Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer
nicht so funktioniert, wie es ihre Konstrukteure geplant hatten. Denn Falcon war in einem verborgenen Winkel seines Bewußtseins immer noch zu sehr Mensch, als daß er sich ohne einen guten Grund opfern könnte.
Falcon selbst wußte von all dem nichts. Er wußte nicht, daß sein instinktiver Selbsterhaltungstrieb mit ein wenig Unterstützung durch eine geringfügige elektronische Überlastung die größten Hoffnungen einer jahrtausendealten religiösen Verschwörung zerstört hatten. Er wußte nur, daß er auserwählt worden war.
Schließlich würde er doch noch ein Botschafter sein – zwischen dem Alten und dem Neuen, zwischen den Geschöpfen aus Kohlenstoff und denen aus Keramik und Metall, die sie eines Tages ersetzen würden. Er war sicher, daß beide Arten in den schwierigsten Jahrhunderten, die vor ihnen lagen, Verwendung für ihn hatten.
EPILOG
»Noch ein Glas?«
»Ah, ja, sehr freundlich von Ihnen …«
Professor J.Q.R. Forster hielt sein Glas unter die Flasche Laphroaig. Der Commander übergoß die Eisstücke mit der dunklen Flüssigkeit. Hinter ihnen, im Kamin der Bibliothek der Granite Lodge, verströmte ein Eichenfeuer wohlige Wärme. Draußen vor den großen Fenstern ging gerade die Wintersonne unter.
»Die Zündfolge war auf die Einsatzzeit programmiert worden«, sagte der Commander und stellte die Flasche auf das silberne Tablett zurück. »Wäre der Countdown weitergelaufen, hätte Troys Programmänderung die Kon-Tiki geradewegs auf den Jupiter geschossen. Eine halbe Stunde bevor es dazu kommen konnte, hat Falcon die Steuerung auf manuellen Betrieb umgeschaltet, um der Medusa zu entkommen.«
»Dann hat die Medusa ihm tatsächlich das Leben gerettet!« Forsters buschige Brauen sprangen in die Höhe. Das war eine Geschichte nach seinem Geschmack.
»Und Troy die Freiheit. Sie hätte sich sonst eines Mordes schuldig gemacht.«
Forster zuckte peinlich berührt mit den Schultern. »In diesem Fall hätte sie doch sicher auf vorübergehende Bewußtseinstrübung plädieren können.«
»In diesem Punkt ist sie etwas empfindlich.« Der Commander lehnte sich in seinem Sessel zurück und dachte an die Rückreise vom Jupiter. Er hatte nicht vor, Forster mit den Einzelheiten zu behelligen – Einzelheiten, die er selbst noch jahrelang lebhaft in Erinnerung behalten würde.
»So leicht können Sie mich nicht vor einer Mordanklage retten«, hatte ihn Linda wohl zum hundertsten Mal angefaucht. Man sah ihren Augen an, wie erschöpft sie war. »Ich habe Holly Singh getötet. Und Jack Noble. Und den orangefarbenen Mann. Und vielleicht noch andere. Und dabei wußte ich genau, was ich tat.«
Eines der schnellsten Schiffe des Sonnensystems hatte drei Wochen gebraucht, um sie zur Erde zurückzubringen. Dadurch hatte sie genug Zeit, ihren Körper auszukurieren. Und sie alle hatten mehr als genug Zeit, über die Geschichte zu sprechen.
Linda blieb für den Commander ein Rätsel. »Läßt Ihnen Ihr Gewissen keine andere Wahl?« hatte er sie gefragt.
»Sie wollen also wissen, ob ich irgendeinen Grund kenne, der die Morde rechtfertigt, die ich begangen habe. Und ich sagte Ihnen, nein, keinen einzigen, obwohl diese Leute versucht haben, mich umzubringen und vielleicht auch meine Eltern umgebracht haben, je nachdem, was Sie oder ich bereit sind zu glauben.«
»Das sind alles Mörder, da stimme ich Ihnen zu. Und sie haben alle die Menschheit versklaven wollen. Andere mit den gleichen Zielen werden weiterleben.«
»Deshalb kann man sie trotzdem nicht einfach kaltblütig umbringen.« Sie war allerdings alles andere als kaltblütig gewesen, ihr Blut hatte gekocht.
»Sie scheinen sich entschieden zu haben.« Er seufzte bedeutungsvoll. »Ob Sie dabei wußten, was Sie taten, werden Sie letzten Endes selbst entscheiden müssen, fürchte ich. Ihr nicht nachprüfbares Geständnis wird Ihnen bestenfalls psychiatrische Beobachtung einbringen.«
»Nicht nachprüfbar?«
Er tat, als hätte er sie nicht gehört. »Dann werden sie eine unbestimmte Zeit in einer Nervenklinik verbringen. Ich nehme an, Sie wissen, wie es dort zugeht und was man heutzutage mit programmierten Nanochips alles machen kann. Wenn es dann irgendwelche Hinweise gibt, mit denen man Ihre Aussage bestätigen kann, kommen Sie vielleicht lebenslänglich ins Gefängnis. Aber wenn Sie das wirklich wollen …«
»Sie wissen, daß ich die Wahrheit sage.«
»Vielleicht. Bis jetzt ist nichts über den Tod dieser Leute gemeldet worden. Sie werden nicht einmal
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