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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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anrückende Bedrohung erst erspähen, wenn es viel zu spät war, um zu reagieren.
    Amara erschauerte und unterdrückte das Bedürfnis, vor Frust zu schreien.
    »Aldrick«, blaffte sie, »nimm die Windwölfe mit zurück nach Riva, direkt zum Turm des Hohen Fürsten. Bezieht dort Stellung, um Fürst und Fürstin Riva Deckung zu verschaffen, und reagiert auf jeden Notfall, der die Unterstützung eures Trupps erfordert.« Ihr Blick huschte zu Veradis. »Fürstin Veradis wird es euch erklären.«
    Aldrick starrte sie an, aber nur eine Sekunde lang. Seine Augen richteten sich nach unten und blickten wieder auf. Dann nickte er. Er wandte sich mit einer kurzen Reihe von Handbewegungen an einen seiner Männer, und Sekunden später vollführten die Flieger der Windwölfe und die Kutschen, die sie trugen, eine Wende, um mit ihrem Sinkflug auf die umkämpfte Stadt zu beginnen, so schnell sie nur irgend konnten.
    »Amara«, sagte Veradis.
    »Wir haben keine Zeit«, entgegnete Amara ruhig. »Der Feind hat diese Elementare kanalisiert und bewegt sie in die richtige Richtung; er hat aber keine echte Kontrolle über sie. Die Vord müssen die Dammstraße irgendwie umgebaut haben. Wenn sie diese Elementare loslassen, wird sich alles verändern.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Veradis.
    »Wir werden nicht in der Lage sein, die Stadt zu halten«, stieß Amara hervor. »Nicht gegen so viele angriffslustige Elementare. Sie werden die Stadt um uns herum in Fetzen reißen und nebenbei unsere Leute töten. Das Einzige, was wir tun können, ist, uns zurückzuziehen.«
    Die jüngere Frau schüttelte wie betäubt den Kopf. »Uns zu… zurückziehen? Es gibt keinen Ort mehr, an den wir gehen könnten.«
    Amara spürte, wie sie eine Aufwallung wilden Stolzes durchströmte. »Oh doch«, sagte sie. »Den gibt es. Du folgst Aldrick und seinen Leuten. Erklär ihm das mit den verwilderten Elementaren. Stell sicher, dass auch Fürst Riva davon erfährt.«
    »A… aber … Was willst du denn tun?«
    »Aquitanius warnen«, blaffte sie. »Hör auf, hier wie ein unterbeschäftigtes Schulmädchen herumzuschweben, und geh !«
    Veradis nickte hastig, drehte sich um und begann zu beschleunigen, um die Windwölfe einzuholen. Amara sah ihr ein paar Sekunden nach, um sicherzugehen, dass Veradis nicht aus reiner Verwirrung in die falsche Richtung flog. Dann drehte sie sich um, rief Cirrus und raste mit aller Schnelligkeit, die der Elementar und die Schwerkraft ihr verleihen konnten, im Sturzflug auf die weit entfernte Erde zu. Um sie herum kam es zu einer donnernden Explosion, als sie ihre Höchstgeschwindigkeit erreichte, und ihr wurde klar, dass sie keine der gültigen Losungen für das Schlachtfeld unten kannte. Sie würde einfach hoffen müssen, dass die Kampfgruppen, die in der Luft patrouillierten, zu langsam waren, um sie aufzuhalten oder zu töten, bevor sie mit Aquitanius sprechen konnte.
    Außerdem war das noch ihre geringste Sorge.
    Wie sollte sie Bernard gegenübertreten und ihm sagen, dass sie um des Reichs willen die Entscheidung gefällt hatte, seine Schwester in den Händen des Feindes zurückzulassen?

17

    Tavi stand im Bug der Schleiche und starrte vor der Flotte her, während sie über den langen Eisstreifen raste, der an der Nordseite der Schildmauer angelegt war. Die Fahrt verlief nicht gerade ruhig. Überall am Schiff waren zusätzliche Taue und Handgriffe angebracht, und Tavi blieb nur auf den Beinen, weil er sich mit den Händen an jeweils einem Halteseil festklammerte.
    Er hatte sich an das Kreischen der über das Eis gleitenden Kufen gewöhnt, eine Art endloses, winselndes Zischen, das nie verstummte. Das Schiff ruckte und wankte, während es vor dem unnatürlich gleichförmigen Nordwestwind dahinflog, die Segel so aufgeriggt, dass sie ihn besonders vorteilhaft einfingen. Die Schleiche knarrte und ächzte bei jedem Erzittern und Holpern. Die Mitglieder ihrer Mannschaft, die nicht in Todesangst waren, rannten hektisch auf dem Schiff hin und her und waren ständig mit Holzwirken beschäftigt, um die Planken davon abzuhalten, sich unter der Belastung voneinander zu lösen.
    »Da ist er«, rief Tavi über die Schulter und wies nach vorn, dorthin, wo ein Legionsspeer, um dessen Schaft ein grünes Tuch gebunden war, ins Eis gerammt worden war. Crassus und seine Windwirker rasten schon die ganze Zeit vor der Flotte her und vergewisserten sich, dass der gefrorene Pfad, den die Eismenschen für sie geschaffen hatten, glatt und sicher

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