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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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neunköpfigen Aufklärungstrupp, der es auf eine Gruppe russischer Schützen abgesehen hatte. Dass er wieder im direkten Kampf sein Leben aufs Spiel setzte, sagt entweder etwas über Osamas persönlichen Mut aus oder darüber, wie stark die Macht war, die Sawahiri über ihn hatte.
    Undenkbar, dass jemand, der sich um die Sicherheit des Emirs sorgte, diesen bewusst der direkten Berührung mit einem technisch überlegenen Feind ausgesetzt hätte.
    Die neun Männer arbeiteten sich vor, trafen auf den Feind und es kam zum Schusswechsel. Die Russen traten geordnet den Rückzug an. Für die Sowjets war das ein alltägliches Feuergefecht. Sawahiris Kumpan Abu Ubayda redete Osama ein, die Aktion sei ein durchschlagender Erfolg gewesen.
    Ein Erfolg war sie auch – insofern zumindest, als sie den Russen half, das Lager aufzuspüren. Die Sowjets schickten ein Bataillon, das die Höhle des Löwen angreifen und unschädlich machen sollte. Mit Dutzenden von Panzern und anderen Fahrzeugen rückten sie vor. Osama war sicher in Deckung und getarnt. Das Camp hatte sich in den letzten Monaten gemacht. 30 Meter lange Tunnels waren in massiven Fels gebohrt worden. Bis auf einen Angriff mit Atomwaffen hätte es so ziemlich alles überstehen können. Und der Angriff der Russen erfolgte in einer lustlosen, lahmen Aktion bei Tageslicht. Man würde sie abschlachten – dachte jedenfalls bin Laden.
    Abdallah Azzam, der in Osamas Gunst gern wieder steigen wollte, verbreitete später eine mythische Version der „Schlacht“ und behauptete, die Russen hätten mit über 10.000 Mann gegen nur 70 entschlossene Dschihadis gekämpft.
    Osama rief dramatisch: „Allah’u Akbar“, und die drei Mörser unter seinem Kommando eröffneten das Feuer. Sie zielten genau genug, um den kommandierenden Offizier der Russen aufzuhalten und dem Vorstoß vorübergehend Einhalt zu gebieten.
    Die Russen richteten ihre Mörser aus. Osama rechnete mit einem Angriff und befahl seinen Leuten den Rückzug unter die Erde. Er selbst suchte in Begleitung einer Personenschutzeinheit einen Bunker auf einem nahen Hügel auf. Er sah zu, wie die Löwenhöhle unter Sperrfeuer genommen wurde, das Erdklumpen wie Geysire in die Höhe spritzen ließ. Osamas Männer lagen sicher im unterirdischen Versteck und er selbst befand sich auf einer abseits gelegenen Anhöhe. Wie seine Leibwächter glaubte er sich sicher.
    Doch man hatte sie entdeckt und die Russen zielten auf ihre Stellung. Osama ging in Deckung und saß den Kugelhagel aus. Als die Nacht hereinbrach, verloren die Russen das Interesse. Osama und seine Leute eilten rasch in die stillen Tiefen der Bunkeranlagen der Höhle des Löwen zurück.
    Tag und Nacht beschossen die Sowjets das Lager mit 120-mm-Granaten. Napalm-Treffer setzten die hohen Kiefern in Brand. Der Boden wurde aufgewühlt und Krater überzogen den Abhang wie Pockennarben. Es war zwar niemand getötet oder auch nur verwundet worden, doch manche von Osamas nervöseren Kämpfern zeigten Symptome einer Kriegsneurose. Einer rannte in das Sperrfeuer hinaus und schwenkte einen Koran über dem Kopf, während um ihn herum die Granaten einschlugen. Er überlebte und sollte die Geschichte oft erzählen.
    Osama war noch nie in seinem Leben längere Zeit unter Artilleriebeschuss gewesen. Seine Deckung war zwar solide – felsenfest, sozusagen – , doch er fürchtete, dass die Sowjets unter Feuerschutz vorrücken und dann mit geballter Kraft das Lager einnehmen könnten. Er dachte an seine eigene Sicherheit und ordnete an, die Höhle des Löwen aufzugeben.
    Während einer Feuerpause fuhr ein Laster vor, um Osama und seine Männer aus der Schusslinie zu bringen. Während er abfuhr, wies er die Nachhut noch mit einiger Dramatik an, das Lager abzufackeln. Eine kleine Einheit stürzte die Mörserrohre und Grundplatten über eine Klippe und warf Handgranaten in die Kantine.
    Als die Evakuierten das Hauptquartier von Abdul Sayyaf erreichten, des für die Region zuständigen Dschihadi-Kommandeurs, reagierte dieser ungehalten. Die Höhle des Löwen bot buchstäblich bombensichere Deckung. Sayyaf war außer sich, weil eine so starke und uneinnehmbare Stellung feige aufgegeben worden war.
    Osama und seine Leute waren zwar heftig beschossen worden, doch ihre Deckung war sicher gewesen. Es mochte laut gewesen sein, doch es war niemand umgekommen oder verletzt worden. Sayyaf befahl Osama unverzüglich, die Stellung zurückzuerobern.
    Damit das auch passierte, schickte er einen

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