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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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Symbole blinkten in langsamem Takt und überschnitten sich, während sie vorrückten. Jetzt waren sie noch 3,75 Kilometer vom Boot entfernt.
    Im TACTAS-Raum waren Mel und seine Schützen bereit. Im TOC ließ Wilson die Kommandoschirme nicht aus den Augen und prüfte laufend, ob er auch alles richtig im Blick hatte. Die Boote und der Hubschrauber näherten sich.
    In pechschwarzer Dunkelheit schaukelten drei Piraten und eine Geisel in einem geschlossenen Rettungsboot auf den Wellen. Würden sie den Hubschrauber hören? Würden sie die HSACs kommen sehen?
    „Alarmbereitschaft für Stoop Zero Seven. Fenster ist offen“, sagte Wilson. „Sea-Fox-Paket weiter auf Linie Alpha.“
    Die Befehle wurden weitergegeben.
    Wilson hatte Mel Feuererlaubnis erteilt, sobald er die Gelegenheit sah. Alle drei auf einmal oder keiner. Jetzt fielen die Würfel.
    Im TACTAS-Raum knisterte es in allen Kopfhörern. Auf der Schussplattform spreizte Mel die Beine und schob sie an die Waden der Schützen rechts und links von ihm. Die vier Männer drängten sich an den beiden Bullaugen aneinander wie Teenager, die zusammen einen Horrorfilm anschauen.
    Mel bestätigte das offene Fenster über das taktische Netz und sagte dann leise zu seinem Nebenmann: „Bleib dran. Auf mein Kommando.“
    „Check.“
    „Check.“
    „Check.“
    Dann funkte Mel das Scharfschützennetz an. „Stoop Zero Three, dranbleiben. Ihr habt rotes Licht.“
    O’Hallarans Stimme kam über das Funkgerät – verzerrt vom Wind, der durch die offene Hubschraubertür pfiff. „Stoop Zero Three, bleiben dran. Haben rotes Licht.“
    Mel visierte das Boot durch sein MO-4 an. Er würde nicht schießen, er würde Schießbefehl geben. Grün auf grün sah er mehrere Köpfe auf der Steuerbrücke. T-Shirt und Hemd. Mel drückte seine Schienbeine links und rechts gegen fremde Waden.
    „Wer hat?“, fragte Mel.
    „Bravo hat“, sagte Buckwalter.
    „Charlie hat“, flüsterte MacQuarrie.
    Es folgte eine Pause, eine bewusste, begründete Spanne absoluter Stille. Dann sagte Bubba Holland: „No joy.“
    Es war die ritualisierte Sprache der Beobachter und Scharfschützen. Ihr Cantus, teils Information, teils Beschwörung. Jeder Schütze hatte eine Zielperson. Jeder sollte einen bestimmten Mann töten. Bravo und Charlie waren auf der Brücke, einer auf Steuerbordseite, einer backbord. Sie gehörten Buck und Doug. Egal wohin sie sich auf dem Boot bewegten, egal aus welchem Loch sie auftauchten. Sie waren markiert. Man konnte ihre Köpfe und Schultern durch die Windschutzscheibe sehen. Sie waren dran .
    Bubba schaute angestrengt durch die grüne Scheibe seines Suchers. In der Luke war nichts zu sehen. Er konnte Delta nicht erkennen.
    Die Sekunden zogen sich in die Länge.
    Mel hatte das Auge am Spektiv. Die Luke war offen, doch es zeichnete sich darin keine Silhouette ab. Delta ließ sich nicht blicken.
    Er beobachtete. Sie alle beobachteten. Die Sekunden vergingen. Das Rettungsboot hob und senkte sich in der Dünung. Mel wusste, sie alle wussten, dass das Sea-Fox-Paket auf dem Weg war und mit ihm ein großer Hubschrauber mit lärmenden Triebwerken. Die Piraten waren nervös und hatten schon Schüsse abgefeuert. Sie wollten ihren Kameraden wiederhaben. Wenn sie den Hubschrauber hörten oder die Boote sahen …
    Mel spreizte die Beine und ging wieder auf Tuchfühlung mit seinen Schützen.
    „Wer hat?“
    „Bravo hat.“
    „Charlie hat.“
    Da sagte Bubba Holland mit Nachdruck: „Delta hat.“
    Mel sah sie alle, erfasste sie mit seinem Blick und öffnete schon den Mund, als das Rettungsboot in eine Kreuzsee geriet und stark schlingerte. Das Schleppseil straffte sich unvermittelt und über ihnen war ein schwirrendes Geräusch zu hören.
    Die Köpfe auf der Steuerbrücke verschwanden.
    Mel blieben die Worte im Hals stecken.
    „No joy!“
    „Nada.“
    Der Bug des Beiboots tauchte ab und kam beinahe waagerecht wieder hoch. Delta stand immer noch mittig in der Luke. Sein Oberkörper wurde nach vorne gerissen. Erasto hielt das Gewehr in der einen Hand und streckte die andere weit von sich. Seine Finger krallten sich an die Bugklampe und er hatte Mühe, sich aufrecht zu halten. Ziel Delta war nun sichtbar, doch die Köpfe auf der Steuerbrücke blieben verschwunden.
    Eine halbe Minute verging – eine Ewigkeit.
    „Wer hat?“
    „-----“
    „-----“
    Nur Bubba wisperte: „Delta hat.“
    In Mels Kopf löste sich eine Lawine von Kraftausdrücken. Die beherrschte niemand so gut wie ein Master

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