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Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Titel: Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Gezeitenkräfte des Riesen malträtierten – eines Planeten von so großer Masse, daß nicht viel gefehlt hätte, und er hätte sich selbst zu einer Sonne entzündet –, war Amalthea eine festgefrorene Masse geblieben.
    Um Wasser in einer heißen Umgebung in gefrorenem Zustand zu halten, braucht man Energie. Nachdem man alle relevanten Daten in die Computer der Ventris eingegeben hatte, entdeckte man, daß die offensichtliche Diskrepanz in Amaltheas Energiehaushalt nicht auf eine so fadenscheinige Ursache wie ein Energieleck seiner Radioantennen zurückzuführen war. Vielmehr handelte es sich dabei um eine beträchtlich größere Energieabsonderung seines ›Kühlschranks‹, wie die Expedition es mangels eines besseren Ausdrucks nannte.
    Ein Kühlschrank ist in Wirklichkeit ein Heizgerät, das einen Teil des zu kühlenden Gegenstandes solange aufheizt, bis er heißer als die Umgebung ist, wobei es die Hitze von der Heizquelle zu einem Speicher oder einem Wärmetauscher transportiert. Der dunkelrote Staub des klassischen Amalthea gab einen brauchbaren Wärmetauscher ab, eine Oberfläche, über die der Mond die Wärme aus seinem in den Unterschichten liegenden Eis loswerden konnte. Der Wärmeverlust blieb größtenteils im Strom der Strahlengürtel des Jupiter verborgen; über hundert Jahre lang hatte niemand den Verdacht geäußert, der winzige Amalthea könnte die Gesamtenergie des Strahlengürtels meßbar vergrößern.
    Aber wo lag die Quelle?
    Die Grafikprogramme des alten Maulwurfs hatten ihre Grenzen, die computererzeugte Karte zeigte also nur in großen Umrissen, daß sich im Kern des Mondes ein Sphäroid unklarer Zusammensetzung und Größe befand. Vermutlich über eine Milliarde Jahre lang hatte dieser Gegenstand die Energie erzeugt, die notwendig war, um Amalthea in gefrorenem Zustand zu erhalten.
    Vor einem Jahr hatte Amalthea angefangen, aufzutauen. Der Mond schmolz jedoch viel schneller, als dies aufgrund der Einwirkung des Strahlengürtels oder der Gezeitenkräfte möglich schien. Amalthea schmolz, weil der Gegenstand in seinem Kern den Wärmeausstoß um mehrere Größenordnungen erhöht hatte. Der Kühlschrank hatte sich in einen Ofen verwandelt.
    Und so sah die aus seismologischen Daten erzeugte Karte von Amalthea aus, die auf der Anzeigetafel zu sehen war: eine Schale aus festem Eis, durchdrungen von Spalten aus Gas und Flüssigkeit, deren Oberfläche sich im Vakuum auflöste. Ein Flüssigkeitsmantel aus Wasser, dreißig Kilometer dick. Ein Kern aus fester, heißer Materie unbekannter Zusammensetzung, die jedoch nicht heiß genug war, um das Wasser zum Kochen zu bringen, das mit ihr in Berührung kam.
    Der Eismaulwurf durfte sich natürlich nicht einmal in die Nähe des heißen inneren Kerns wagen. Seine Aufgabe bestand einfach darin, die gefrorene Kruste von Amalthea zu durchdringen.
    Matsch und Eissplitter, die die Bohrer hinter sich warfen, glitten über die Kuppel aus Polyglas. Es sah aus, als lebte dort draußen etwas; hinter den Wänden des sauber herausgebohrten Schachtes jedoch befand sich nichts weiter als festes Eis.
    »Wir haben’s fast geschafft«, sagte Blake.
    »Nicht langsamer werden«, bemerkte Forster, als hätte er bei Blake eine untypische Vorsicht festgestellt. Forster zupfte sich an der Nase und stieß dabei kurze, nachdenkliche Geräusche aus, während er das Bild des Eismaulwurfs verfolgte, der sich immer weiter an die helle Grenze zwischen Eis und Wasser heranbohrte.
    Forster glaubte sicher zu wissen, was dieses Ding im Kern von Amalthea war, und das, obwohl er bis vor ein paar Tagen nicht das geringste darüber gewußt hatte. Seit seine Überzeugung ihn auf den schwierigen Weg zu diesen Entdeckungen geführt hatte, waren viele Jahre vergangen.
    Jetzt war durch das Fenster beinahe nur noch völlige Schwärze zu erkennen, die nur noch durch die Spiegelungen der Lichter der Instrumente im Cockpit aufgelockert wurde; auf dem Bildschirm war deutlich zu erkennen, wie der Maulwurf sich eifrig durch das Eis einen Weg senkrecht nach unten bahnte. Hinter ihm verdampfte flüssig gewordenes Eis blitzartig und wurde den Schacht hinaufgewirbelt. Vor Forsters innerem Auge jedoch schien das sie umgebende Eis unter einer fernen und schwachen Strahlenquelle immer stärker zu erglühen, je tiefer sie kamen.
     
    Auf dem Steuerdeck konnten dieselben graphischen Rekonstruktionen vom Ortungsgerät des Maulwurfs auf den großen Bildschirmen eingesehen werden – neben den Darstellungen des

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