Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant
überrascht.
»Und wer ist dieser Lim?« fragte er.
»Luke, der Sohn von Kam, von der Baufirma Lim und Söhne. Langes Haar, kleidet sich wie ein Cowboy. Ein übler Bursche.«
Mays hob eine seiner eindrucksvollen Brauen, er wollte mehr hören, aber entweder war Mrs. Wong nicht gewillt, Beispiele von Luke Lims schlechtem Benehmen zu liefern, oder sie hatte kein besonderes parat. »Über was haben sie sich unterhalten?« fragte er.
»Nach dem zu urteilen, was ich gehört habe, hat Lim Mr. Redfield seinen alten Eismaulwurf verkauft.«
»Einen Eismaulwurf?«
»Eine speziell konstruierte Tunnelbohrmaschine – das Eis ist hier sehr kalt, und die Schwerkraft sehr gering. Dann haben sie sich über noch etwas unterhalten, das der Professor irgendwo kaufen wird. Was, habe ich nicht verstanden. Dann kamen noch zwei Leute dazu.« Mrs. Wong pflückte einen Tabakkrümel von ihrer Zungenspitze.
»Bitte, fahren Sie fort.«
»Ein Mr. Hawkins, ich glaube, er arbeitet auch für den Professor, und eine junge Frau namens Marianne. Sie ist nur zu Besuch hier.«
»Ah, Marianne«, sagte Mays.
»Kennen Sie sie?«
»Nicht gut«, sagte er. »Und über was haben die vier dann gesprochen?«
»Mr. Redfield hat keinen allzu glücklichen Eindruck gemacht. Erst wollte er überhaupt nichts sagen. Ein paar Minuten später ging er zusammen mit Lim. Dann hat Mr. Hawkins versucht, Eindruck bei dem Mädchen zu schinden. Er sagte, der Professor will vermutlich einen Eismaulwurf kaufen, um Untersuchungen unterhalb der Oberfläche von Amalthea anzustellen. Und außerdem noch ein U-Boot.«
Mays Gesicht verhärtete sich für einen Augenblick – »Ach, ja? Ein U-Boot, und weiter?«
»Dann haben sie gegessen. Sie unterhielten sich über die Sehenswürdigkeiten, alles mögliche. Und über Sie und Ihre Videoprogramme.«
»Tatsächlich.«
»Mr. Hawkins mochte Ihre Sendungen nicht. Er redete solange darüber, wie Unrecht Sie hätten, daß sich das Mädchen zu langweilen begann. Ich glaube, bei Frauen hat er keine besonders glückliche Hand.«
Mrs. Wong redete noch ein paar Minuten weiter, aber Mays hatte längst erkannt, daß er alles Wichtige aus ihr herausbekommen hatte. Als er das Straits Café verließ, hinterließ er auf dem Tisch einen Stapel gebrauchter, altmodischer Papierdollars – in Hundertern und Tausendern, die über das Kreditnetz nicht nachzuverfolgen waren.
In den Korridoren wurde ein buddhistisches Fest gefeiert. Die Stadt schien jeden zweiten Tag irgendein Fest zu feiern, und die meisten wurden nicht einmal für Touristen inszeniert; hier wimmelte es nur so von religiösen Menschen. Mays schob sich durch Gänge, in denen explodierende Kracher widerhallten, durch den blauen und beißenden Rauch, der dick in der Luft hing; ganze Schleier und Girlanden aus Rauch wurden in die auf Hochtouren arbeitenden Lüftungsventilatoren gesogen. Aufgekratzte Kinder sprangen ihm um die langen Beine. Er erreichte den Zentralplatz. Ein Meer aus safranrot gekleideten Mönchen teilte sich vor ihm, und plötzlich befand er sich vor der künstlichen Steinfassade des Interplanetary Hotels, die von Giebelblumen und massigen Statuen übersät war, eine Nachbildung von Angkor Vat.
In der Lobby war es ein wenig kühler und stiller. Er mogelte sich an der Dame vom Empfang vorbei, wich einem Rudel Geschäftsleuten aus und suchte die Abgeschiedenheit seines Zimmers auf.
Aber kaum hatte er die Tür hinter sich ins Schloß fallen lassen, läutete sein Phonelink.
»Hier Randolph Mays.«
»Mr. von Frisch, Sir, von der Firma Argosy Spacecraft und Industrial Engineering. Soll ich ihn durchstellen?«
Dieser von Frisch hatte bereits zweimal zuvor angerufen, aber er war ebenso schwer zu erreichen wie Forster, und bis jetzt hatten sie sich noch nicht gesprochen. »Auf jeden Fall, verbinden Sie mich sofort.«
Die Stimme im Phonelink wurde von einem einseitigen Verzerrer entstellt, der Bildschirm blieb dunkel. »Endlich kommen wir zusammen, Sir Randolph.«
»Unter den gegebenen Umständen finde ich Ihre Ausdrucksweise etwas übertrieben, Frisch … entschuldigen Sie, Mr. von Frisch.«
»Nun ja. Eine harte Welt, Sir Randolph. Sicher ist sicher, Sie wissen schon.«
»Womit machen Sie Ihre Geschäfte, Sir?«
»Argosy vertreibt unter anderem Ausrüstungen.«
»Und was geht mich das an?«
»Vor kurzem wurde ich Zeuge eines interessanten Geschäfts. Es ging um eine Expedition nach Amalthea. Ich könnte mir denken, daß Sie interessiert sind, mehr darüber zu
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