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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Calderon, bist du krank, oder was?«
    Tavi, der am kleinen Schreibtisch der Kajüte saß und Landkarten studierte, sah Max aus verquollenen Augen an. »Ich habe letzte Nacht nicht gut geschlafen.«
    Kurz huschte ein jungenhaftes Grinsen über Max’ kantiges, hübsches Gesicht. »Ja, es ist schon schwer, sich mit einem kalten Lager zufriedenzugeben, wenn man sich erst einmal an ein warmes gewöhnt hat.«
    Tavi sah ihn unverwandt an.
    Max’ Lächeln wurde noch breiter. »Versteh mich nicht falsch, ich finde, es ist immer gut, wenn der Hauptmann einer Legion etwas für seine Entspannung tut. Ich bin also durchaus dafür, dass du dir eine Gespielin hältst. Vielleicht kann ich ja einen Ersatz auftreiben, wenn du nicht allzu wählerisch bist, Hauptmann.«
    Tavi hob seine Teetasse. »Wenn du damit nicht spätestens in dem Moment aufgehört hast, wenn ich ausgetrunken habe, werfe ich dir die Tasse hier an deinen dicken Schädel.«
    Max verschränkte die Arme und lehnte sich ruhig lächelnd an die Tür. »Natürlich, Hoheit.«
    Der Ehrentitel zerstörte den Hauch von leichter Heiterkeit, den Max mitgebracht hatte. Tavi wusste, dass sein Großvater tot war, aber er hatte mit den anderen nicht darüber gesprochen. Er hatte schließlich keine Möglichkeit, es zu beweisen – und Alera hatte deutlich gemacht, dass sie nicht die Absicht hatte, anderen aus der Flotte zu erscheinen.
    Außerdem war es ein beträchtlicher Unterschied, ob man der rechtmäßige Erbe war oder tatsächlich das Amt des Ersten Fürsten übernahm.
    Tavi verdrängte die Gedanken aus seinem Verstand. Diese Probleme würden sich mit der Zeit schon von selbst lösen. Als Erstes musste er den heutigen Tag überleben.
    »Bist du aus einem bestimmten Grund hier, Max?«
    Max’ Lächeln schwand nun ebenfalls. Er nickte etwas steif. »Crassus ist auf dem Rückweg hierher. Er sollte binnen einiger Augenblicke an Deck sein.«
    Tavi stand auf und schluckte den Rest des starken Tees in einem Zug hinunter. Er bezweifelte, dass die mild anregenden Substanzen darin ihm nach einer weiteren zermürbenden Nacht des Unterrichts bei Alera viel nützen würden, aber er wollte es wenigstens versuchen. »Hol mir Magnus und den Ersten Speer. Gib der Treues Blut ein Zeichen und lade Varg ein, auf die Schleiche herüberzukommen, sobald es ihm genehm ist.«
    »Schon geschehen«, sagte Max. »Iss wenigstens deinen Zwieback auf.«
    Tavi sah ihn stirnrunzelnd an, drehte sich dann aber um und hob sein Frühstück auf, ein unbelegtes Quadrat aus Schiffszwieback, ein steifes graues Brot, das aus ihrem letzten Mehl und einigen der weniger widerlichen Teile eines erlegten Leviathans gebacken war. »Das hier werde ich in der Zukunft bestimmt nicht vermissen«, sagte er, schlang den Zwieback dann aber doch entschlossen herunter. Wenn sich heute alles zum Schlechteren entwickelte, würde er vielleicht später keine Gelegenheit mehr finden, etwas zu essen.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte Max. »Kitai hat vielleicht nicht Unrecht.«
    Tavi schüttelte den Kopf. »Wenn ja, dann weiß ich nicht, in welcher Hinsicht.«
    Max knurrte: »Hör her, Tavi. Du bist mein Freund. Aber du trägst wirklich ein Paar der krähenverfluchtesten Scheuklappen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Mensch, du bist der verdammte Princeps von Alera «, gab Max zurück. »Du bist ein verfluchtes Vorbild – oder solltest es wenigstens sein.«
    »Das ist lächerlich«, sagte Tavi.
    »Natürlich ist es das«, erwiderte Max. »Aber ob es dir nun gefällt oder nicht, es ist das, was das Amt von dir verlangt: dass du dich immer und in jeglicher Hinsicht wie der ehrenhafteste und würdigste junge Civis des Reichs benimmst.«
    Tavi seufzte. »Und das heißt?«
    »Das heißt, der Princeps des Reichs kann es sich nicht leisten, dass Lebewesen herumlaufen, die ihn in Verlegenheit bringen könnten«, sagte Max. »Geliebte zum Beispiel. Oder Bastarde.«
    Max verzog bei dem Wort den Mund. Sein eigener Vater, der Hohe Fürst Antillus, hatte Max mit einer Tänzerin gezeugt, die ihm gefallen hatte. Sein zweiter Sohn, Crassus, war ehelich geboren, was der Grund war, weshalb Max keine Titel oder Erbansprüche zufielen. Tavi wusste, dass Max’ gesamtes Leben einschließlich seiner sehr begrenzten Duldung durch die Civitas des Reichs machtvoll von seiner unehelichen Geburt geprägt worden war.
    »Das spielt wirklich keine Rolle, Max«, sagte Tavi. »Es gab nie jemanden außer Kitai.«
    Der große Antillaner atmete lautstark aus. »Du

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