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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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nicht direkt über uns sind.«
    Wie um Bernards Aussage zu unterstreichen, stürzte der Leichnam eines Vordritters, dem der Kopf und zwei Drittel der Flügeloberfläche fehlten, herab und landete auf dem Boden neben einem Mitglied der Onagermannschaften. Der Mann machte einen Satz und schrie überrascht auf, bevor er auf den Hintern fiel und dröhnendes Gelächter, in dem gleichwohl etwas Panik mitschwang, von seinen Mannschaftskameraden erntete.
    Weitere Vordritter erschienen und begannen sich auf die Onagermannschaften zu stürzen – aber jeder Trupp Ritter Flora hatte sich von der Mauer zu der ihm zugewiesenen Kriegsmaschine zurückgezogen, und sie begannen, die Onagermannschaften mit einem tödlichen Schild vernichtender Pfeilsalven zu decken. Vordritter stürzten vom Himmel und schlugen wie verfaultes Obst auf dem Boden auf. Einer von ihnen landete auf dem kleinen Munitionswagen voller Feuerkugeln hinter einem der Onager, und er explodierte in einem plötzlichen, zornigen Auflodern von Feuer, das tosend den Vordritter, den Wagen, den Onager, seine schreiende Mannschaft und die Bogenschützen, die sie gedeckt hatten, verschlang. Tödliche Holzsplitter aus dem geborstenen Wagen flogen in alle Richtungen und verwundeten noch mehr Männer auf beiden Seiten. Amara sah, wie ein nicht weniger als vier Fuß langer Splitter den Oberschenkel eines Legionare völlig durchbohrte und den Mann schreiend auf dem Wehrgang zusammenbrechen ließ.
    Amara gab dem Trompeter einen Wink, und der Mann gab das Signal zu einem Luftangriff. Tosend erhoben sich Hunderte von Cives und Ritter Aeris in den Himmel, um in der Dunkelheit dort oben mit dem Feind zu kämpfen. Das Geräusch ihrer Windströme klang wie das Rauschen des Meeres, das gegen steinerne Klippen brandet. Jede Rittereinheit wurde von Grafen und Fürsten angeführt, von denen viele in mehreren Disziplinen des Elementarwirkens begabt waren, und die Anzahl explodierender Feuergewirke dort oben verdoppelte sich und steigerte sich dann gleich noch einmal, ein hoch aufragender Baldachin aus kurzlebigen, prallen Sternen in jeder nur erdenklichen Farbe. Tosende Windströme stiegen und fielen in Klang und Ton und bildeten inmitten der Blitze farbigen Feuers seltsam musikalische Harmonien.
    Jeder Blick im ganzen Calderon-Tal, der nicht dem Überlebenskampf gewidmet war, war unverwandt auf das schöne, tödliche Schauspiel gerichtet.
    »Und jetzt, da unsere Aufmerksamkeit dem Himmel gilt«, sagte Bernard, »wird es Zeit für den Überraschungsangriff. Mein Fürst, wenn du wohl so freundlich wärst, das Schlachtfeld zu beleuchten.«
    Fürst Graem, der in der Nähe stand, brummte zustimmend. Obwohl der Princeps Bernard die Verantwortung für die Verteidigungsmaßnahmen übertragen hatte, hatte Amaras Mann viele Jahre lang als einer der ersten Wehrhöfer, die dem damaligen Grafen unterstellt worden waren, gedient. Mittlerweile war Graem ein Fürst (gewiss, seine Ländereien waren vom Feind überrannt worden, aber er war immer noch ein Fürst), und ihr Mann bemühte sich besonders, Graem trotz seines schmerzenden Kiefers Höflichkeit zu erweisen. Amaras Einschätzung nach hätte Graem darauf verzichten können und wäre völlig damit zufrieden gewesen, einen einfachen Befehl zu befolgen – aber sogar im Angesicht der Zerstörung verfügte Bernard über die Geistesgegenwart, taktvoll zu sein. Sie nahm an, dass diese Form von Liebenswürdigkeit in gewisser Weise das Symbol für einen Gutteil dessen war, wofür sie kämpften: den Erhalt zweckfreier Schönheit.
    Graem trat vor, hob die Hand und streckte sie lässig mit der Handfläche nach oben aus. Feuer flammte in seiner hohlen Hand auf, bis einen Moment später eine winzige Gestalt dort, unmittelbar über seiner Handfläche, schwebte – ein kleines, gefiedertes Wesen, dessen Flügel so schnell schwirrten, dass sie verschwammen. Der heiße Wind, der von ihnen ausging, bewegte Amaras Haar. Graem flüsterte dem kleinen Feuerelementar etwas zu und machte eine rasche Bewegung mit dem Handgelenk. Der feurige Kolibri schoss in die Nacht davon, nahm Geschwindigkeit auf und wurde im Flug immer heller.
    Er sauste als Kugel weißen Tageslichts von mehreren hundert Schritt Durchmesser über das Schlachtfeld. Er schwirrte über unzählige Fangschreckenkrieger und durchschlug, ohne auch nur langsamer zu werden, zur Gänze den Oberkörper eines Vordritters, der herangeflogen war, um ihn aufzuhalten.
    »Dumm von ihm«, sagte Graem kopfschüttelnd,

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