Codex Alera 06: Der erste Fürst
den Feind teuer dafür bezahlen zu lassen.« Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken, atmete ein und dann wieder aus. Danach wirkte er wieder vollkommen ruhig. »Sie werden zu uns kommen, und das bald, und ihre Königin wird gezwungen sein, sie zu begleiten und ihren Angriff zu lenken.«
Raucus runzelte die zottigen Brauen. »Du glaubst, dass du sie in die Falle locken kannst.«
»Eine Abwehrschlacht«, antwortete Aquitanius nickend. »Sie zu uns locken, dem Angriff standhalten, den rechten Augenblick abwarten und dann mit allem, was wir haben, den Gegenangriff führen.«
Raucus knurrte: »Sie bedient sich jetzt des Elementarwirkens, und das so stark wie nur irgendjemand. Und sie hat immer noch eine Wache aus den Aleranern, die sie gefangen genommen hat, bevor Graf und Gräfin Calderon diesen Teil ihres Vorhabens zunichtegemacht haben.«
Wie Ehren auffiel, ging noch nicht einmal Antillus Raucus so weit, den neuen Princeps offen darauf hinzuweisen, dass seine Frau zu denen gehörte, die gezwungen worden waren, auf der Seite der Vord zu den Waffen zu greifen.
»Das ist unerfreulich«, sagte Aquitanius in hartem Ton. »Aber wir werden uns durch sie hindurchkämpfen müssen.«
Raucus musterte ihn einige Sekunden lang. »Hast du vor, es allein mit ihr aufzunehmen, Attis?«
»Mach dich nicht lächerlich«, sagte Aquitanius. »Ich bin Princeps. Das erledigen ich und du, und Fürst und Fürstin Placida und jeder andere Hohe Fürst, Fürst und Graf, der eine Waffe halten kann, und die gesamte Legion Aeris, und jede andere Legion, für deren Anwesenheit ich sorgen kann.«
Raucus zog die Augenbrauen hoch. »Für ein Vord.«
»Für d as Vord«, antwortete Aquitania. »Wenn man sie tötet, sind die Übrigen kaum mehr als Tiere.«
»Verdammt gefährliche Tiere.«
»Dann bin ich mir sicher, dass Jagdkleidung sehr in Mode kommen wird«, erwiderte Aquitania. Er drehte sich um und nickte. »Ritter Ehren. Sind die Berichte eingetroffen?«
»Ja, Majestät«, antwortete Ehren.
Aquitania kehrte zu den Sandtischen zurück und machte eine einladende Handbewegung. »Zeig mir alles.«
Ehren ging ruhig zu den Tischen hinüber und hob einen Eimer mit grünem Sand hoch. Raucus zuckte zusammen, als er das tat. Der grüne Sand stand für die Ausbreitung des Kroatsch über Alera. Sie hatten schon mehrere Eimer aufgebraucht.
Ehren tauchte eine Hand in den Eimer und streute vorsichtig grünen Sand über das Modell einer ummauerten Stadt auf dem Sandtisch, das für Parcia stand. Es verschwand in einem Hügel aus smaragdgrünen Körnchen. Das schien Ehren ein unzureichender Weg zu sein, das Ende von Hunderttausenden parcianischer Leben darzustellen, der Bevölkerung der Stadt und der großen Zahl von Flüchtlingen, die sich dort in Sicherheit zu bringen versucht hatten. Aber es konnte keinen Zweifel geben. Die Kursoren und Luftspione waren sich sicher: Parcia war an die Vord gefallen.
Im Zelt herrschte Schweigen.
»Wann?«, fragte Aquitanius leise.
»Vor zwei Tagen«, sagte Ehren. »Die parcianische Flotte hat die Evakuierung bis zum Ende weitergeführt. Wenn sie in Küstennähe geblieben ist, konnte sie vielleicht auch viel kleinere Boote einsetzen und alle Schiffe sehr schwer beladen. Vielleicht sind bis zu siebzig- oder achtzigtausend Menschen ums Kap herum nach Rhodos gebracht worden.«
Aquitanius nickte. »Hat Parcia die großen Elementare unter der Stadt auf den Feind losgelassen?«
»Verdammte Krähen, Attis«, sagte Raucus leise in tadelndem Ton. »Die Hälfte aller Flüchtlinge des gesamten Südens war in Parcia.«
Der Erste Fürst sah ihn geradewegs an. »Kein Maß an Trauer wird etwas an dem ändern, was geschehen ist. Aber rasches Handeln aus gesundem Menschenverstand heraus könnte in naher Zukunft Leben retten. Ich muss wissen, wie schwer der Feind von dem Angriff geschädigt worden ist.«
Raucus sah finster drein und verschränkte die kräftigen Arme, wobei er etwas in seinen Bart murmelte.
Aquitanius legte dem anderen Mann kurz die Hand auf die Schulter und wandte sich dann wieder an Ehren. »Ritter Ehren?«
Ehren schüttelte den Kopf. »Nichts deutet darauf hin, dass sie das getan haben, Hoheit. Nach allem, was wir von den Überlebenden gehört haben, wurde der Hohe Fürst Parcius von Meuchelmördern getötet. Die Vord haben die Mauern erst angegriffen und durchbrochen, als er schon gefallen war.« Er zuckte mit den Schultern. »Die Berichte erwähnen, dass es danach auf breiter Front zu Zwischenfällen
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