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Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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hatten.
    Es mußte sich um einen Wald handeln, denn er konnte Hunderte dünner Stämme sehen, die aus dem weißen, wächsernen Schaum zu sprießen schienen. Die Bäume standen erstaunlich dicht beieinander. Vielleicht war es doch kein Wald, sondern ein einziger, gewaltiger Baum wie die Riesenbanyans Ostasiens mit ihren unzähligen Wurzeln. In Java hatte er einmal einen Banyanbaum mit einem Durchmesser von 650 Metern gesehen. Dieses Monster war mindestens zehnmal so groß.
    Jetzt war es fast dunkel. Im gebrochenen Sonnenlicht hatte sich die Wolkenlandschaft violett verfärbt. In der Dämmerung seines zweiten Tages auf dem Jupiter sah Howard Falcon etwas, das ihn an seiner Interpretation des weißen Ovals zweifeln ließ.
    Wenn ihn das schwache Licht nicht getäuscht hatte, wallten Hunderte von dünnen Stämmen in vollkommenem Einklang hin und her wie Algenwedel in der Brandung.
    Außerdem befand sich der Baum nicht mehr an der Stelle, an der er ihn zuerst gesehen hatte.

TEIL
5
TREFFEN MIT MEDUSA

23
    Ein strahlend weißes Patrouillenschiff näherte sich vorsichtig der Hauptluftschleuse der Garuda. Der diagonale blaue Streifen und der goldene Stern am Bug des Schiffes strahlten Autorität aus. Die Raumkontrollbehörde war die größte Abteilung des Weltenrats, die Weltraumprogramme koordinierte und wissenschaftliche Einsätze wie den der Kon-Tiki finanzierte. Gleichzeitig stellte sie die Polizei, die Küstenwache und die Marine.
    Dann hing das Patrouillenschiff bewegungslos im All, während sich eine Landungsröhre löste und sich luftdicht an die Garuda ansaugte. Ein paar Minuten später schwebten ein Commander der Raumkontrollbehörde und ein großer blonder Lieutenant mit einer Betäubungswaffe am Gürtel auf die Brücke der Garuda.
    Sie wurden von Rajagopal, dem ersten Maat, empfangen. »Wie können wir Ihnen helfen, Commander?« Aus dem leuchtend rot geschminkten Mund der Frau klang sogar die einfache Höflichkeitsfloskel arrogant.
    »Wir sind nur als Beobachter hier.« Der Commander war ein großer, sonnengebräunter Mann mit rauher Stimme und kanadischem Akzent.
    »Gut, wie Sie möchten. Wenn sie mir eine Bemerkung erlauben …«
    »Tut mir leid«, sagte er knapp. »Zeigen Sie uns bitte den Weg zur Einsatzleitung, dann brauchen wir sonst niemanden zu behelligen.«
    Ihr Gesicht wurde härter. »Hier entlang, bitte.«
    Der Durchgang von der Brücke zur Einsatzzentrale war kurz und endete in einer Luke mitten in der Decke der Zentrale. Die sechs Lotsen sahen fragend auf, als die uniformierten Raumfahrer den Raum betraten. Rajagopal meldete Lum die Ankömmlinge an, dann kehrte sie auf die Brücke zurück.
    Wenige Augenblicke später schwebte der Commander neben die zur Brücke führende Luke, und der Lieutenant bewegte sich in die entgegengesetzte Richtung zu dem im Boden eingelassenen Gegenstück. Das stille Manöver verriet den Männern und Frauen in dem aquariumähnlichen Raum, daß sie unter Arrest standen.
     
    Als Blake Redfield die Augen öffnete, sah er sie, wie sie laut- und schwerelos von der Decke seiner Schlafkabine herabschwebte. Sie hockte sich wie ein Alptraum auf ihn.
    Er konnte es nicht fassen. Er kniff die Augen zusammen, als würde die schreckliche Erscheinung dadurch verschwinden.
    Sparta mußte den angstvollen Blick in seinen Augen bemerkt haben, der sich nur langsam in ein Wiedererkennen und dann in Begreifen verwandelte.
    »Bist du gekommen, um mich zu töten?« Er wollte deutlich sprechen, brachte aber nur ein trockenes Flüstern hervor.
    Sie grinste. In ihrem schwarz verschmierten Gesicht strahlten die Zähne elfenbeinfarben und die Zunge leuchtete blutrot. »Du brauchst nichts mehr zu unternehmen, Blake. Ich habe alles erledigt. Paß auf dich auf.«
    »Aber was hast du …«
    »Nein, beweg dich nicht«, sagte sie.
    Er tat, als entspannte er sich, dabei starrte er ihr ins Gesicht. »Was hast du getan, Ellen?«
    »Nenn mich nicht Ellen.«
    Sie nicht Ellen nennen? Er mußte tief Luft holen, die Anspannung dröhnte ihm in den Ohren. Jahrelang hat sie darauf bestanden, daß ich sie Ellen nenne. »Und wie heißt du jetzt?«
    »Du weißt, wer ich bin. Du brauchst meinen Namen nicht zu wissen.«
    »Wie du willst.« Sie war verrückt. Das war so deutlich wie das verzerrte Grinsen in ihrem Gesicht. Man brauchte sie nur anzusehen, abgemagert bis auf die Knochen und mit roten, entzündeten Augen. »Was hast du getan?«
    Sie stieß die Worte aus wie einen heißen Dampfstrahl. »Du brauchst sie nicht

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