Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer
vor wie ein Idiot. Er wartete, bis der Brite fertig war. Der Trockner verstummte, der Mann wandte sich wieder zu Kennard und nahm ihm den Umschlag ab.
»Sie sollen ihn sofort öffnen«, erläuterte Kennard.
Der Mann riss den Umschlag auf und griff hinein. Er holte ein schmales Smartphone heraus, drehte es einmal in der Hand und wollte es dann in der Innentasche seines Jacketts verschwinden lassen.
»Sie müssen sich die Dateien jetzt anschauen«, sagte Kennard. »Man hat mir gesagt, dass Sie das Passwort kennen.«
Der Brite musterte Kennard ein paar Sekunden lang aufmerksam, schaltete das Smartphone ein und öffnete die entsprechenden Dateien. Kennard sah, wie er die Informationen aufsaugte, sah das Gesicht des Mannes im fahlen Schimmer des Displays. Die Dateien, die auf dem Smartphone gespeichert waren, hatte Kennard von seinem Arbeitgeber erhalten. Er wusste selbst nicht, was sie enthielten, und das Handy war passwortgeschützt. Aber ohne Zweifel waren darin die Pläne der Operation enthalten, damit festgestellt werden konnte, wer für diese katastrophale Riesenpleite verantwortlich war. Die Tatsache, dass Kennards Kontaktmann Brite war, deutete darauf hin, dass es sich um eine gemeinsame Geheimoperation mit dem MI-6 gehandelt hatte, mit möglicherweise massiven Auswirkungen. Darum auch diese ganze Geheimniskrämerei. Aber das war reine Spekulation. Kennard hatte die Erfahrung gemacht, dass allzu viel Nachdenken in seinem Job nichts brachte.
Der Brite starrte lange auf das Display. Dann endlich hob er den Kopf und gab dem Amerikaner ein Zeichen.
»Ich glaube, das hier sollten Sie sich auch mal durchlesen.«
Mit einem Nicken nahm Kennard das Telefon in Empfang. Das kleine Display war voll mit Text. Kennard versuchte zu verstehen, was da stand, aber das Licht war schlecht, und seine Augen brannten. Eine Personenbeschreibung: Größe, Gewicht, Haarfarbe, biografische Details. Es sah aus wie eine CIA-Akte. Das war ein Dossier. Langsam wurde auch ein Foto erkennbar. Ein Gesicht. Sein Gesicht. Zwei Wörter darüber. Zwei schreckliche Wörter.
John Kennard.
Kennard war ein erfahrener Geheimdienstoffizier und hervorragend ausgebildet. Er zögerte keinen Augenblick, ließ das Handy fallen und griff nach seiner Pistole. Doch der andere Mann stürzte sich bereits auf ihn, unfassbar schnell, machte irgendwas
mit seinen Händen, nur eine verwischte Bewegung, die Kennard nicht richtig erfassen konnte. Als er die Waffe aus dem Halfter zog, packte der Mann Kennard bereits am Handgelenk.
Er versuchte, die Pistole hochzureißen, sie auf den Angreifer zu richten, aber der Mann war zu stark, zu dicht bei ihm, und Kennard konnte nicht erkennen, wohin die Mündung zeigte. Er drückte trotzdem ab.
Der Knall war ohrenbetäubend, und das Mündungsfeuer ließ ihn zusammenzucken. Daneben. Die Kugel hinterließ lediglich ein paar zersprungene Fliesen neben dem Waschbecken. Kennard schoss noch einmal. Dieses Mal traf er ein Urinal. Es brach in Stücke, die klirrend zu Boden fielen.
Verzweifelt wollte er mit der freien Hand nach dem Arm des Mannes greifen. Kennard war knapp zehn Zentimeter größer und sehr viel schwerer als sein Widersacher, aber dieser hatte den besseren Stand, die besseren Hebel. Dann plötzlich durchzuckte ihn die Erkenntnis … Er wusste nicht, wo sich die andere Hand des Mannes befand.
Als die Klinge in seinen Unterleib eindrang und mühelos Haut und Muskeln durchtrennte, stockte Kennard der Atem. Der Schmerz explodierte in seinem gesamten Körper. Entkräftet ließ er seine Waffe fallen. Er keuchte schwer, während die Klinge herausgezogen und wieder und wieder hineingestoßen wurde. Und noch einmal. Das Messer drang so tief in ihn ein, dass die Spitze die Rückseite seines Beckens streifte.
Kennard sank immer tiefer, die Augen weit aufgerissen, während seine Hände sich vergeblich nach dem Mann ausstreckten, der gerade dabei war, ihn zu töten. Ein letztes Mal wurde die Klinge jetzt herausgezogen, und Kennard landete auf den Knien. Er griff nach den Fetzen seiner Eingeweide, seine Finger glitten durch wärmendes Blut, durch glitschige Innereien, die jetzt nicht mehr in ihm waren. Kennard gab keinen Laut von sich. Er konnte nicht.
Da wurde er am Kopf gepackt und nach oben gezogen. Sorgfältig wischte der Mann die blutverschmierte Klinge an Kennards Haaren ab.
Als die Waffe sauber war, ließ der Mann ihn los. Die Schneide sah nicht aus wie Metall – sie war mattschwarz. Kennard sah zu, wie der Mann die
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