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Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer

Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer

Titel: Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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Seitengassen des Budapester Rotlichtviertels. Das Zimmer besaß ein Bett mit Metallrahmen sowie eine Schublade voller Reklamezettel für Nutten, männliche wie weibliche. Es war der geeignete Ort, um sich lange genug zu verstecken, bis er sich wieder gesammelt, nachgedacht und entschieden hatte, wie er weiter vorgehen wollte.
    Victor verließ den schmalen Durchgang und ging weiter, hielt sich in den Nebenstraßen, ging anderen Menschen aus dem Weg, passte genau auf, ob er verfolgt wurde. Sein Spaziergang dauerte länger als geplant. Er überlegte und analysierte. Er dachte an Paris, dachte an sein brennendes Chalet. Zwei Mordanschläge innerhalb einer Woche. Er fühlte sich unbeliebt.
    Seine Lebenszeit verrann unaufhörlich, Sekunde um Sekunde. Die CIA war mit Sicherheit schon dabei, alle verfügbaren Überwachungsbänder durchzusehen, sich mit den Schweizer Behörden und ausländischen Geheimdiensten kurzzuschließen … und dabei ihre Suche immer weiter einzuengen, ihn immer mehr in die Enge zu treiben. Er sah ein Internet-Café und suchte sich einen Platz, von wo er die Tür im Auge behalten konnte. Bevor er sich einen Plan zurechtlegen konnte, musste er ein paar Dinge überprüfen. Und wie immer dieser Plan aussehen mochte, er brauchte auf jeden Fall Geld. Es konnte durchaus sein, dass die CIA nicht nur wusste, wo er wohnte, sondern auch seine Bankkonten eingefroren hatte. Früher hätte eine Schweizer Bank niemals Informationen über ihre Kunden preisgegeben, aber die Welt hatte sich verändert, seit jenem einen Tag im September 2001. Jetzt war alles möglich.
    Erleichtert stellte er fest, dass sein Geld immer noch auf dem Konto bei seiner wichtigsten Bank lag. Er würde als Vorsichtsmaßnahme den gesamten Betrag abheben müssen. Victor ließ sich einen Termin geben. Er besaß zwar noch diverse Bankschließfächer mit Bargeld überall in Europa, aber im Augenblick machte er sich nur um das Geld in der Schweiz Gedanken.
Da wurde ihm plötzlich klar, dass er schon lange nichts mehr gegessen hatte. In einem Café in der Nähe verschlang er drei Cheeseburger. Den letzten Rest seines Milchshakes trank er auf der Straße aus.
    Er blickte überhaupt nicht mehr durch. War die CIA wegen Paris hinter ihm her, oder hatte sie das Ganze selbst geplant? Hatte die CIA ihn engagiert? Oder hatte sie die Typen angeheuert, die ihn umbringen sollten? Sowohl als auch? Waren sie ihm von Frankreich aus in die Schweiz gefolgt, oder hatten sie schon vorher gewusst, wo er wohnte? Jede denkbare Antwort führte nur zu neuen Fragen. Ihm blieb nichts anderes übrig als zu spekulieren, zu raten, und das hasste er.
    Er dachte an den Makler. Es ist nicht so, wie Sie denken, hatte er geschrieben. Oder sie? Eine Frau? Mehrere? Vielleicht hätte er diesem Satz Glauben schenken sollen. Vielleicht hatte die CIA von seinem Auftrag in Paris Wind bekommen und versucht, ihn im Anschluss daran umzubringen. Vielleicht war Ozols ja CIA-Agent gewesen. Vielleicht gehörte der USB-Stick der CIA, oder sie wollte ihn einfach für sich haben. Vielleicht war der Makler an dem ganzen Hinterhalt beteiligt gewesen, vielleicht war er auch von der CIA. Oder der Makler stand auf der gleichen Todesliste wie er. Viel zu viele Vielleichts, viel zu wenig Gewissheiten.
    Victor winkte ein Taxi herbei, beschloss aber im letzten Augenblick, doch lieber zu Fuß zu gehen. Der Taxifahrer überschüttete ihn mit einem Schwall ungarischer Flüche, die, soweit Victor verstehen konnte, im Wesentlichen aus Bemerkungen über seine Mutter bestanden. Er schaute nicht zurück. Schnee mischte sich mit dem Regen. Das fühlte sich gut an. Er ging an einer Gruppe Obdachloser vorbei. Dem Gestank nach zu urteilen, ließen sie gerade eine Flasche mit Hochprozentigem kreisen. Augenpaare starrten ihn an.
    Für einen kurzen Augenblick legte er die Hand auf die Brust. Der Schmerz war zwar lästig, behinderte ihn aber nicht. Bleibende
Schäden waren nicht zu erwarten, allerdings hatte sich auf seiner Brust ein großer, blauer Fleck gebildet. Sobald seine momentanen Schwierigkeiten überwunden waren, wollte er der Firma, die ihm die Fensterscheiben geliefert hatte, einen Besuch abstatten und ihnen auf kreative Weise demonstrieren, wie kugelsicher das Glas tatsächlich war.
    Der Makler wusste etwas, da war er sich mittlerweile sicher, aber er war so überzeugt davon gewesen, dass er hereingelegt werden sollte, dass er keine andere Möglichkeit gesehen hatte. Und jetzt rannte er um sein Leben,

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