Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer

Nachfolgemodell der legendären Kalaschnikow. Sie war nicht auf Victor gerichtet, aber der vernarbte Mann hielt sie so, dass er sie von einem Augenblick auf den anderen in Schussposition bringen konnte. Militärische Ausbildung.
    Der Ältere trug zwar keine Waffe in den Händen, aber der seltsame Schatten unter seinem linken Arm wurde nicht durch seine Rippen verursacht. Der Russe mit der AK blieb stehen, während der andere auf Victor zukam.
    Langsam knöpfte Victor seinen Mantel auf und streckte die Arme seitlich auf Schulterhöhe aus. Der Russe durchsuchte ihn gründlich und mit Misstrauen im Blick. Als er die Baikal in Victors Tasche ertastete, runzelte er die Stirn und holte sie heraus.
    »Noch welche?«, wollte er wissen.
    Victor schüttelte den Kopf. Der Mann durchsuchte ihn trotzdem. Wären noch andere Waffen da gewesen, er hätte sie gefunden.
    »Hier entlang.«
    Der Mann drehte sich um und führte Victor durch die Fabrikhalle, während der Kerl mit der AK sich ein Dutzend Schritte hinter ihnen hielt. Im Inneren war es genauso kalt und feucht wie im Freien. Das Dach hatte etliche riesige Löcher, und Victor vermied es, in die Pfützen zu treten, die sich darunter gebildet hatten. Die beiden Russen trugen Stiefel, sodass es ihnen gleichgültig war, ob sie in das eiskalte Wasser traten oder nicht. Ihre schweren Schritte hallten durch das Gebäude.
    Am hinteren Ende der Halle angekommen, blieben sie stehen. Eine Metalltreppe führte hinauf zu ein paar Büros, die freien Blick nach unten boten. Victor registrierte einen von Norimows Männern auf dem Dach einer Straßenbahn, einen anderen
im dunklen Schatten unterhalb der Büros. Jeder war mit einem Sturmgewehr bewaffnet.
    Der Mann, der Victor durchsucht hatte, befahl ihm zu warten, stieg die Metalltreppe hinauf und betrat eines der Büros. Kurz darauf kam er wieder heraus, blieb jedoch oben stehen. Er ging auf der Treppe in Stellung und war jetzt ebenfalls mit einer AK bewaffnet.
    Victor wurde nun also von fünf Männern mit Sturmgewehren beobachtet, die alle so positioniert waren, dass sie auf ihn schießen konnten, ohne einander zu gefährden. So, wie es aussah, hatte Victor im Zweifelsfall keine Chance.
    Er musste zugeben, dass sie gut waren.
    Die Bürotür ging auf, und Norimow trat heraus. Schon bei ihrer letzten Begegnung hatte er nicht mehr viele Haare gehabt, und jetzt waren es noch ein paar weniger geworden, gestutzt auf eine Länge von wenigen Millimetern. Er war groß gewachsen mit einem breiten Gesicht, breiten Schultern und mächtigen Armen. Er wirkte unbeholfen, aber Victor wusste, dass Norimows Ausmaße täuschten. In ihm schlummerten genügend Schnelligkeit und Beweglichkeit, um den meisten Angreifern eine ausgesprochen unerfreuliche Überraschung zu bescheren.
    Er hatte eine neutrale Miene aufgesetzt, die Augen tief in den Höhlen, von dichten Augenbrauen beschattet. Der einst dunkle Bart war jetzt überwiegend grau und sauber gestutzt. Er trug einen schwarzen Anzug und sah aus wie ein respektabler Geschäftsmann, nicht wie ein skrupelloser Gangster und ehemaliger Geheimagent. Ein neugieriges, angedeutetes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er Victor in die Augen sah, eine Mischung aus Ungläubigkeit und Misstrauen.
    »Vasili«, rief Norimow. »Was für eine Überraschung!«
    Er besaß eine geschmeidige, angenehme Stimme, passend zu seiner privilegierten Erziehung.
    Victor erwiderte das Lächeln. »Du kennst ja meine Schwäche für große Auftritte.«

    »Ja, ja, in der Tat. Aber als man mir vor fünf Minuten am Telefon mitgeteilt hat, dass du da seist, da habe ich es nicht geglaubt. Eigentlich dachte ich, dass unser nächstes Wiedersehen am anderen Ufer des Styx stattfindet.«
    »Soll ich das so verstehen, dass du dich nicht freust, mich zu sehen?«
    »Nun«, entgegnete Norimow, während sein Lächeln breiter wurde. »So würde ich das nicht sagen.«
    »Wie würdest du es denn dann sagen?«
    »Dass deine Methoden vielleicht ein wenig übertrieben waren. Du hättest nicht so hart mit Sergej und Dmitri umspringen müssen.«
    »Ich musste eine Sprache wählen, die sie verstehen.«
    »Hast du es mit Russisch versucht?«
    »Ich muss wohl etwas eingerostet sein.«
    Norimow gluckste. »Sie passen ja nur auf mich auf, damit ich nicht unnötig belästigt werde. Zum Beispiel nehmen sie meine Anrufe entgegen.« Er lachte. »Ich muss heutzutage vorsichtiger sein als je zuvor.Wenn nicht gerade einer meiner Rivalen hinter mir her ist, dann sind es die