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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Calderon sind.«
    Schultus blinzelte. »Hauptmann?«
    »Mach den Rest der Krähen zum Abzug bereit, Schultus«, sagte Tavi. »Das ist deine Aufgabe. Und alle dorthin zu bringen? Das ist meine.«

45

    Die Vord erschienen genau zu dem Zeitpunkt, für den Invidia ihr Kommen vorhergesagt hatte. Der Sonnenaufgang war noch vier Stunden entfernt, und sobald der Mond hinter den Bergen im Süden verschwunden war, wurde die Nacht so schwarz wie das Innere eines Sargs.
    Amara war auf der Mauer und wartete ab, um festzustellen, ob Invidia die Wahrheit gesagt hatte. Es gab überhaupt keine Vorwarnung. Eben noch war die Nacht völlig still und ruhig gewesen – und im nächsten Augenblick kam es zu einer einzigen kurzen Bewegung am äußersten Rand des Geländes, das von den Elementarlampen der Mauer beleuchtet wurde, und das glänzende schwarze Chitin der Horde brach aus der Dunkelheit hervor und stürmte unter dem Dröhnen einer Million Füße vorwärts, die auf den immer noch versengten Boden trafen.
    Sie mussten sich, wie Amara vermutete, langsam und lautlos bewegt haben, bis sie den Rand des Lichtscheins erreicht hatten. Keine aleranische Legion hätte unter irgendwelchen Umständen in so gewaltiger Zahl derart heimlich vorrücken können – aber es hatte ihnen nichts genützt. Die Legionares auf der Mauer waren bereit und warteten.
    Hunderte von Cives beschworen den flackernden Vorhang aus faustgroßen Feuerkugeln herauf, der zuerst in Riva eingesetzt worden war. Er erwies sich hier als genauso tödlich für die Feinde, wie er es in der großen Stadt gewesen war. Vord strömten in die Brandzone vor der Mauer und wurden in Explosionen aus Feuer und überhitzter Luft getötet, von einer Million tödlicher Glühwürmchen, die auf sie zurauschten. Die Horde starb zu Hunderten, dann zu Tausenden, aber wie in Riva gestattete das zahlenmäßige Übergewicht es den Vord, sich allmählich voranzuquälen, wobei sie über die Kadaver ihrer gefallenen Kameraden kletterten, die eine Straße aus Tod und zuckenden Leibern für diejenigen bauten, die nach ihnen kamen.
    Binnen weniger Augenblicke hatten die Vord den notwendigen Blutzoll gezahlt, und die aleranischen Feuerwirker, die auf der Mauer aufgereiht standen, begannen erschöpft zusammenzubrechen. Im selben Moment wurden sie von jedem Ritter Flora in der Legion und jedem Civis mit den nötigen Fähigkeiten, ihnen Beistand zu leisten, abgelöst. Pfeile begannen von den Bögen zu surren, deren elementarverstärkte Wurfarme die Schäfte mit übernatürlicher Kraft vorwärtsschießen ließen.
    Tödliche Geschosse zischten durch die Nacht, wobei die Ritter Flora in Zehner- und Zwanzigermannschaften arbeiteten und sich die Ziele per Zuruf aufteilten. Jeder Bogenschütze schoss so schnell er konnte. Hunderte von Pfeilströmen sausten zwischen den Vordlinien hin und her, wie die Wasserspritzen, die in Städten überall in Alera zur Feuerbekämpfung eingesetzt wurden.
    In vielerlei Hinsicht glich der Kampf gegen die Vord, wie Amara fand, eher dem Löschen eines Feuers als der Schlacht gegen einen Feind. Sie stürmten mit demselben unersättlichen Bedürfnis, zu verschlingen und sich auszubreiten, voran. Die Pfeilströme drängten die Vord zurück, wenn ihre tödliche Kunstfertigkeit sie erfasste, aber wo immer auch nur ein paar Sekunden lang kein Strom hin- und hersauste, brandeten die Vord wieder wie eine Feuersbrunst vorwärts, die sich durch ein altes Holzgebäude fraß – genauso entschlossen, genauso unaufhaltsam.
    Amara leckte sich die Lippen, und ihr Herz schlug schneller, als die ersten Vordfangschrecken die Mauer erreichten und darangingen, neue Kletterlöcher hineinzubohren. Die Bogenschützenmannschaften begannen sich zurückzuziehen, und schwerbewaffnete Legionares nahmen ihren Platz ein.
    Bernard, der neben ihr stand, nickte nachdenklich. »Ungefähr jetzt, denke ich.«
    Amara wandte sich dem Trompeter neben ihr zu. »Gib den Onagern das Signal.«
    Der Mann salutierte und begann sofort, ein schnelles Signal auf seinem Instrument zu blasen. In der Dunkelheit auf dem Boden hinter der Mauer machten sich die Onager wieder an die Arbeit. Ihre Wurfarme begannen zu knarren, gefolgt von einem lauten Knallen des hölzernen Arms, der auf den ebenfalls aus Holz bestehenden Querbalken traf, und einem Rattern und Rumpeln, wenn der Onager wild vor- und zurückwippte, bevor er wieder zur Ruhe kam. Ein paar Sekunden später wurde der Boden vor den Mauern von einer auflodernden Flammenwand

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