Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer
Dieser nippte daran. »Er hat nicht versucht, sich per Flugzeug abzusetzen«, sagte Aniskowatsch.
»Haben Sie das erwartet?«
Aniskowatsch blieb stumm.
Norimow grinste schadenfroh. »Mit dem ersten Flugzeug das Land zu verlassen, das ist genau das, was man von ihm erwarten würde. Und darum würde er das als Allerletztes machen. Er ist wirklich gut, oder haben Sie Ihre Lektion immer noch nicht gelernt?«
Aniskowatsch verzog das Gesicht. »Aber wo ist er dann?« Norimow schüttelte den Kopf. »Sie geben nicht so schnell auf, wenigstens das muss ich Ihnen lassen. Wie kommen Sie darauf, dass er mir verraten würde, wo er sich aufhält oder wo er hingeht? Das hat er noch nie gemacht.«
»Würden Sie es mir verraten, wenn Sie es wüssten?«
»Wenn Sie mir genügend Geld dafür bieten.« Norimow lehnte sich zurück. »Wo wir gerade beim Thema sind …«
Aniskowatsch gab einem der SVR-Typen an der Tür ein Zeichen.
Dieser trat an den Tisch, stellte einen Aktenkoffer vor Norimow auf den Schreibtisch und klappte ihn auf. Er war voll mit US-Dollars.
»Ich war mir nicht sicher, ob Sie wirklich bezahlen wollen«, sagte Norimow, den Blick auf das Geld gerichtet. »Als Sie hereingekommen sind, da dachte ich, Sie wollen mich umbringen. «
Aniskowatsch lächelte, soweit seine Verletzung dies erlaubte. Norimow beobachtete ihn genau und lächelte nicht.
»Sollte ich jemals erfahren, dass Sie mich in irgendeiner Weise hintergangen haben, dann werde ich nicht zögern, Ihre Exekution anzuordnen«, stellte Aniskowatsch sachlich fest. »Aber ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht. Wir haben eine Abmachung, und die halte ich in Ehren.«
Norimow führte das Glas an seine Lippen. »Ich wusste gar nicht, dass Sie und Ihresgleichen eine Ehre haben.«
»Dann nennen wir es eben professionelle Höflichkeit. Das Resultat ist dasselbe.« Er unterbrach sich und legte den Finger sanft an seine Wunde. »Hat er irgendwie geahnt, dass Sie für uns arbeiten?«
»Nein.«
»Dann muss er Sie in Zukunft möglicherweise erneut kontaktieren. «
»Das glaube ich kaum«, erwiderte Norimow. »Aber das habe ich ja schon beim letzten Mal nicht geglaubt. Was soll ich also sagen?«
Aniskowatsch neigte den Kopf zur Seite. »Und Sie hätten kein Problem damit, uns in solch einem Fall erneut zu verständigen? Obwohl er einmal Ihr Freund war?«
Norimow überlegte kurz. »Er ist immer noch mein Freund. Aber Geschäft ist Geschäft.« Er machte eine kurze Pause. »Er würde das verstehen.«
»Ich würde einen Freund niemals betrügen.«
»Dann werden Sie es in Ihrem Beruf nicht weit bringen.«
Aniskowatsch zog den USB-Stick mit der kopierten Datei aus der Tasche und betrachtete ihn. »Hat er irgendwelche Andeutungen gemacht, was auf diesem Ding gespeichert sein könnte?«
Norimow schüttelte den Kopf. »Er weiß es nicht. Darum hat er sich ja an mich gewandt. Sie haben ihn also auch noch nicht entschlüsselt.«
Aniskowatsch stand auf. »Es ist eine sensible Angelegenheit, darum dauert es ein bisschen länger als gewöhnlich.« Auf dem Weg zur Tür blieb er noch einmal stehen. »Und, nur damit es wirklich keine Missverständnisse gibt: Sie haben tatsächlich nicht die geringste Ahnung, wo er stecken könnte?«
Norimow, der damit beschäftigt war, das Geld zu zählen, hob nicht einmal den Kopf. »Er ist jedenfalls garantiert nicht mehr im Land, so viel steht fest.«
Kapitel 46
Östlich von Kohtla-Järve, Estland Montag 16:45 EET (Eastern European Time)
Die Raststätte war kaum mehr als eine große Café-Bar, umgeben von einer unebenen Asphaltfläche, die als Parkplatz diente. Am Rand der Parkfläche, unter einem baufälligen Dach, befand sich eine Reihe mit Zapfsäulen. Es schneite, und die Scheibenwischer huschten regelmäßig über die Windschutzscheibe der Fahrerkabine, wo Jukow hinter dem Steuer thronte. Die Stoßdämpfer waren im Eimer, und er hüpfte auf seinem Sitz auf und ab, während er das riesige Gespann über den Parkplatz manövrierte. Die Reifen wirbelten braunen Schneematsch auf.
Jukow unterdrückte ein Gähnen und brachte den Sattelschlepper zum Stehen. Die Fahrt von Russland hierher war lang gewesen, und er musste unbedingt pissen. Außerdem sehnte er sich nach einem dick belegten Sandwich. Vielleicht würde er
sich sogar ein, zwei Drinks und etwas Schlaf genehmigen, wenn er die Zeit dafür hatte.
Eine Verzögerung an der Grenze hatte ihn fast eine Stunde gekostet. Er wusste nicht, was los war, aber die Zöllner hatten jedes
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