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Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Titel: Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Zimmers, er vermutete das Schlimmste. Die Wände waren voller Bücherregale und Zeitschriften in einer Mischung aus europäischen und chinesischen Sprachen. Es gab alles, angefangen von östlichen und westlichen Klassikern bis hin zu östlicher und westlicher Pornographie. Handgeschweißte Möbel nahmen einen viel zu großen Teil des knappen Platzes ein, und in den Ecken und auf der riesigen Tischplatte, die ihm wohl als Schreibtisch, Werkbank, Schneidebrett und Eßtisch diente, lagen High-Tech-Spielzeuge in den verschiedensten Stadien der Fertigstellung. Leuchtend rote und goldene Poster an der Wand riefen zur Unabhängigkeit Ganymedes vom Weltenrat auf. Die Offiziere der Raumkontrollbehörde darauf waren als glotzäugige, stiernackige Schläger dargestellt.
    Lim und der Commander kauften bei einem Händler gegrillte Spieße mit Soja und Schweinefleisch und begaben sich damit in die Eisgärten. Dort ging es glatte Stufen hinunter in eine künstliche Schlucht, in der ein kleiner Bach riesige, aus dem alten, harten Eis von Ganymede gehauene Statuen umplätscherte. Hier gab es den wilden Kirtimukha, den runden Ganesha, den blutrünstigen Kali, den lächelnden Kwan-Yin und eine Reihe anderer übernatürlicher Wesen zu sehen, die den umherschlendernden Bewunderer um gut zehn Meter überragten und die unter einem schwarzen und eisigen ›Himmel‹ standen, in dem man einen riesigen, sich umschlingenden Regendrachen geschnitten hatte.
    Die beiden Männer setzten sich auf eine Bank am Ufer des Baches. Lim nahm seine zwölfsaitige Gitarre in die Hand und zupfte eine passable Soloversion des Concierto de Aranjuez, während der Commander mit einer leisen Stimme auf ihn einredete: »… über von Frisch nahm Mays Kontakt zu Moon Enterprises auf. Zwei Tage später gingen Mays und diese Mitchell auf die übliche Tour. Vor zwölf Stunden verließ ihre Kapsel ihren vorprogrammierten Weg. Alles spricht dafür, daß sie auf Amalthea abgestürzt sind.«
    »Spricht dafür?« Lim bearbeitete energisch die Saiten des alten, klassischen Instruments. Sein Gesicht dabei glich einer überzogenen Maske der Ungläubigkeit.
    »Ob jemand überlebt hat, wissen wir nicht.« Der Commander fixierte Lim mit hartem Blick. »Ich sage es nur ein einziges Mal: wir haben den Kontakt zu Forsters Expedition verloren.« Was der Wahrheit entsprach; allerdings hatte es noch einen letzten, verwirrenden Funkspruch von Forster nach dem Absturz gegeben – aber der hatte nichts mit Mays oder Mitchell zu tun, und der Commander hatte nicht die Absicht, gegenüber Lim oder sonst jemandem, der es nicht unbedingt wissen mußte, etwas davon zu erwähnen.
    »Was werden Sie mit ihnen machen?«
    »Nichts. Die Raumbehörde hat eine entsprechende Verlautbarung abgegeben, in der es heißt, daß wir mit ihnen in Verbindung stehen, daß Mays und Mitchell in Sicherheit sind und sie sich von ihren geringfügigen Verletzungen erholen. Essen wir später, wenn es sein muß.«
    Lim schlug hart in die Saiten und sah ihn verärgert, ungläubig und aus großen Augen an. »Dieser ganze bürokratische Mist! Warum lügen, Mann?«
    Der Commander biß die Zähne zusammen. »Zum ersten haben wir kein Schnellboot zur Verfügung. Eine kleine Panne, oder, wie Sie es nennen, bürokratischer Mist. Mit einem der hiesigen Schlepper brauchen wir zwei Tage bis Amalthea, und …« – Lim wollte protestieren, aber er brachte ihn mit einer Handbewegung zum schweigen. »… und zweitens ist das Verhältnis zwischen Raumbehörde und den Indo-Asiaten nicht das beste. Von ihnen können wir weder Verständnis noch Hilfe erwarten. Wie es scheint, glauben sie, wir seien nichts anderes als ein Haufen blauäugiger Rassisten, die nichts weiter als die nordkontinentalen Interessen im Sinn haben.«
    Lim sah dem Commander geradewegs in seine blauen Augen, während er eine komplizierte Melodie auf dem alten Instrument anstimmte. »Ja, einige der Vertreter radikaler Politik haben mir gelegentlich etwas in diesem Sinne ins Ohr geflüstert.«
    »Ich will nicht behaupten, daß das vollkommen unbegründet ist. Die Sache ist nur … ich habe meinen Kopf hingehalten und persönlich dafür gesorgt, daß kein Schnellboot bereit steht, um Forster zur Hilfe zu eilen. Ich wollte nicht, daß sich jemand versucht fühlt, darauf zu drängen.«
    Lim begann zu begreifen, worum es ging. »Also ist Sir Randolph Mays einfach hingegangen und hat dafür gesorgt, daß er genau dort Schiffbruch erleidet, wo Sie ihn am allerwenigsten

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