluswolken am Erdhimmel.
Er reduzierte den Auftrieb, und die Kon-Tiki begann an der Seite des sich
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