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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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die Legionares immer weiterkämpften, die Männer vorn auf der Mauer mit Schild und Schwert, ihre Kameraden hinter ihnen mit langen Speeren. Die Vord erklommen an manchen Stellen die Mauer, nur um immer wieder mit Ingrimm von den Legionen zurückgedrängt zu werden.
    Immer mehr der Kreaturen strömten herbei wie eine tödliche, lebendige Flutwelle, kamen über den Boden angestürmt, um gegen die Mauer anzubranden. Welle um Welle brach sich an der niedrigen Belagerungsmauer, am Stahl der Legionen und an aleranischem Blut. Und wie eine auflaufende Flut wurde der Druck nur noch stärker. Die Vord kletterten in ihrem Eifer, die Legionares zu erreichen, übereinander, und die wachsende Anzahl von Kadavern am Fuße des Bollwerks bildete Rampen zur Mauerkrone.
    Die Belastungsgrenze war beinahe erreicht. Nur noch wenige Augenblicke, dann würden die Vord irgendwo auf der Mauer Fuß fassen und beginnen, zu Tausenden darüber hinwegzuströmen. Der Feind spürte es auch. Mehr und mehr Vord drängten sich nahe an die Mauer heran. Ehren hätte von der Mauer klettern und eine Meile weit gehen können, ohne den Boden zu berühren.
    Es wurde Zeit.
    Er drehte sich um und nickte dem gerüsteten alten Civis zu seiner Linken zu. »Jetzt?«
    Fürst Graem hatte den Angriff beobachtet, ohne seinen Helm aufzusetzen. Sein Haar war in seiner Jugend leuchtend rot gewesen, aber jetzt war es überwiegend grau, und nur noch wenige einsame, trotzige Strähnen wiesen eine rötliche Färbung auf. Er nickte, holte den Helm unter seinem Arm hervor und setzte ihn sich auf den Kopf. »Ja. Wenn man sie noch dichter aufhäuft, quellen sie einfach über die Mauer.«
    »Sollen wir das Signal geben?«, fragte Ehren. Sobald ein Signal abgeschossen wurde, würde es sich, von einem Feuerwirker an den nächsten abgegeben, die Mauer entlang ausbreiten.
    Graem brummte mit finsterer Miene: »Warte den Befehl ab, Junge. Alles, was wir sehen, ist das, was direkt vor uns ist. Das ist unsere Aufgabe. Bernard sieht das ganze Bild. Das ist seine Aufgabe. Er wird den Befehl geben, wenn es so weit ist.«
    Keine zwanzig Fuß entfernt erklomm ein Vord die Mauer und spießte einen schreienden Legionare auf eine seiner Sicheln auf. Es schlug einen zweiten Legionare wie ein Spielzeug weg und starb dann unter dem gewaltigen Streithammer, den ein Ritter Terra schwang, der herbeigeeilt kam, um die Lücke auszufüllen – aber drei Gefährten des Vord hatten in der Zeit, die das verschlang, bereits die Mauerkrone erreicht und drängten nach außen. Weitere Vord würden in wenigen Sekunden zu ihnen stoßen.
    »Fürst Graem?«, rief Ehren. Seine Stimme überschlug sich schon wieder.
    »Warte!«, donnerte Graem zurück.
    Graf Calderon würde so lange warten, das Signal zur nächsten Phase des Plans zu geben, bis so viele Feinde wie möglich in Stellung waren. Ehren wusste das. Er wusste auch, dass Calderon als Befehlshaber in einer derart entscheidenden Schlacht wenn nötig willens sein würde, das Leben einiger Verteidiger zu opfern. Das musste er auch sein. Das allein war der Grund dafür, dass man überhaupt Befehlshaber benötigte – damit ein Mann die Vorteile von Logik und Vernunft gegen die emotionalen, irrationalen Erfordernisse des Nahkampfs abwägen konnte.
    Es war nur so, dass das Ehren in diesem Moment, als drei Vord die Mauer erstiegen hatten und eines davon ihm unmittelbar in die Augen sah, als eine relativ unbefriedigende Form der Kriegsführung erschien. Er dachte auch plötzlich, dass es doch besser gewesen wäre, die Lorica anzunehmen, die man ihm gestern angeboten hatte. Dreißig oder vierzig Pfund Stahl über seinem verwundbaren Fleisch, die sich noch vor ein paar Stunden unmöglich belastend für einen Mann angehört hatten, der im Grunde nur ein besserer Eilbote war, klangen plötzlich wundervoll.
    Ein viertes Vord erschien auf der Mauerkrone, und Ehren begriff, dass der aleranische Gegenschlag zu spät erfolgen würde, um sie zu retten, selbst wenn er in diesem Augenblick begann. Sie mussten die Mauer zurückerobern, und zwar sofort, oder die Vord würden alle Männer um ihn herum töten – und höchstwahrscheinlich auch Ehren selbst. Schlimmer noch, sie würden Graem töten, einen der wenigen Feuerwirker mit der Fähigkeit, eine Flamme zu wirken, die heiß genug für den Gegenangriff war. Sein Tod war untragbar.
    Ein Trupp Legionares folgte dem Ritter Terra zum Angriff auf die ersten beiden Vord, die die Mauerkrone erreicht hatten, aber das dritte fegte

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