Codewort: Dumpernik (German Edition)
geheißen. Papeloks Gesicht wirkte im Lichtkegel wie eine gespenstische Fratze. Er griff in den Mantel. Und im nächsten Augenblick sah sich Bella einem aufgeklappten Messer gegenüber!
Sie japste. Wollte flüchten. Jasmin eine Warnung zurufen. Doch der Dumpernik steckte das Messer in das Schloss, drehte es, ruckelte ein bisschen, und klick! – der Bügel schnappte auf.
Jasmin und Bella fielen sich weinend in die Arme. Als Jasmin aber bemerkte, wem sie ihre Befreiung verdankte, erstarrte sie. „Er war der Erste, der mir über den Weg gelaufen ist“, wisperte Bella. „Und ich glaube, er tut uns nichts.“
Mit dieser Einschätzung behielt Bella zum Glück recht. Trotzdem war der Rückweg mit Papelok alles andere als angenehm. Er schwieg beharrlich und stapfte hastig voraus. Immerhin aber begleitete er die Mädchen bis nach Hause. Wo sie beide das Gleiche erwartete: erstens die erleichterte Umarmung der Eltern. Und zweitens eine Standpauke, die sich gewaschen hatte!
Kommissar Zufall
Die nächste Versammlung fand als Folge von Bellas Standpauke in ihrem Zimmer statt. Sie hatte nämlich eine Woche Hausarrest. Erster Tagesordnungspunkt: Der Fall „Fuchshöhle“. Vor allem Bella und Jasmin wollten unbedingt herausfinden, wer es auf sie abgesehen hatte.
Sami war wegen des Höhlenabenteuers der Mädchen völlig zerknirscht. „Es ist meine Schuld“, sagte er. „Ich habe deine Wegskizze verloren, Bella. Und jemand muss sie gefunden haben!“
Bella nahm es gelassen. „Kann sein. Vielleicht ist uns aber auch irgendein Scherzbold zufällig gefolgt. Hirnrissig war es in jedem Fall, das Schloss draußen hängen zu lassen. Und den Schlüssel mit dazu ...“
„Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung“, grinste Nora. „Täterätäää!“ Sie zog ein glänzendes, neues Schloss hervor. „Es funktioniert mit Zahlencode. Und sagt beim Öffnen: Bit-te-nimm-mich-mit-hin-ein!“
Clemens riss die Augen auf. „Wirklich? Ist da ein Sprachchip drinnen?“
„Das war ein Witz“, kicherte Nora. „Ich wollte damit nur das oberste Gebot unterstreichen: Sichere dein Hauptquartier bei Besprechungen stets von innen her ab!“
„Schon gut“, sagte Jasmin. „Das passiert uns nie wieder. Aber was glaubt ihr? Werden wir je herausfinden, wer uns diesen gemeinen Streich gespielt hat?“
„Klar!“, sagte Bella selbstbewusst. „In Zukunft stellen wir Wachposten auf. Und graben zwei, drei Fallen um die Höhle ... Eine andere Frage aber ist: Wie geht es im Fall Dumpernik weiter?“
Damit löste Bella eine lange und hitzige Diskussion aus:
Stimmte der Verdacht des Kinderhandels noch?
Wenn ja: Warum hatte Papelok Bella und Jasmin verschont?
Und: Woher kamen seine Schlossknack-Künste?
War er womöglich (auch) ein (gesuchter!) Einbrecher?
Oder hatte doch Nora recht? „Je mehr ich darüber nachdenke“, meinte sie, „so halte ich den Dumpernik einfach nur für einen besonders seltsamen und besonders grantigen Erwachsenen!“
Clemens protestierte: „Aber das Geschrei aus seiner Wohnung. Und die Windeln. Und das Läuseshampoo!“
„Vielleicht hat er ja Enkel, und die sind manchmal zu Besuch“, wechselte Sami schon halb in Noras Lager.
Doch Jasmin und Bella blieben felsenfest dabei: „Papelok ist unheimlich! Und er verbirgt etwas. Höhlenhilfe hin oder her.“
Im Zweifel beschloss die Fährtenbande, den Fall Dumpernik eine Weile ruhen zu lassen. Und auf den „Kommissar Zufall“ zu vertrauen, also auf einen zufällig daherkommenden Beweis. Denn laut Nora hatten sich so in der Kriminalgeschichte schon die kniffeligsten Fälle fast wie von selber gelöst.
Den November über hätten die Freunde ohnehin kaum Zeit für Detektivarbeit gehabt. Hausaufgaben, Projektwochen, Referate, Tests – ständig mussten sie etwas für die Schule tun. Außerdem fanden für Sami wichtige Fußballspiele statt, und Bella und Nora trainierten im Turnverein hart für das große Sportturnier.
Dann kam der Advent und der erste Schnee. Er deckte auch die Fuchshöhle zu, mit einer fast meterhohen Haube. Als Bella für den Krampus-Tag wieder ein Treffen vorschlug, war deshalb klar: Ein neues, winterfestes Hauptquartier musste her. Zum Glück hatte Jasmins Tante ein offenes Ohr. Sie überließ der Fährtenbande das Hinterzimmer, ohne viel zu fragen.
Der fünfte Dezember fiel auf einen Freitag. In der ganzen Stadt waren Horden von Krampussen unterwegs. Sie drohten den Passanten mit Kettengerassel und Ruten. Es war – auch für die
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