Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer
in Richtung Süden machte, desto weniger blieb zum Denken im Gehirn zurück.
Zunächst tauschten sie Höflichkeiten aus, und Malliat hakte sämtliche Punkte ab, die auf seiner Liste für charmante, aber vertrauenswürdige Bankangestellte aufgeführt waren. Rebecca wollte die Scharade nicht unterbrechen und gestattete Malliat, den Zweck ihres Besuchs von sich aus anzusprechen.
»Sie sind gewiss eine sehr beschäftigte Frau, Miss Bernstein«, sagte Malliat. »Womit kann ich Ihnen heute dienen?«
»Es gibt da ein paar unbedeutende Schwierigkeiten mit einigen Überweisungen, und ich hoffe, Sie können mir weiterhelfen. «
Malliat wirkte alarmiert. »Ein Überweisungsproblem?«
»Nicht vonseiten der Bank. Es ist mir wirklich ausgesprochen peinlich, aber allem Anschein nach sind mir sämtliche Daten eines meiner Kunden abhandengekommen. Eine meiner ehemaligen Angestellten hat sich als, nun ja, inkompetent erwiesen, und ich glaube, sie hat absichtlich diverse Dateien aus unserem System gelöscht, unwiederbringlich.«
»Wie ausgesprochen bedauerlich.«
»Daher«, fuhr sie fort, »bin ich in eine sehr unangenehme Lage geraten. Ich habe nämlich keine Möglichkeit mehr, meinen Kunden zu erreichen – einen sehr wichtigen Kunden. Das Einzige, was mir geblieben ist, ist die Nummer des Kontos, von dem er gewisse Beträge auf mein Konto überwiesen hat.«
»Ich verstehe«, sagte Malliat.
»Nun, Mr. Malliat. Joel. Ich wäre Ihnen unendlich dankbar, wenn Sie mir die Kontaktdaten geben könnten, die zu dieser Kontonummer gehören.«
»Miss Bernstein, es tut mir sehr leid, aber diese Informationen sind streng vertraulich. Jede Weitergabe würde gegen meine Bankiersehre verstoßen.«
»Ich kann Ihre Haltung natürlich verstehen, aber ich bitte Sie ja nicht um etwas, was ich nicht selbst gehabt habe. Noch bis vor wenigen Tagen waren all diese Daten in meinem eigenen System gespeichert. Sie würden mir nur verraten, was ich sowieso schon gewusst habe.«
Malliat setzte ein mitfühlendes Lächeln auf. »Das trifft leider nicht den Punkt. Es ist mir schlicht und einfach verboten. Ich schlage vor, Sie engagieren einen Computerspezialisten, um sich die verlorenen Daten wiederzubeschaffen.«
»Das habe ich bereits getan, leider ohne Erfolg.«
»Ich bin mir sicher, dass Ihr Kunde sich irgendwann bei Ihnen melden wird.«
»Ich gehe davon aus, dass viele Ihrer Klienten, genau wie ich auch, in einem Geschäftsfeld tätig sind, wo die Kommunikation zwischen Kunden und Auftraggebern sich auf ein absolutes Minimum reduziert.«
Sie legte ausreichend Betonung auf die Schlüsselworte ihres Satzes, um deren tiefere Bedeutung deutlich zu machen.
»Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll«, meinte Malliat.
»Sagen Sie, dass Sie mir helfen. Ich muss unbedingt schnellstmöglich mit meinem Kunden in Kontakt treten.«
»Es tut mir wirklich sehr leid, aber ich kann Ihrer Bitte nicht nachkommen.«
Der subtile Ansatz war also fehlgeschlagen. Zeit für Plan B. Sie stand wütend auf und trat ans Fenster, gestattete Malliat freie Sicht auf ihren Arsch, ihre Beine und ihre aufreizend hohen Absätze. Nachdem er genügend Zeit gehabt hatte, sie anzustarren, drehte sie sich um. Sie merkte, dass er den Blick heben musste, um dem ihren zu begegnen.
»Das ist doch empörend«, sagte sie, die Hände in die Hüften gestemmt. »Ich besitze bei Ihrer Bank ein Konto und möchte lediglich wissen, wer Hunderttausende Dollars auf dieses Konto eingezahlt hat. Falls Sie sich nicht in der Lage sehen, mir diesen einfachen Gefallen zu tun, dann habe ich keine andere
Wahl, als mein Konto aufzulösen und meine Geschäfte einem Ihrer Konkurrenzinstitute anzuvertrauen.«
Sie sah, wie Malliat im Kopf zwei und zwei zusammenzählte. Rebecca kannte die Zahlen bereits. Innerhalb von knapp drei Monaten waren fast zwei Millionen Dollars auf das Konto eingezahlt worden. Das bedeutete, dass innerhalb eines Jahres mit rund acht Millionen zu rechnen war. Zu viel Geld und zu viel verlorene Zinsen im Vergleich zu etwas so Belanglosem wie einem Namen und einer Adresse.
Es dauerte einen Moment, dann nickte Malliat und seufzte. »Okay«, fing er an. »Ich helfe Ihnen, aber Sie bekommen nicht das, was Sie wollen.«
»Dann verzichte ich auf Ihre sogenannte Hilfe. Ich würde gerne auf der Stelle mein Geld abheben. In Hundert-Euro-Scheinen bitte.«
»Warten Sie«, sagte Malliat hastig. »Und wenn ich Ihnen die Daten des Bevollmächtigten gebe, der die Einzahlungen im Auftrag des
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