Codex Alera 06: Der erste Fürst
deinem Gesicht zu sehen bekommen würde, wenn du es herausfindest, Attis …«
Aquitanius musterte die fröhliche Hohe Fürstin kühl und wandte sich dann an Amara. »Man fragt sich, warum der gute Graf es nicht für angebracht hielt, den Hohen Fürsten Riva oder die Krone über seinen ungewohnten architektonischen Ehrgeiz in Kenntnis zu setzen.«
»Tut man das?«
»Ach, natürlich. Damit Octavian eine Festung hat, falls er eine gegen mich benötigen sollte.« Aquitanius’ Blick wanderte zu Fürstin Placida. »Ich nehme an, dass der Graf sich einiger Unterstützung aus Placida erfreut hat.«
Fürst Placida beäugte seine Frau mit ziemlich erschrockener Miene. »Ich würde gern glauben, dass du mich, äh, darüber unterrichtet hättest, wenn das der Fall wäre, meine Liebe.«
»Nicht von Placidas Seite«, sagte sie ruhig. »Es war die Dianische Liga. Nach Invidias Abfall kamen die meisten von uns sich ziemlich dumm vor. Also unternahmen wir Schritte, um unser verfehltes Vertrauen in ihre Führung wiedergutzumachen.«
»Ah«, sagte ihr Mann und nickte besänftigt. »Die Liga, so, so. Das geht mich dann ja nichts an.«
Amara räusperte sich. »Hoheit, was zählt ist doch die Tatsache, dass es noch einen Ort gibt, an dem wir uns zum Kampf stellen können – einen besseren Ort als diesen hier, wie man mit gutem Grund behaupten könnte. Das Gelände dort verschafft einem Verteidiger einen entscheidenden Vorteil.«
Aquitanius schloss einen Moment lang die Augen. Er war sehr still. Dann öffnete er den Mund, holte tief Atem und nickte. Seine Augen flogen auf und funkelten plötzlich vor Energie. »Nun gut«, sagte er. »Wir werden gleich von Elementaren von beträchtlicher Kraft und Vielfalt angegriffen werden. Die Tatsache, dass sie auch noch verwildert sind, ist in dem Zusammenhang ziemlich bedeutungslos. Wir haben weder die Zeit noch die Mittel, sie zu besänftigen oder zu vernichten. Also werden wir sie ködern und ihre Aufmerksamkeit auf die Legionen statt auf die Bevölkerung von Riva lenken.« Er betrachtete die versammelte Schar nachdenklich. »Wir teilen die Arbeit nach Städten auf. Hoher Fürst und Fürstin Placida, ruft bitte eure Gefolgsleute zu euch und teilt euch auf die beiden Placidischen Legionen auf. Stellt sicher, dass die Legionen unversehrt bleiben.«
Aria nickte einmal knapp, dann stiegen sie und ihr Mann vom Pferd und schossen in den Himmel empor.
»Raucus«, fuhr Aquitanius fort, »du nimmst deine Cives zur Antillanischen Legion mit, und Phrygius kümmert sich um seine eigenen Truppen – und: Ja, ich weiß, dass ihr beiden im Moment die meisten Legionen im Feld habt und dass eure Elementarwirker weit verstreut sind. Fürst Cereus, sei bitte so gut, die Cives aus Ceres, Forcia, Kalare und Alera Imperia zu sammeln und dann zur Unterstützung der nördlichen Legionen aufzuteilen.«
Phrygius und Antillus nickten beide, wendeten ihre Pferde und trieben sie mit den Fersen in den Galopp, während sie in verschiedene Richtungen zu ihren jeweiligen Legionen davonstoben. Cereus nickte Amara grimmig zu und flog los.
Aquitanius erteilte den verbliebenen Fürsten eine Reihe ruhiger, genauer Anweisungen, und die Männer brachen rasch einer nach dem anderen auf.
»Hauptmann Miles«, sagte er zuletzt.
»Fürst«, sagte Miles.
Fürst , dachte Amara. Nicht Erster Fürst.
»Die Kronlegion rückt zum Nordosttor von Riva vor, um die Zivilisten zu eskortieren und zu bewachen«, sagte Aquitanius.
»Wir sind bereit, den Kampf fortzusetzen, Fürst.«
»Nein, Hauptmann. Nach dem letzten Jahr war deine Legion schon auf vier Fünftel ihrer Stärke zusammengeschrumpft, bevor sie in die Schlacht gezogen ist. Du hast deine Befehle.«
Ritter Miles verzog das Gesicht, salutierte aber. »Zu Befehl, Fürst.«
»Und du, Gräfin Calderon.« Aquitanius seufzte. »Sei bitte so freundlich, deinen eigenen Lehnsherrn, Fürst Rivus, zu unterrichten, dass er dafür verantwortlich sein wird, die Bevölkerung von Riva zu beschirmen, während er sie ins Calderon-Tal evakuiert. Sorge dafür, dass er sich mit deinem Mann abspricht, um zu gewährleisten, dass alles so schnell wie möglich vonstattengeht.«
Amara runzelte die Stirn und neigte den Kopf. »Und du, Hoheit?«
Aquitanius zuckte matt die Achseln. »Es wäre mir lieber gewesen, mich geradewegs zur Königin durchzukämpfen, sobald sie sich gezeigt hätte. Aber angesichts der Vorgänge hier besteht für sie keine Notwendigkeit, sich hervorzuwagen.«
Amara setzte
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