Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant
bestand nur aus Flossen und Falten und faserigen, schleimfarbenen Partien. Er schwamm genau in Lims Augenhöhe, gleich dort, wo er seinen Kopf gegen die Glaswand gelehnt hatte.
Mensch und Fisch erwiderten ihren Blick.
»Tja, ich glaube …«
»Andererseits ziehen Sie vielleicht tiefgefrorene zerkleinerte Tarowurzel vor«, sagte Lim. »Sehr … knackig.«
Sie konnte es nicht fassen, daß er sich vor ihren Augen tatsächlich die Lippen leckte. Sie starrte ihn fasziniert an.
»Bis Sie anfangen, darauf herumzukauen«, warnte Bill Hawkins.
»Forster ist heute abend mit den anderen unterwegs«, sagte Blake zu Hawkins, um ihn abzulenken. »Er möchte Sie morgen früh sehen. Man hat im Interplanetary ein Zimmer für Sie reserviert. Sie können sich entweder dort oder in der Bar aufhalten oder auch durch die Stadt spazieren, aber erwarten Sie nicht, in unserem Büro jemanden anzutreffen.« Blake hatte Marianne nicht eines einzigen Blickes gewürdigt, seit sie und Hawkins sich gesetzt hatten. »Luke und ich – wir bleiben in Verbindung, keine Sorge – haben vor kurzem die Vereinbarungen über die Lieferung des ersten Teilstücks getroffen.«
»Wie bitte?«
»Teilstück A«, sagte Lim übertrieben präzise. »Er hat mich dafür bezahlt, daß ich es so nenne. Zumindest öffentlich.«
»Am zweiten arbeiten wir bereits«, sagte Blake.
»Teilstück B«, sagte Luke hilfsbereit.
»Und warum diese verdammte Heimlichtuerei?« fragte Hawkins.
»Forster will es so«, sagte Blake. »Wir werden beobachtet.«
»Das will ich verdammt noch mal meinen. Von ungefähr drei Vierteln der Menschen in der bewohnten Welt.«
»So wie ich jetzt gekleidet bin«, sagte Blake, »bin ich so unauffällig wie eine verdammte Neonreklame. Aber ich glaube, es wäre noch eigenartiger, hätte ich Mrs. Mitchell in meinem in diesen Tagen üblichen Aufzug begrüßt.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Haben Sie auf der Helios Randolph Mays bemerkt? Nein? Das überrascht mich nicht.«
»Mays?« fragte Marianne und richtete sich auf.
»Würde es Sie interessieren zu erfahren, wie es Randolph Mays gelungen ist, es sich zwei Tage lang im Interplanetary Hotel gemütlich zu machen, während Sie und alle anderen in Quarantäne gehalten wurden?«
»Sir Randolph Mays ist in unserem Hotel?« fragte Marianne.
Blake beachtete sie immer noch nicht. Er hatte seinen Blick unnachgiebig auf Hawkins gerichtet und mußte sich sehr zurückhalten, sonst hätte er mit den Fingerspitzen auf den Tisch getrommelt. »Mays hat Kontakte, Informanten, Freunde an jeder Stelle. Er kennt Leute vom Zoll, Hotelmanager und Oberkellner und was weiß ich. Er weiß, was diese Leute mögen, meistens bares Geld – und davon hat er mehr als genug. Dieser Mann ist kein einfältiger, alter Herr aus Oxbridge, dem die BBC versehentlich die Möglichkeit gegeben hat, von der Kanzel herab irgendwelchen Mist herabzupredigen. Er ist ein verdammt guter Rechercheur, immer der Geschichte auf den Fersen. Und wir haben leider das zweifelhafte Vergnügen, im Augenblick seine Beute zu sein.« Blake griff nach der Papierkarte, auf der handschriftlich seine und Lukes Rechnung vermerkt war. »Luke und ich haben bereits gegessen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Marianne hier noch etwas Gesellschaft zu leisten, Bill … ich meine …«
»Mit größtem Vergnügen«, beeilte sich Hawkins zu sagen, bevor Blake alles noch schlimmer machte. »Natürlich nur unter der Bedingung, daß Sie einverstanden sind, Marianne.«
Marianne machte ein ärgerliches Gesicht. »Warum wollen Sie noch mehr Zeit wegen mir verschwenden? Ich kann selbst auf mich aufpassen.«
»Marianne«, sagte Hawkins leidenschaftlich, »ich wüßte nicht, was ich lieber täte, als die nächsten Stunden in Ihrer Gesellschaft zu verbringen. Außerdem habe ich sonst nichts zu tun.«
»Ich hole Sie dann morgen früh im Hotel ab.« Blake war bereits aufgestanden. Er blickte in Mariannes Richtung, ohne sie genau anzusehen. »Tut mir leid, wirklich. Aber leider sind wir alle ohne Unterschied davon betroffen.«
Lim folgte Blake an die Bar. »Hab’ ich richtig gehört, Sie wollen bezahlen, mein Freund?« Er sprach mit Blake, konnte es sich aber nicht verkneifen, einen letzten, schmachtenden Blick über die Schulter auf Marianne zu werfen.
Hawkins sah ihnen nach, als sie gingen. »Außergewöhnlich!« Er schien ehrlich überrascht zu sein. »Vor dem heutigen Tag hätte ich mir nicht vorstellen können, daß Blake sich anders als vorbildlich benimmt.
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