Codewort: Dumpernik (German Edition)
sie noch gar nicht gewusst! Die Höhle wirkte plötzlich düster, als hätte sich ein Schatten über alles gelegt. Wenn die Freunde recht hätten mit ihrem Verdacht ... das wollten sie sich gar nicht ausmalen.
Sami wechselte schnell das Thema: „Wir müssen das Ritual nochmal durchführen. Sonst ist Nora kein vollwertiges Mitglied der Bande.“
Das sahen alle ein. Gleich darauf hallte es feierlich durch die Höhle: „Fünf Nasen, zehn Ohren, zehn Augen, zehn Hände; in Freundschaft verbunden, am Anfang und Ende; das Codewort heißt: Dumpernik!“ Damit war Nora in die Fährtenbande aufgenommen und die Fuchshöhle das neue Hauptquartier.
In den folgenden Tagen machten die Kinder aus der Höhle ein gemütliches Nest. Bella und Clemens organisierten die Beleuchtung, indem sie den Kerzenvorrat ihrer Mutter plünderten. Sami schwatzte seiner Schwester ein buntes Tuch als Wandbehang ab. Außerdem schleppte er Holzscheite heran, die wunderbar als Hocker taugten. Nora steuerte einen Traumfänger, fünf Trinkbecher und ein Vorhängeschloss für die Eingangstür bei. Von Jasmin kam jede Menge Naschvorrat – von ihrer Tante. Die im Übrigen auch versprach, fünf Polster für die Bande zu nähen, mit je einem eingestickten Hula-Hoop darauf.
Durch das Einrichten der Höhle geriet die Überwachung von Papelok in den Hintergrund. Anfang Oktober aber kam Nora mit einer brennenden Neuigkeit. „Ratet mal, was ich hier habe“, sagte sie. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und zeigte den anderen ein Foto. Man sah darauf den Dumpernik beim Kauf eines Hula-Hoops!
Bella war richtig empört. „Was will er damit? Seine Kinderchen beschäftigen? Oder soll es eine Drohung sein, an mich und damit an uns?“
Niemand wusste es. Nora versprach, die Beschattung zu intensivieren. „Ich werde dabei die 007-Taktik anwenden“, erklärte sie.
Wie diese Taktik aussah, erfuhren die anderen nicht. Denn vor der Höhle ertönte Samis Aufmach-Pfiff. Er kam wegen eines Fußballspiels erst jetzt – und ließ sofort eine Bombe platzen: „Die Fährtenbande wird gebraucht. Es gibt Schlangenalarm!“
„Nein!“
„Nicht wahr!“
„Wo?“
Nur Clemens blieb stumm. Und wurde blass. Schlangen waren seine absoluten Nicht-Lieblingstiere!
In wenigen Sätzen war alles erklärt. Samis Nachbarin, Frau Rattenegger, hatte im Holzstoß hinter ihrem Haus eine Schlange gesehen. Und nun bangte die alte Dame um ihr Leben. Denn sie war überzeugt, dass es sich a) um eine Giftschlange handelte, die b) jemand absichtlich in ihren Garten angesiedelt hatte.
Bella kaute aufgeregt an einer Haarsträhne. „Das ist ja starker Tobak!“
Nora fragte: „Warum glaubt Frau Rattenegger das? Hat sie Feinde?“
„Sie gerät ständig mit Leuten in Streit“, lachte Sami, „außer mit meiner Familie.“
„Hm“, überlegte Jasmin, „dann lass doch deinen Großvater machen.“
„Der ist zu seiner Cousine gefahren. Und außerdem habe ich Frau Rattenegger schon versprochen, dass wir uns darum kümmern.“
Clemens hielt es für an der Zeit, auch etwas zu sagen. „Ich bleibe im, äh, Hintergrund.“
Das wurde einstimmig angenommen. Und fünf Minuten später stand ein ausgeklügelter Schlangenalarm-Plan:
Sami war der Kontaktmann zu Frau Rattenegger. Er sollte sie genau befragen zu Aussehen, Länge und sonstigen Besonderheiten der Schlange.
Nora, die schon einen eigenen Computer besaß, würde die Recherche übernehmen – also die Schlangenart identifizieren.
Jasmin fiel die Aufgabe zu, die Schlange aus dem Holzstoß zu locken. Sie galt bei den Kindern als „Tierflüsterin“, weil sie schon erfolgreich zwei Vogelkinder sowie Kaulquappen aufgezogen hatte.
Bella und Clemens schließlich wurden zu „Feinde-Fahndern“ ernannt. Das hieß: Augen auf und Ohren spitzen in der gesamten Nachbarschaft. Nur um Papelok sollten die beiden einen Bogen machen. Bis auf Weiteres – denn der Fall „Dumpernik“ war trotz des Schlangenalarms noch lange nicht vom Tisch.
Gefangen!
Frau Rattenegger ließ sich von Kontaktmann Sami bereitwillig befragen. Bald aber zeigte sich ein verwirrendes Problem: Ihre Schlange schien eher ein Chamäleon zu sein!
„Sie ist rot-schwarz-weiß geringelt“, sagte Frau Rattenegger am Montag.
Am Dienstag beteuerte sie: „Braun mit einem seitlichen Zickzack-Band.“
Und schließlich, am Mittwoch, gab sich die alte Dame überzeugt: „Giftgrüne Farbe, runde Pupillen, zwei Meter lang.“
Nach einer Woche schwirrte Nora von all den Recherchen
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