Codex Alera 06: Der erste Fürst
Stücke zu verschieben, als gehörten sie zu einem Ludus -Spiel.
Die Legionen zogen sich ins Tal zurück, und die Vord drängten hinter ihnen hinein. Während sie die Legionen Stück für Stück zurückdrängten, zog sich die Vorderfront der Vordhorde immer weiter zusammen – und die Figuren, die für seine und Vargs Truppen standen, stürmten hinter ihnen heran, um sie im Tal festzunageln. »Dort greifen wir sie an.«
Varg brummte: »Ein paar tausend von uns und Millionen von ihnen. Und da willst du sie in den Hinterhalt locken?«
Tavi bleckte die Zähne, als er lächelte. »Hier geht es nicht darum, das Vordheer niederzumetzeln, sondern darum, die Vordkönigin zu finden und zu töten. Sie wird sich wahrscheinlich irgendwo im Rücken der Horde aufhalten, sie nach vorn lenken und ihren Angriff ordnen.«
Varg wedelte nachdenklich mit dem Schwanz, und seine Augen zogen sich zusammen. »Mmm. Ein kühner Plan, Tavar. Aber wenn du sie nicht findest und tötest, werden unsere Truppen den Vord auf freiem Feld gegenüberstehen. Sie werden uns in einem Happen verschlingen.«
»Wir werden nicht gerade stärker. Wenn wir die Vordkönigin hier nicht ausschalten, bekommen wir vielleicht nie wieder eine solche Gelegenheit. Dann verschlingen sie uns auf jeden Fall in einem Happen.«
Varg knurrte tief in der Brust. »Wie wahr. Ich habe das Ende meiner Welt erlebt. Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, eine Wahl wie diese zu treffen, als die Vord mein eigenes Land verwüsteten, hätte ich nicht gezögert.«
Tavi nickte. »Dann will ich, dass spätestens, wenn der Vormittag halb herum ist, Stiefel über diese Dammstraße marschieren. Wir müssen schnell vorrücken, wenn wir sie in der Flasche verstöpseln wollen. Cyricus …«
»Ich habe die V… Versorgungsoffiziere P… Proviant und Vorräte für deine T… Truppen bereitstellen lassen, seit Tribun Antillus gestern N… Nachmittag angekommen ist. Sie erwarten d… dich am südlichen Stadttor, neben der D… Dammstraße. Es reicht nur f… für eine Woche, aber das war das B… Beste, was wir auf die Schnelle leisten k… konnten.«
»Oje«, sagte Kitai auf Canisch mit funkelnden Augen. »Ich glaube, ich habe mich verliebt.«
Tavi erwiderte in derselben Sprache: »Ich habe ihn zuerst gesehen.«
Vargs Ohren zuckten erneut.
Tavi wandte sich an Cyricus und sagte: »Dir ist vielleicht schon aufgefallen, dass wir eine ganze Anzahl von Canim bei uns haben. Sie sind nicht in der Lage, die Dammstraßen zu nutzen.«
Cyricus nickte rasch. »Würden Trosswagen reichen, Hoheit?«
»Ganz wunderbar«, sagte Tavi.
»Ich werde so viele b… beschlagnahmen lassen, wie aufzutreiben s… sind.«
Tavi sah dem jungen Mann in die Augen und nickte. »Danke, Cyricus.«
Cyricus verneigte sich wieder und begann, dem Kommandostab von Phrygia stotternd Befehle zu erteilen. Keiner der Männer schien ablehnend auf Cyricus’ Jugend oder auf die selbstbewusste Art zu reagieren, wie er Befehle gab. Die Männer vertrauten offensichtlich dem Können des jungen Civis, was darauf hindeutete, dass er ihnen dazu bisher allen Grund gegeben hatte. Tavi war sogar noch beeindruckter als zuvor.
»Zwei Tage bis Riva«, murmelte Kitai mit Blick auf die Karte. »Und noch zwei Tage hinauf nach Calderon. Vier Tage insgesamt.« Sie schaute von der anderen Seite des Sandtisches mit aufmerksamen grünen Augen zu ihm hoch. »Du kommst nach Hause, Aleraner.«
Tavi erschauerte. Er zog das Messer aus dem Gürtel und rammte es am westlichen Ausgang des Tals in den Sandtisch. Das war der Ort, an dem es zur Entscheidung kommen würde. Das war der Ort, an dem sie die Vordkönigin finden oder aber zusehen würden, wie sein Reich und sein Volk dem Vergessen anheimfielen.
Der Dolch blieb zitternd stecken.
»Nach Hause«, sagte Tavi leise. »Es wird Zeit, dass wir zu Ende bringen, was wir begonnen haben.«
26
Ritter Ehren saß neben dem Kutscher des Trosswagens. Obwohl die Dammstraßen alles in allem glatt waren, sobald man genug Schwung und Fahrt aufgenommen hatte, war er davon überzeugt, dass jede Grassode und jeder Riss der Straßenoberfläche geradewegs durch die Aufbauten des Wagens in sein Hinterteil und sein Kreuz hämmerte. Die für die Jahreszeit ungewöhnliche Kälte der letzten paar Tage war zwar vergangen, doch an ihre Stelle war ein erbarmungsloser Dauerregen getreten.
Ehren warf einen Blick über die Schulter auf zweihundertvierzehn weitere Wagen wie den, den er gerade ertrug. Die meisten von ihnen
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