Codex Alera 06: Der erste Fürst
Hoheit.«
Phrygius Cyricus, der Seneschall von Phrygia und Befehlshaber der Legionen, die es verteidigten, war sechzehn Jahre alt. Er war ein beinahe schmerzlich dünner junger Mann, der in die Farben des Hauses Phrygius – Weiß und Grün – gekleidet war, und sein dunkles Haar war so zerzaust, dass es einen Angriff von einer Art Elitebarbierstoßtrupp durchaus verdient gehabt hätte. Seine dunklen Augen lugten unter den Strähnen hervor, als er sich vor Tavi verneigte.
»H… Hoheit«, sagte Cyricus. »W… willkommen in Phrygia.«
Tavi trat, begleitet von Maestro Magnus, Fidelias und Kitai, über die Schwelle zur Zitadelle des Hohen Fürsten und in den beengten Hof dahinter. »Verehrter Phrygius«, antwortete er und verneigte sich zur Antwort leicht, »ich bedaure, dass ich es nicht einrichten konnte, zu einem passenderen Zeitpunkt einzutreffen.«
»Sch… schon gut«, antwortete Cyricus, und Tavi erinnerte sich daran, dass der Junge nicht aus Nervosität so stammelte. Er stotterte einfach. »W… wenn du s… so f… freundlich wärst, m… mit mir zu k… kommen? Der Stab m… meines Vaters hat einen B… Bericht über die n… neuesten N… Nachrichten von der F… Front vorbereitet.«
Tavi zog beeindruckt die Augenbrauen hoch. »Wir kommen also gleich zum Geschäft, ja?«
»Es s… stehen S… Speisen und Wein bereit, für dich und deine …« Cyricus unterbrach sich, schluckte und sah an Tavi vorbei zu dem hünenhaften Varg, der als Letzter den Hof betreten hatte. »G… Gäste.«
»Das ist gut«, sagte Varg. »Ich habe Hunger.«
Cyricus schluckte erneut. Dann hob der Junge den Kopf und marschierte zu Varg hinüber, um ihm in die Augen zu sehen. »D… du b… bist als Gast w… willkommen, m… mein Herr. Aber wenn d… du irgendjemandem etwas t… tust, der unter dem Schutz meines V… Vaters steht, dann töte ich dich eigenhändig.«
Vargs Ohren zuckten. Er verneigte sich tief vor dem Jungen. »Es soll in deinem Haus geschehen, wie du sagst, junger Herr.« Dann warf er Tavi einen Blick zu und grummelte auf Canisch: »Erinnert dieser Welpe dich an irgendjemanden, Tavar?«
Tavar antwortete in derselben Sprache: »Soweit ich mich entsinne, habe ich dir zu dem Zeitpunkt ein Messer an die Kehle gehalten.«
»Das hat dir eine gewisse Glaubwürdigkeit verliehen«, räumte Varg ein.
Tavi hielt sorgsam jede Spur eines Lächelns zurück und sagte: »Cyricus, ich versichere dir, dass Kriegsführer Varg reichlich Erfahrung als Gast aleranischer Cives hat und sich stets bewundernswerter Höflichkeit befleißigt.«
Vargs Ohren zuckten amüsiert.
Cyricus neigte den Kopf vor Tavi. »Sehr w… wohl, Hoheit. Hier entlang b… bitte.«
Der junge Mann und eine »Ehrengarde« als Eskorte, deren Mitglieder Varg samt und sonders argwöhnisch anstarrten, führten sie in einen kleinen Audienzsaal in der Zitadelle. Ein Dutzend Männer stand um einen großen Sandtisch herum und wartete, vermutlich der Stab des jungen Seneschalls und die Kommandanten der Verteidiger der Stadt. Als Tavi eintrat, salutierten sie alle geschlossen schneidig. Tavi erwiderte die Geste und nickte dann. »Meine Herren.«
Cyricus stellte seine Leute vor, und Tavi tat es ihm gleich, ließ aber Fidelias aus. Dann sagte er: »Verschaffen wir uns einen Überblick über das bisherige Gesamtbild. Wer kann die derzeitige Stellung unserer Truppen in Riva zusammenfassen?«
Canto Cantus, ein Mann mit stahlgrauem Haar, der eine Legionsrüstung trug, warf Cyricus einen Blick zu, als wolle er um Erlaubnis bitten. Das Nicken des jungen Mannes war kaum wahrnehmbar, aber eindeutig vorhanden. Cantus sprach erst, als er die Erlaubnis erhalten hatte. »Die Kurzfassung ist, dass Riva gefallen ist. Vollkommen. In einer einzigen Nacht.«
Tavi starrte Cantus mehrere Sekunden lang an, und das Herz begann ihm heftiger in der Brust zu klopfen. Er beschränkte seine Reaktion darauf, die Fingernägel in den Daumenballen seiner rechten Hand zu graben, und zwang sich dann, sich zu entspannen. »Überlebende?«
»Sehr viele«, sagte Cantus. »Princeps Attis hat rechtzeitig bemerkt, was vorging, und konnte so einen Großteil der Zivilisten aus Riva evakuieren. Aber die Legionen haben einen hohen Blutzoll entrichtet, als sie den Abzug der Flüchtlinge gedeckt haben. Sie sind immer noch damit beschäftigt festzustellen, was übrig geblieben ist.«
»Erzähl mir, was geschehen ist.«
Cantus gab einen kalten, knappen Überblick über die Taktik, die die Vord eingesetzt
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