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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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einen Legionare von der Mauer und hinab in das Meer aus Sicheln darunter. Die Schreie des Mannes brachen so schlagartig ab, als wäre er ins Wasser gefallen. Die funkelnden Augen des Vord richteten sich starr auf Ehren, und der fangschreckengestaltige Krieger huschte mit blitzenden Sicheln vorwärts.
    Eine der tödlichen Waffen fuhr auf Ehren hinab, der sich mit einem Sprung rückwärts außer Reichweite brachte und rief: »Graem, pass auf!« Er rammte eine Schulter gegen Graems Hüfte und stieß ihn grob von dem heranstürmenden Krieger weg.
    Die Bewegung kostete ihn wertvolle Augenblicke und hatte auch sonst ihren Preis. Er gelangte nicht ganz außer Reichweite des Fangschreckenkriegers, und eine vorschnellende Sichel grub ihm eine blutige Furche in ein Schulterblatt, übersprang ein Stück, als sein Körper sich instinktiv in Reaktion darauf und vor Schmerz aufbäumte, und biss ihn dann wieder, als sie ihm eine Hinterbacke aufschlitzte.
    Ehren stolperte und fiel auf ein Knie, erkannte instinktiv, dass er hier unter keinen Umständen bleiben konnte, und war sich doch sicher, dass er nicht außer Reichweite der Fangschrecke gelangen konnte. Die Legionares nahten, ebenso eifrig wie er darauf bedacht, die Lücke zu schließen, aber sie waren noch eine endlose Sekunde entfernt.
    Ehren warf sich rückwärts auf das Vord zu und rollte sich unterwegs zusammen. Er spürte, wie die Sichel niedersauste, ihn verfehlte und sich stattdessen in den Stein der Mauer grub.
    Ehren blieb unter dem Körper des Vord liegen, das zu tänzeln begann und versuchte, seine Sicheln unter sich zu rammen, aber unfähig war, Ehren zu erreichen. Er streckte eine Hand nach dem Speer eines gefallenen Legionare aus, der in der Nähe lag. Um sein Holzwirken war es nicht sehr rosig bestellt, aber es reichte mehr als aus, den Speerschaft ein wenig zu verbiegen, so dass die elastische Sprungkraft die Waffe klappernd in Griffweite beförderte, als er das Wirken einstellte.
    Er packte den Speer, rollte sich rasch zur Seite und entging knapp der auf ihn niedersausenden Sichel eines Vord, das jetzt neben seinem Gegner auf die Mauer stieg. Ehren huschte wie ein hinkender Krebs unter dem Vordkrieger weiter, umklammerte den Speer und setzte abermals sein Holzwirken ein, bis er den Schaft zu einem zitternden Bogen verzerrt hatte, der sich fast zum Kreis schloss. Dann brauchte er eine Sekunde, um zu entscheiden, wo er zuschlagen und wie er zielen wollte, setzte das Ende des Speers fest auf die Mauersteine und löste das Holzwirken.
    Der Speer richtete sich mit furchtbarer Wucht wieder auf. Die scharfe Spitze der Waffe schlitterte erst über den gepanzerten Unterleib des Vord, drang aber dann in die Fuge zwischen zwei Chitinplatten und versank mit solcher Wucht in dem Vord, dass es seine Vorderbeine vom Boden hochriss. Schmutziges grünbraunes Blut schoss aus der Wunde wie aus einem Geysir, und das Vord stürzte auf der aleranischen Seite der Mauer hin und schlug in seinen Todeszuckungen um sich.
    Ehren entfuhr ein Jauchzer – der sich in einen Schrei verwandelte, als etwas, das sich rotglühend anfühlte, gegen sein Kreuz prallte. Ein dumpfer Knall ertönte, und sein Körper zuckte ruckartig, als Muskeln hinter seinem rechten Schulterblatt sich plötzlich übel verkrampften. Er versuchte sich zu bewegen, aber irgendetwas hielt ihn am Boden fest. Vielleicht war es nur die Schwerkraft. Er fühlte sich sehr schwer.
    Er warf einen Blick über die Schulter, was an und für sich schon eine quälende Bewegung war, und sah, dass das nächste Vord, das auf die Mauer gelangt war, auf ihn gesprungen war, als sein weniger vom Glück begünstigter Verwandter gefallen war. Er konnte die Sicheln nicht sehen, auch nicht, wo sie ihn getroffen hatten. Wenn er es recht bedachte, wollte er das auch nicht wissen. Der Schmerz war schlimm genug. Er brauchte nicht auch noch eine bildliche Vorstellung.
    Er konnte nicht atmen. Er wollte einfach einen guten, tiefen Atemzug einsaugen. Aber er konnte überhaupt nicht einatmen. Das kam ihm ungerecht vor. Er legte die Wange auf den Stein.
    Ein helles Licht flammte auf, etwas Warmes ging über ihn hinweg, und ein Vord kreischte.
    »Heiler!«, brüllte Graem.
    Ehren blinzelte, um die Augen zu öffnen, und blickte nach Süden. Dort schwebte in der Luft ein einzelner leuchtender Funke aus hellrotem Feuer.
    »Nein, du Trottel, zieh sie nicht aus ihm heraus«, knurrte Graem jemandem zu. »Dann verblutet er gleich hier.«
    »Aber sie haben ihn an

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