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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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der Zeit kann noch viel geschehen. Nur Geduld.«
    Nasaug wackelte zustimmend mit den Ohren. »Khral baut sich eine Gefolgschaft auf. Hält Reden vor Versammlungen auf den Eisschiffen. Unsere Leute haben Angst, und diese Angst nutzt er aus.«
    »Das tun Blutsprecher gewöhnlich«, sagte Varg.
    »Er könnte eine Gefahr darstellen.«
    »Das tun Narren oft.«
    Nasaug widersprach ihm nicht, aber das tat er ohnehin selten. Der jüngere Cane straffte resigniert die Schultern und sah aufs Meer hinaus.
    Varg legte seinem Welpen eine Hand auf die Schulter. »Ich kenne Khral. Ich kenne seinesgleichen. Wie sie denken. Wie sie handeln. Ich hatte schon mit ihnen zu tun, und du auch, als du Sarl an den Tavar verfüttert hast.«
    Nasaug fletschte die Reißzähne zu einem Grinsen, als er sich daran erinnerte.
    Varg nickte. »Wenn nötig, werden wir noch einmal mit ihnen fertig.«
    »Es wäre vielleicht besser, dieses Problem jetzt und nicht erst später zu lösen.«
    Varg knurrte: »Er hat noch nicht gegen den Kodex verstoßen. Ich werde ihn nicht grundlos töten.«
    Nasaug schwieg wieder eine Weile. Dann sah er zu der winzigen, beengten Kajüte hinüber, die gleich hinter der Back angebaut war und das stinkendste und unbequemste Quartier auf dem ganzen Schiff bildete.
    Dort hausten Vargs Jäger.
    »Der Daseinszweck der Jäger besteht nicht darin, den Kodex zu umgehen«, knurrte Varg, »sondern darin, seinen Geist gegen seine Buchstaben zu bewahren. Natürlich könnten sie die Aufgabe erledigen. Aber das würde Khrals ehrgeizige Handlanger nur noch mehr entflammen und ihnen einen echten Grund zur Klage geben, auf den sie ihre Anhänger einschwören könnten. Vielleicht brauchen wir die Ritualisten noch, bevor alles zu Ende ist.« Er stützte die Pfotenhände auf die Reling, hielt die Nase in den Wind und schmeckte den Himmel und das Meer. »Meister Marok ist der Bruder eines meiner besten Feinde und der rangälteste Anhänger des Alten Weges. In ihm habe ich einen Unterstützer im Ritualistenlager.«
    Nasaug zuckte zustimmend mit den Ohren und schien sich ein wenig zu entspannen. Er blieb eine Weile neben seinem Vater stehen, entblößte dann die Kehle und widmete sich wieder seinen Pflichten.
    Varg verbrachte ungefähr eine Stunde an Deck, inspizierte alles, sprach aufmunternde Worte und knurrte über Unvollkommenes. Ansonsten war alles ruhig, was ihn misstrauisch machte. Auf dieser Überfahrt hatte es nicht annähernd genug Feindseligkeiten gegeben. Das Verhängnis bewahrte sich seinen Balestrenbolzen auf, bis es sicher sein konnte, dass er tödlich treffen würde.
    Varg kehrte zu seinem Buch zurück, einer alten aleranischen Schrift, die anscheinend noch aus der Vorgeschichte des Volkes überliefert war. Tavar hatte gesagt, dass man sich nicht sicher war, wie viel von dem Material originalgetreu und wie viel hinzugefügt worden war. Wenn aber auch nur die Hälfte davon stimmte, dann war der darin beschriebene aleranische Kriegsführer fähig, wenn auch etwas arrogant gewesen. Es war leicht zu verstehen, warum seine Lebenserinnerungen die Strategie und Taktik der aleranischen Legionen beeinflusst hatten.
    Allerdings, so überlegte Varg, war er nicht unbedingt überzeugt davon, dass dieser Mann, ein gewisser Julius – wer immer er auch sein mochte! –, Tavar noch viel beizubringen gehabt hätte.
    Ritter Ehren ex Cursori schritt auf das Zelt im Herzen des riesigen Legionslagers vor den Mauern der alten Stadt Riva zu. Er schaute den Hügel hinauf zu der ummauerten Stadt und fühlte, wie schon zum hundertsten Mal binnen weniger Tage, ein Unbehagen in sich aufsteigen. Die Mauern von Riva waren hoch und dick – und spendeten Ehren auffallend wenig Trost, wenn er bedachte, dass er und die überlebenden Legionen unter dem Befehl des Ersten Fürsten Aquitania sich außerhalb von ihnen befanden. Traditionell war das schließlich der Ort, an dem die Feinde zusammenströmten, wenn sie eine Stadt angreifen wollten.
    Oh, gewiss, die Palisaden um jedes Legionslager bildeten durchaus eine Barriere, die man verteidigen konnte, und das wusste er auch. Aber die bescheidenen Erdwälle und hölzernen Pfähle waren nicht genug, um die Vord aufzuhalten.
    Allerdings hatten selbst die Mauern von Alera Imperia sie nicht aufgehalten.
    Ehren schüttelte den Kopf und schob die schwermütigen Gedanken mit einem Seufzen beiseite. Es nützte nichts, über etwas nachzugrübeln, das sogar der wahre Erste Fürst von Alera, Gaius Sextus, nicht hatte aufhalten

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