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Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer

Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer

Titel: Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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kaum zu sehen. Alle anderen waren viel zu abgelenkt, um sie zu bemerken.
    Er hatte nicht viel Zeit, das wusste er, darum hastete er den Bürgersteig entlang, kurvte um Passanten herum, die neugierig stehen geblieben waren. Der sittliche Verfall der Menschheit versetzte ihn immer wieder in Erstaunen. Er gelangte bis zum Van, warf einen Blick auf die Leiche, die zusammengesunken zwischen dem Van und der dahinter parkenden Limousine lag. Niemand beachtete ihn, aber er wollte keine unnötigen Blicke riskieren und verzichtete auf eine Durchsuchung des Leichnams.
    Er machte die Fahrertür auf und kletterte hinein. Es roch muffig … der Geruch nach zu vielen Männern, die zu lange auf zu engem Raum zusammengehockt hatten. Auf dem Armaturenbrett stand ein Papptablett mit sechs leeren Kaffeebechern. Sonst war in der Fahrerkabine nichts zu entdecken. Er klappte das Handschuhfach auf. Darin lag ein großer brauner Umschlag mit seinem Dossier, zum Glück sehr knapp. Ein einzelnes Blatt Papier mit seinen persönlichen Angaben – Hautfarbe: weiß; Größe 1,82 – 1,85 m; Gewicht: 81 kg; Haarfarbe: schwarz; Augenfarbe: braun – sowie einem kurzen Absatz, der besagte, dass er ein Auftragskiller und als gefährlich einzustufen war. Auf den oberen Rand hatte irgendjemand von Hand den Namen seines Hotels, seine Zimmernummer sowie sein momentanes Pseudonym, Richard Bishop, gekritzelt.

    Unter dem Text war ein Bild von ihm, oder zumindest ein Bild, das er sein konnte. Es war eine digitale Montage, aber immerhin so dicht an der Wahrheit, dass es mithilfe halbwegs zuverlässiger Informationen neueren Datums entstanden sein musste. Eine mündliche Beschreibung hier, eine grobkörnige Aufnahme aus einer Überwachungskamera da – dazu noch eine Prise aus der Gerüchteküche und fertig.
    Die Ähnlichkeit der Fotomontage war bedenklich, aber er war erleichtert, dass sie anscheinend nicht mehr über ihn wussten. Wenn es mehr gewesen wäre, es hätte in jedem Fall hier gestanden. Selbst der amateurhafteste Attentäter weiß um die Bedeutung eines detaillierten Dossiers, und selbst der vorsichtigste Klient möchte seinen gedungenen Mördern so viele Vorteile wie nur möglich verschaffen. Er faltete das Blatt zusammen und steckte es in seine Jacketttasche. Da auf dem Umschlag keine Briefmarken klebten, ließ er ihn liegen.
    Im hinteren Teil des Vans lagen nur die fetttriefenden Überreste etlicher Fast-Food-Frühstücke herum, sonst nichts. Das wunderte ihn nicht. Bislang hatte er nur in der Tasche des Scharfschützen etwas gefunden, was ihn weiterbrachte. Alle anderen hatten sorgfältig darauf geachtet, nichts Überflüssiges einzustecken.
    Victor blickte in die beiden Außenspiegel, um sicherzustellen, dass er nicht beobachtet wurde, und stieg zum Bürgersteig hin aus. Die Polizei hatte jetzt angefangen, das Hotel abzusperren, und er stellte sich in die Menge, ließ sich zusammen mit den anderen von einem gehetzt wirkenden Polizisten abdrängen.
    Am anderen Ende der Straße winkte er sich ein Taxi herbei und bat den Fahrer, ihn ins Musée d’Orsay zu bringen. Der Fahrer zeigte auf die Menschenmenge in der Seitenstraße und wollte wissen, was denn da los sei.
    Victor zuckte die Achseln und erwiderte: »Ça a l’air sérieux. « Etwas Schlimmes.

    In diesem Augenblick bemerkte jemand den Leichnam im Rinnstein, und das Geschrei wurde noch größer.
     
    Der Mann, der dem Taxi hinterhersah, war groß und besaß gegeltes, schwarzes Haar. Er stand inmitten der Menge vor dem Hotel und tat so, als sei er genauso durcheinander wie die Schar der ihn umgebenden Pariser. Er teilte sicherlich ihre Aufregung, aber keineswegs ihre Ahnungslosigkeit. Sein Blick folgte dem Taxi, bis es nicht mehr zu sehen war, dann holte er ein schmales Notizbuch aus der Innentasche seines Jacketts. Er blätterte ein paar Seiten um und notierte sich in gut lesbarer Schrift das Kennzeichen sowie eine kurze Beschreibung des Fahrgastes.
    Auf der Fotomontage hatte er keinen Bart getragen, und auch die Haare waren anders, aber es konnte keinen Zweifel geben, um wen es sich da gehandelt hatte. Der große Mann stieß einen tiefen Seufzer aus. Das war übel.
    Er drängte sich durch die stetig wachsende Zahl der Schaulustigen, und als er sich schließlich aus der Menschentraube befreit hatte, da war ihm trotz der kühlen Novemberluft heiß. Er trug einen Anzug und einen Regenmantel und sah aus wie ein x-beliebiger Bürosklave. Er redete nur, wenn es sich absolut nicht vermeiden

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