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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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würde, deine Frau zu werden.«
    Offensichtlich würde alles, was er sagte, die Sache nur noch schlimmer machen. Also hielt er lieber den Mund.
    Kitai marschierte zu ihm herüber und packte ihn an der Vorderseite seiner Tunika. Trotz des Unterschieds ihrer Körpergröße hob sie ihn mehrere Zoll hoch. Die junge Marat war weit stärker als ein Aleraner ihrer Größe, selbst wenn sie kein Elementarwirken einsetzte. »Folgendes wird geschehen, Aleraner. Du wirst künftig nicht mehr mit mir schlafen. Du wirst mich genau auf die Weise behandeln, wie du eine anständige junge Frau aus der Civitas behandeln würdest. Du wirst mir den Hof machen, und das gut , sonst werde ich dich erwürgen .«
    »Äh«, sagte Tavi.
    »Und«, sagte sie mit deutlich drohendem Unterton, »du wirst mich angemessen und den Sitten meines Volkes gemäß umwerben. Du wirst das mit sagenhafter Kunstfertigkeit und Geschmack tun. Und erst, wenn das geschehen ist, teilen wir wieder ein Bett.«
    Sie wirbelte herum und schritt zurück zum Teich.
    Tavi stammelte eine Sekunde lang vor sich hin. »Kitai«, brach es dann aus ihm hervor, »es wäre vielleicht hilfreich, wenn du mir sagen würdest, worin die entsprechenden Bräuche bei deinem Volk bestehen.«
    »Für mich wäre es auch hilfreich gewesen, wenn du mir diese Höflichkeit erwiesen hättest«, gab sie spitz zurück, ohne sich umzudrehen. »Finde es selbst heraus; das musste ich schließlich auch!« Sie stolzierte auf die Oberfläche des Teichs hinaus, als wäre sie ein fester Boden, wirbelte herum und sah ihn ein letztes Mal aus blitzenden grünen Augen entrüstet an, bevor sie im Wasser verschwand.
    Tavi starrte ihr wie betäubt ein paar Sekunden lang nach.
    »Nun ja«, sagte Alera, »ich bin wahrlich nicht gut darin, die verschlungenen Wege der Liebe zu beurteilen. Aber es scheint mir, dass du der jungen Frau einen wahren Bärendienst erwiesen hast.«
    »Das wollte ich doch gar nicht!«, protestierte Tavi. »Als wir etwas miteinander angefangen haben, hatte ich keine Ahnung, wer mein Vater war. Ich war ein Niemand . Ich meine, ich habe nie auch nur in Erwägung gezogen, dass es nötig sein könnte, ihr in aller Form den Hof zu machen.« Er deutete auf das Wasser. »Und es war ja nicht so, als ob sie nicht willig gewesen wäre, verfluchte Krähen! Sie war begieriger als ich! Sie hat mir in der Sache kaum eine Wahl gelassen!«
    Alera runzelte nachdenklich die Stirn. »Inwiefern spielt das eine Rolle?«
    Tavi sah finster drein. »Du ergreifst Partei für sie, weil sie ein Mädchen ist.«
    »Ja«, sagte Alera lächelnd. »Ich bin vielleicht nicht sehr bewandert auf diesem Gebiet, aber ich habe genug über eure Sitten erfahren, um zu wissen, auf welche Seite ich mich in dieser Auseinandersetzung stellen muss.«
    Tavi seufzte. »Die Vord sind dabei, das Reich und die Welt zu zerstören. Sie hätte sich einen besseren Zeitpunkt dafür aussuchen können.«
    »Es ist durchaus möglich, dass es keinen anderen Zeitpunkt mehr gibt«, sagte Alera.
    Tavi wurde daraufhin still und starrte das wogende Wasser im Teich an. »Dann lasse ich mir besser etwas einfallen«, sagte er am Ende. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie den Weltuntergang nicht als hinreichende Entschuldigung gelten lassen wird.«
    Alera lachte noch einmal auf. »Lass uns weitermachen«, sagte sie mit einem Unterton von Erheiterung. »Wir beginnen damit, deine Knochen ordentlich zu richten, bevor wir uns wieder den Flugstunden widmen.«
    Tavi stöhnte. »Wie lange machen wir damit noch weiter?«
    »Noch etwa ein halbes Dutzend Flüge«, sagte Alera ruhig. »Zumindest für heute Abend.«
    Ein halbes Dutzend?
    Tavi fühlte sich auf einmal sehr müde. Seine Einbildungskraft gab ihm plötzlich ein Bild ein: Er selbst lag wie eine Qualle im Schnee, jeder Knochen in seinem Körper zu Pulver zermalmt, während eine wütende Kitai versuchte, seine Überreste zu erwürgen.
    Alera sah ihn an und lächelte mit heiterer Ruhe. »Sollen wir weitermachen?«

1

    Es klopfte kurz an der Kajütentür, und Antillar Maximus trat ein. Maximus war einer von Tavis ältesten Freunden, hatte sich mit ihm für einen Großteil ihrer drei Jahre an der Akademie ein Zimmer geteilt und gehörte zu den wenigen Leuten in der Flotte, die es überhaupt wagten, die Tür ungebeten zu öffnen.
    »Ich dachte, du solltest etwas wissen«, begann Max, hielt dann aber inne und starrte Tavi blinzelnd an. Er schloss die Tür hinter sich und sprudelte dann hervor: »Verfluchte Krähen,

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